• Merkur-Gespräche 2: Das Netz, historisch betrachtet

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    Update 23.10.: Leider kann Kathrin Passig an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Freundlicherweise ist Christoph Kappes kurzfristig eingesprungen und wird an ihrer Stelle mit Leonhard Horowski diskutieren.

    Die „Merkur-Gespräche“ gehen in die zweite Runde und greifen das Thema Digitalisierung auf, das schon im Januar 2015 Heftschwerpunkt war. Im Mittelpunkt der Gespräche werden Copyright-Fragen (Dommann/Felsch) und Formen politischer Systembildung in Online-Communities (Passig/Horowski) stehen, zwei wichtige Problemfelder aktueller Debatten um das Netznetzhistorisch fotos. In zwei Paarungen und im Anschluss in größerer Runde diskutieren wir die Lage aus der Perspektive ihrer Vorgeschichten und Präzedenzen: das Netz, historisch betrachtet.

    Mit Monika Dommann, Philipp Felsch, Valentin Groebner, Leonhard Horowski und Kathrin Passig.

    Die Veranstaltung findet statt am Freitag, den 23. Oktober 2015 im Studioraum des ACUD, Veteranenstr. 21, 10119 Berlin. Beginn ist 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Wir bitten um Anmeldung unter redaktion@merkur-zeitschrift.de. Programm 20:00 Uhr    Empfang und Begrüßung durch Christian Demand und Ekkehard Knörer 20:15 Uhr     Monika Dommann und Philipp Felsch über Copyright 20:45 Uhr     Leonhard Horowski und Kathrin Passig über Online-Communities 21:15 Uhr      Kurze Pause 21:30 Uhr     Kommentar Valentin Groebner. Im Anschluss Diskussion mit Valentin Groebner, Monika Dommann, Philipp Felsch, Leonhard Horowski und Kathrin Passig 22:00 Uhr     Verabschiedung durch Christian Demand und Ekkehard Knörer TeilnehmerInnen
    • Monika Dommann ist Professorin am Historischen Seminar der Universität Zürich.
    • Philipp Felsch ist Junior-Professor für Geschichte der Humanwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.
    • Valentin Groebner ist Professor für Geschichte mit dem Schwerpunkt Mittelalter und Renaissance an der Universität Luzern.
    • Leonhard Horowski ist Historiker und Autor.
    • Kathrin Passig ist Sachbuchautorin.
    • Christian Demand ist Herausgeber des Merkur.
    • Ekkehard Knörer ist Redakteur des Merkur. best ide for python
    Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Tagung "Leseverhältnisse" (Programm), die vom 22. bis 24.10. an der HU Berlin stattfindet, und mit L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung. Die „Merkur-Gespräche“ werden finanziell unterstützt von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und der Gerda Henkel Stiftung. Zur Übersicht über die Merkur-Gespräche
  • Bücher von Merkur-Autoren: Stephan Wackwitz‘ Die Bilder meiner Mutter‘

    Stephan Wackwitz, langjähriger Merkur-Autor und derzeit Leiter des Goethe-Instituts in Tbilissi, hat ein (auto-)biografisches Buch geschrieben: Die Bilder meiner Mutter. Heute beginnt im Literaturhaus in München eine Lesereise mit neun Terminen. Die Übersicht findet sich hier.

    Wir nehmen das zum Anlass, sämtliche seiner bislang zwanzig im Merkur erschienenen Texte für die Dauer der Lesereise freizuschalten. Die Übersicht finden Sie hier. Reklama, dizainas, firminis stilius, logotipų ir internetinių svetainių kūrimas UAB A. Chudinskio studija

  • Fundsache: Universitäre Streitkultur 1969 (Habermas)

    Bei den Recherchen zu ihrer Dissertation ist Nina Verheyen auf ein Dokument aus dem Herbst 1969 gestoßen, ein Heftchen mit dem Titel "Aktiver Streik. Dokumentation zu einem Jahr Hochschulpolitik am Beispiel der Universität Frankfurt". Darin enthalten ist die Dokumentation einer Auseinandersetzung am philosophischen Seminar. Der Habermas-Doktorand Gerhard Stamer hatte in einer Seminarsitzung im Wintersemester 1968/9 seinen Doktorvater in der Sache scharf kritisiert. Hier ein paar exemplarische Sätze:

