Dezemberheft

Aus einem Leserbrief in der aktuellen konkret: „Vor allem aber fällt auf, daß im Politikteil fast nie Journalistinnen schreiben. Mehr noch, ich habe nachgeschaut: Von März bis November keine einzige! Der letzte Beitrag einer Autorin war im Februar!“ Nicht dass wir uns mit konkret vergleichen wollen, aber das Problem kennen wir auch. Im letzten Dezember, vielleicht erinnern Sie sich, hatten wir unsere Autorinnenausgabe und verbanden, bei aller Skepsis, die Hoffnung damit, fortan etwas öfter unverlangt eingesandte Texte von Autorinnen zu bekommen. Zwei oder drei Texte, die sich ausdrücklich auf das Dezemberheft beriefen, trafen tatsächlich ein. Mehr nicht. In einer Umfrage unseres Partners Eurozine hat Ina Andrae, Büroleiterin beim Merkur, noch einmal nach Gründen für das elende Geschlechterverhältnis gesucht.

Das nur zur schärferen Konturierung unserer Dezemberheftpleite: keine einzige Beiträgerin, nirgends. Wir bemühen uns, und bemühen uns weiter. Manchmal kommt aber viel zusammen, so diesmal. Trotzdem natürlich ein spannendes Heft. Online freigeschaltet haben wir einen Text, in dem die SZ-Feuilletonisten Thomas Steinfeld und Lothar Müller gute Gründe sammeln, die Zukunft der Zeitung optimistisch zu sehen. (Dass es auch gute Gründe zur Skepsis gibt – vgl. z.B. ganz aktuell dies -, steht auf einem anderen und bald vielleicht auch in unserem Blatt.) Außerdem gibt es die erste Ausgabe unserer neuen Geschichtskolumne von Sebastian Conrad zu lesen: Er blickt darin auf nicht-westliche Blicke auf den Westen. Ebenfalls eine Premiere: Die Sprachkolumne von Daniel Scholten (den man von seiner Website Belles Lettres, aber auch als Kriminalromanautor kennen kann), in der er aus sprachwissenschaftlicher Sicht massive Zweifel an mancher sprachlichen Genderverrenkung anmeldet.

Außerdem, neben manch anderem, ein Porträt des Sozialwissenschaftlers Albert O. Hirschman, das Patrick Eiden-Offe verfasst hat; eine Besprechung der Mascha-Kaléko-Gesamtausgabe durch Jakob Hessing (dazu morgen im Blog noch mehr) und ein Text von Heinz Bude über einen Auftritt Jean Amérys beim Internationalen Frühschoppen, für den Améry als vermeintlicher RAF-Fürsprecher großen Ärger bekam.

Gestern hat Christian Demand das Heft – genauer gesagt den Aufmacher zur Zukunft der Zeitung – im Feuilletonpressegespräch bei Deutschlandradio Kultur vorgestellt. Kann man hier nachhören.

ek