• Das Modell Lukaschenko

    Die Republik Belarus nach dem Ende der Sanktionen der Europäischen Union

    Ende Februar hebt die Europäische Union nach mehreren Jahren die Sanktionen gegen das Regime von Alexander Lukaschenko auf. Der Langzeitpräsident der Republik Belarus und seine höchsten Beamten können damit endlich wieder in die Alpen in den Skiurlaub reisen. Die formelle Normalisierung der Beziehungen zur EU ermöglicht Lukaschenko aber auch politisches Kapital aus dem Verhandeln zwischen dem Westen und Osten des Kontinents zu schlagen. Alexander Lukaschenko war bereits der glänzende Sieger der Verhandlungen der Minsk-Gipfel zur Beilegung der Kampfhandlungen im Osten der Ukraine. (mehr …)
  • Tod einer Kritikerin

    Der Donnerstag (hier ein Link zum Google-Cache) bestand als Blog bereits, als ich 2012 zur Redaktion stieß. Er ist nicht meine Erfindung, eher ist es umgekehrt. Damals war ich Teil einer Entwicklung, an deren Ende sich der Blog eine redaktionelle Linie gab. Mit einer erstmals als solcher ausgewiesenen Redaktionsleitung verabschiedete man sich vom Vielstimmenchor der Gründungszeit. Annika Bender, ein weiterer unbeschriebener Allerweltsname, eine weitere Figur aus dem Nirgendwo außerhalb des Netzwerks. Als solche sollte ich die nächste, die letzte Phase einläuten, für die sich die verbliebenen Schreiber auf eine bestimmte Idee von Kritik verständigt hatten. (mehr …)
  • In Praise of Offensiveness: 30 Years of Les Inrockuptibles

    Vorbemerkung der Redaktion: Die französische Kulturzeitschrift Les Inrocks (bzw. Les Inrockuptibles) wird dreißig. Das Editorial des aktuellen Chefredakteurs Pierre Siankowski findet sich hier, natürlich in französischer Sprache. (Sein Vorgänger Frédéric Bonnaud ist jetzt Leiter der Cinémathèque Francaise, was über das Standing der Zeitschrift schon einiges sagt.) Danilo Scholz hat seine kleine Hymne an Les Inrocks in englischer Sprache geschrieben. Eine Übersetzung ins Deutsche machen wir als Zeitschrift für europäisches Denken in diesem Fall einfach mal nicht. (ek) (mehr …)
  • Dokumentation: Eva Geulens Kommentar

    Beim Merkur-Gespräch zu den kleinen und großen Formen der Gegenwartsliteratur hat Eva Geulen die Beiträge/Gespräche von Kathrin Passig/Holger Schulze (hier die Slides) und Kathrin Röggla/Ulrich Peltzer kommentiert. Wir dokumentieren diesen Kommentar. Zwei Geständnisse: Ich bin weder auf Facebook noch auf Twitter abonniert, aber mit einem Mann verheiratet, der damit und mittelbar davon lebt und komme auf diese Weise in den Genuss von Sekundärbeobachtungen. – Ich lese gerne lange Romane: Stifter und Bolano. (mehr …)
  • „Mein Interesse am Hermannplatz ist gering“

    Jakob Nolte im Gespräch mit Wolfgang Hottner über seinen Roman ALFF, Teenager, Bücher und das Großwerden in aufgelösten Formen. *** Die Schüler der High & Low Highschool in Beetaville in Neuengland haben Angst. Einer ihrer Mitschüler wurde von dem sogenannten „Vollstricker“ grausam ermordet. Agent Donna wird vom FBI geschickt, um den Fall zu lösen und Meggy von der Schülerzeitung versucht sich als Privatdetektivin. Zudem gibt es eine „Anachronistische Jugend Beetaville e.V.“, eine Band die „La Deutsche Vita“ heißt und die Olympischen Spiele in Atlanta finden statt: die 90er, das „Genick am Rand des Jahrtausends“. Jakob Noltes Romandebüt ALFF (Fiktion, 2014 / Matthes & Seitz Berlin, 2015) erzählt im Stile eines Highschool-Thrillers von dieser gespenstischen Zeit, von den deutsch-amerikanischen Verwirrungen einer Jugend an der Peripherie des alten Jahrtausends. (mehr …)
  • Hannelore Schlaffer antwortet Kathrin Passig antwortet Hannelore Schlaffer

    Ein kurzer Mailwechsel zwischen Kathrin Passig und Hannelore Schlaffer zu deren Merkur-Essay Wider den Roman, erschienen im Februarheft. In einem letzten Abschnitt des Textes geht es um das von Kathrin Passig mitbetriebene Blog Riesenmaschine - diesen Abschnitt können Sie fürs bessere Verständnis hier nachlesen. Den ganzen, natürlich sehr lesenswerten Text, in dem es um "Gedankenbücher" von Peter Sloterdijk, Rainald Goetz, Botho Strauß und anderen geht, gibt es für 2 Euro im Volltextarchiv. (mehr …)
  • Was war Twitteratur?