    Sowohl die Interpretation Hegels als auch Marxens betreibt Habermas äußerlich... Habermas sieht nicht, daß der die Erkenntniskritik sprengende Ansatz von Hegel, die Reflexion auf die Voraussetzungen derselben, der Gang des Beweises des Absoluten selbst ist...  Habermas spart die Diskussion der konkreten Allgemeinheit aus, d.h. überhaupt die Diskussion des Verhältnisses zwischen Einzelnem und Allgemeinem. Folge dessen ist, daß er selbst im Idealismus befangen bleibt... Für die Subjekte springt bei Habermas nichts raus. Ihm geht es allein darum, den allgemeinen Zusammenhang der Wissenschaft mit der diesem vorgelagerten allgemeinen Gattungsgeschichte zu vermitteln.

    Man sieht: eine Auseinandersetzung auf ziemlich hohem Niveau, argumentativ wie begrifflich; kein persönlicher Angriff, sondern nur kritisch scharf in der Sache. Als Reaktion darauf hat Habermas seinen Doktoranden vor dem versammelten Seminar zur Schnecke gemacht. Wie das genau vor sich ging, ist nicht dokumentiert, allerdings dem folgenden Brief, den Gerhard Stamer darauf verfasste, der vernichtenden Tendenz nach gut zu entnehmen: (mehr …)
  • Neues aus KOKanien

    Karl Ove Knausgård stellt eine Frage: „Welchen Sinn sollte es haben, ein mittelmäßiger Literaturwissenschaftler zu sein?“ Auf Seite 397 von Träumen befindet sich Knausgård mitten im Literaturstudium in Bergen. Er hat eine Klausur zu Dantes Göttlicher Komödie geschrieben und entdeckt auf dem Schwarzen Brett des Instituts, dass sie mit einer 2,4 benotet wurde. Da sich Knausgård selbst für alles andere als einen Zweierschüler (aber für einen Dante-Kenner) hält, beantwortet er die Frage selbst so: „Das war doch vollkommen sinnlos.“ Träumen ist der fünfte und vorletzte Band von Knausgårds autobiographischem Projekt Min Kamp, und diese Szene findet sich ungefähr in der Mitte des Buches, das anders als die vorangegangenen Teile nicht zwischen Knausgårds Kindheit und seinem Erwachsenenleben hin- und herspringt, sondern chronologisch dem Zeitpunkt entgegengeht, an dem Knausgård als Autor etabliert ist und Bergen verlässt. Die Erzählung gliedert sich in zwei Teile: Wir begleiten KOK an die Akademie für Schriftsteller, wo er sich durch ein Jahr mit wenig Anerkennung für seine Schreibversuche und viel Liebeskummer quält, aus dem ihn erst seine Freundin Gunvor erlöst, die Ponys und Waffeln, Bücher aber weniger mag. Ihr zuliebe verbringt er ein Jahr auf Island, duscht in schwefeligem Wasser, versucht weiter zu schreiben. Er kehrt zurück nach Bergen, schläft mit einer anderen Frau, studiert weiter Literaturwissenschaft, arbeitet in einer Einrichtung für psychische Kranke und beim Campusradio, lernt seine erste Ehefrau kennen, verbringt Zeit in England, hat langsam Erfolg mit seinen Texten, kämpft mit seinem Vater, bis dieser stirbt, und die Leserinnen und Leser an eine Stelle geraten, an der sie schon mal waren. Knausgårds Ehe ist am Ende, er nimmt den Nachtzug nach Oslo; es soll alles anders werden. Wir wissen: bald wird er seine neue Frau kennenlernen, nicht mehr lang, bis er sich noch einmal so sehr verliebt, dass ein erster Kuss direkt in die Ohnmacht führt: es geht weiter. Um an diesen Punkt zu kommen, brauchen wir mit Knausgård lange, über 2000 Seiten – aber was sind schon ein paar Monate, Jahre, was sind schon ein paar hundert Seiten, wenn es darum geht, Hoffnung zu haben. (mehr …)
  • Eine Woche Zeit: Tier Wissen Ausstellen