    Twitter ist am Ende. So verkündete es kürzlich zumindest der New Yorker. Dazu war zuletzt immer wieder zu lesen, die Plattform wolle die ikonische 140-Zeichen-Begrenzung der Posts aufheben oder zumindest lockern. Es scheint also ein geeigneter Zeitpunkt zu sein, um danach zu fragen, was Twitteratur war. Dieser Begriff bezeichnet nämlich kein literarisches Genre, sondern situiert bestimmte literarische Texte im Diskurs über Gegenwartsliteratur. Bemerkenswert ist zunächst, dass sich der Begriff überhaupt herausgebildet hat. (mehr …)
  • Mehr Tugendfuror wagen: Das Sprachspiel „Politische Korrektheit“

    Man kann dieser Tage als Deutschamerikaner mit gewissem Stolz auf sein Land schauen. Jenseits von Pegida und Stammtisch präsentiert sich ein Deutschland, das einerseits kontrovers diskutieren kann, andererseits aber gewisse ethische Grundprinzipien, welche anderswo mit Füßen getreten werden, als hors de combat behandelt – in einem Jahr, in dem Donald Trump Mexikaner jagen will und die Dänen Flüchtlinge auf Eheringe abklopfen, ist das kein Geringes. Was nicht bedeutet, dass der Diskurs nicht auch Sorgen macht. Der Eindruck ist der einer Gesellschaft, die noch nach dem Vokabular ringt, mit dem den neuen Realitäten beizukommen wäre. Deutsches Handeln, deutsche Impulse sind sehr viel weiter als deutsches Nachdenken, wohl ein Novum in der deutschen Geschichte. (mehr …)
  • Demokratie und Demokratisierung

    "Die entsprechenden Programme müssten ausgebaut werden, und zwar in doppelter Hinsicht: Erstens reicht es nicht zu zeigen, dass man Konflikte im Dialog beziehungsweise mit Hilfe der dafür zuständigen Institutionen lösen sollte, Höflichkeit und Respekt inklusive. Vielmehr muss erläutert werden, warum das so ist oder genauer: warum es für alle von Vorteil ist. Und zweitens ist diese Begründung wohl nicht nur für Flüchtlinge informativ, sondern auch für viele Deutsche. Kurzum: Es ist an der Zeit, wieder über Demokratie zu reden – und über Demokratisierung." So endet ein lesenswerter und online frei lesbarer FAZ-Artikel von Merkur-Autorin Nina Verheyen vom 2. Februar, in dem es darum geht, wie auch die Deutschen einmal integriert werden mussten.
  • Merkur im Februar

    "Ein wunderbarer Text" (Klaus Mickus), "totaler Lesespaß" (Hans Hütt) - viel Lob für Andreas Bernards vorab online lesbaren Aufmacher des Februarhefts. Was uns sehr freut, denn zum einen ist das Bernards Merkur-Debüt. Und zum anderen gelingt es ihm in "Das totale Archiv" tatsächlich, eine Geschichte der Notwendigkeit des Nicht-Wissens zu schreiben, die von Georg Christoph Lichtenbergs Sorgen um den Roman bis zur Romantic Comedy und digitaler Partnervermittlung reicht. Ganz begeistert ist der Gegenstand des zweiten Texts von seinem Porträt, das Burkhard Müller verfasst hat: Der Hochstapler Gert Postel hält den Essay für ein "Meisterwerk" - und wer wären wir, ihm zu widersprechen. Sehr zu empfehlen ist, so leid es uns tut, auch der dritte Text im vorderen Teil: Matthias Rothe rekonstruiert das Projekt des (immer wieder vergessenen) Klassikers der Kritischen Theorie Alfred Sohn-Rethel als Theoriekunstwerk ersten Ranges. (mehr …)