    tier wissen ausstellen Et Tier Wissen Ausstellen in Siggen. Drei Tagungsprojekten hat die Alfred Toepfer Stiftung ihr paradiesisches Landgut im holsteinischen Siggen für "Eine Woche Zeit" mit Kost und Logis zur Verfügung gestellt. Wir haben von der Metatagung bzw. den Berichten der TeilnehmerInnen berichtet (Bericht 1, Bericht 2). Aktuell tagt die letzte der drei Gruppen des Jahrs 2015: eine interdisziplinär und aus Wissenschaftlern und Kuratorien gemischte Runde, die über das Thema "Tiere ausstellen" spricht. Genaueres (und weitere Fotos) gibt es auf der eigens angelegten Website. Die gute Nachricht übrigens: Die Kooperation von Merkur und Toepfer Stiftung wird fortgesetzt. Die Bedingungen der letztjährigen Ausschreibung sind auch die der aktuellen. Bewerbungen können Sie jederzeit an uns oder die Toepfer Stiftung richten. https://7splay.com
  • Je me souviens. Québec erinnert sich

    Le Devoir macht mit düsteren Nachrichten auf. Kanada befindet sich offiziell in einer Rezession, die fallenden Ölpreise treffen die Ölsandindustrie in Alberta und die Angestellten des internationalen Filmfestivals drohen zu streiken. Im Oktober, wenn es kalt wird, stehen Unterhauswahlen an. Der seit 2006 regierende konservative Premier Stephen Harper ist unbeliebt, von Skandalen gezeichnet – sein ehemaliger Stabschef hat versucht, Spesenmissbrauch einiger Senatoren zu vertuschen – und könnte doch dank des first-past-the-post-Modus wiedergewählt werden. Justin Trudeau, nach dessen Vater Pierre Elliott der internationale Flughafen von Montréal benannt ist, wird es wohl nicht gelingen, den Familienauftrag zu erfüllen; er ringt mit dem Anti-Austeritäts-Investitionsprogramm seiner Liberal Party zusehends erfolglos mit den Neuen Demokraten, die auf Französisch unvorteilhaft NPD abgekürzt werden, darum, wer die bessere Alternative zu Harper abgäbe. Die Straßen Montréals sind wie an vielen Orten Nordamerikas schachbrettartig organisiert. Diese Aufteilung ist aber keine Kopie New Yorks, sondern hat ihre Wurzeln in den rangs der Feldern der Normandie und der Bretagne. Von dort nämlich kamen im 17. und 18. Jahrhundert die meisten Siedler nach Nouvelle-France. Vor den Häusern gibt es Veranden, auf denen man sitzt, raucht und auf die baumgesäumte Straße schaut. Die Wohnungen sind langgezogen, eng und gehen auf einen schmalen Plot hin. Diente die Stirnseite einst zur (klein-)bürgerlichen Repräsentation, spielt das Leben, seit es Autos gibt, eher in den Hinterhöfen und den angeschlossenen ruelles, die einen nicht klar definierten Status zwischen Privatbesitz, Allmende und öffentlichen Straßen einnehmen. Manche nutzen sie als Parkplätze, andere für Nachbarschaftsgärten. (mehr …)
  • Nicht abklingende Erektionen

    Gestern die ersten beiden Teile (und vier Stunden) von Miguel Gomes neuem Film As mil e uma noites gesehen. Ziemlich platt und erschöpft nach der Vorstellung. Aus den Märchen von Tausend und eine Nacht werden eigentlich nur die Lust am Fabulieren und ein paar strukturierende Momente übernommen, inhaltlich geht es um ein von Krise und Troika erschüttertes Portugal. Gleich zu Beginn rechtfertigt der Regisseur als Stimme aus dem Off seine Vorgehensweise: Er wolle beides, „militantes“ Kino machen und Einblick in fantastische erzählerische Welten bieten, ohne dabei in Politdandyismus abzudriften. Die Troika hat dann auch relativ früh einen denkwürdigen Auftritt. Vor allem hat sie ein Problem. Diese mächtigen (puissant) Mannsbilder sind impotent (impuissant). Sie begegnen einem dunkelhäutigen Magier, der ein Spray dabei hat, das mehr als Abhilfe schafft. Politik als Männerschwachsinn, die portugiesische Finanzministerin ist die einzige Frau bei den Verhandlungen, aus ihrem Gesichtsdruck spricht eine großartige Verwunderung über die Geschehnisse. (mehr …)
  • Michael Rutschky: Mitgeschrieben

    Ein neues Buch von Michael Rutschky ist erschienen, hier die Verlagsseite. Es heißt Mitgeschrieben. Die Sensationen des Gewöhnlichen und enthält Tagebuchnotizen aus den Jahren 1981 bis 1984. Das ist die Zeit, in der Rutschky nicht mehr Redakteur des Merkur (davon berichtet er hier), zunächst aber beim ambitionierten (und mit seinen Ambitionen bald scheiternden) Transatlantik-Projekts von Hans Magnus Enzensberger und Gaston Salvatore war. Es ist aber überhaupt die Festanstellung, die er hasst. Primum Esse siūlo darbuotojų paiešką, koučingą, atranka, lyderystės mokymus ir vadovų atranką https://www.primumesse.lt/tiesiogine-vadovu-paieska-atranka-executive-search/ Kurt Scheel, recht oft, und der Merkur, am Rande, kommen darin vor. Sehr viel häufiger noch der junge Rainald Goetz, zwischen Luhmann, Punk, Medizin-Rigorosum, Irre und Klagenfurter Stirnschlitzerei auf der Suche nach Orientierung. Und jede Menge vergessenes und unvergessenes Achtziger-Jahre-Personal. In seiner schönen Rezension in der taz hat Philipp Felsch das Wichtigste zum Buch schon gesagt. Andere Auszüge aus Rutschkys Tagebüchern sind übrigens unter dem Titel Meine deutsche Frage im Merkur erschienen, in drei Teilen (1/2/3), sie stammen aus den Jahren 1990/1991/1993. Der dritte Teil ist in einer extended version auch hier im Blog nachzulesen.
  • Merkur im September

    "Die Entscheidungsfindung am Bundesverfassungsgericht ist wohl das Kollektivste, was ich mir vorstellen kann, und ich konnte es mir nicht vorstellen, bevor ich hierher kam". Sagt Susanne Baer, Bundesverfassungsrichterin, im Gespräch mit Monika Dommann und Kijan Espahangizi. Man erfährt darin sehr viel über das Gericht als Institution, seine Rituale und auch darüber, wie ein so widerständiges Individuum wie Susanne Baer sich in diese Institution fügt. Mit einer scharfen These eröffnet Ernst-Wilhelm Händler seinen pointenreichen Essay über "Die Kunst, die Kritik und das Geld": "Es gibt in der Gegenwart keine Kunstkritik" - so lautet der erste Satz. Danach wird es komplizierter. (Der Text ist frei online lesbar.) Der dritte lange Essay ergänzt Händler perfekt: César Airas autobiografisch grundierte Überlegungen zur zeitgenössischen Kunst. Zweiter frei lesbarer Essay: Philip Manows originelle Gedanken zum "politischen Gehen" - und also der Frage nach der besonderen politischen Bedeutung des scheinbar Allertrivialsten. Roman Köster debütiert als Ökonomiekolumnist mit skeptischen Anmerkungen zum Konzept der "geplanten Obsoleszenz". Vier Journalistinnen (darunter die Merkur-Autorin Margret Boveri) und ihre Aktivitäten im "Dritten Reich", vor allem aber ihren späteren Umgang damit, nimmt Ulrich Gutmair in den Blick. Scharf attackieren Emile Chabal und Stephan Malinowski den britischen Historiker David Aboulafia und seine Kollegen, die einen britischen Sonderweg fern von Resteuropa reklamieren. Der Jurist Horst Dreier hat ebenfalls eine Frage zu Europa: Gäbe es einen juristisch koscheren Weg zu europäischen Vereinigten Staaten? Seine Antwort: Vermutlich ja. Außerdem: Markus Schroer entwirft die Umrisse einer Geosoziologie, Hans Dieter Schäfer blickt zurück auf das Wien der sechziger Jahre. Und Stephan Herczeg liefert die 30. Folge seines Journals. Übersicht über die Optionen zum Kauf in allen Ebook-Formaten und Print
    Ernst-Wilhelm Händler Die Kunst, die Kritik und das Geld GRATIS César Aira Über die zeitgenössische Kunst Monika Dommann und Kijan Espahangizi Gespräch mit Susanne Baer Philip Manow Politisches Gehen GRATIS Roman Köster Geplante Obsoleszenz Ulrich Gutmair Vier Journalistinnen und das »Dritte Reich« Emile Chabal / Stephan Malinowski Gehört Großbritannien zu Europa? Horst Dreier Vereinigten Staaten von Europa Markus Schroer Konturen einer Geosoziologie Hans Dieter Schäfer Wiener Leben Stephan Herczeg Journal (XXX)