Heft 856, September 2020

Die statistische Übermacht oder: Eine Verteidigung der Theorie

von Maike Salazar Kämpf

In seinem Aufsatz zur Replikationskrise behauptet Aubrey Clayton, er habe einen großen Denkfehler aufgedeckt und sei damit einem Problem, vor dem die Wissenschaft steht, auf die Schliche gekommen.1 Doch er deckt das Problem nicht nur auf, als Mathematiker hat er auch eine Antwort parat: Bayes’ Statistik. Diese Antwort ist unzureichend, denn erstens ist diese Antwort der Wissenschaft selbst schon eingefallen, und zweitens wird der Satz von Bayes alleine die Replikationskrise nicht lösen.

Ein wissenschaftliches Experiment kommt unter den gleichen Bedingungen zu den gleichen Ergebnissen – deshalb können wir (als Wissenschaftlerinnen) eine generalisierende Aussage treffen. Eine Replikationsstudie ist eine Studie, die genau das macht, nämlich versucht, ein bereits bestehendes Experiment unter den (vermeintlich) gleichen Bedingungen zu wiederholen, um im besten Fall auf das gleiche Ergebnis zu kommen – was nicht immer klappt. Durch das Wiederholen von Experimenten, das Replizieren, sind Selbstkorrekturen möglich. Studienergebnisse, die man nicht wiederholen kann, müssen als Zufallsergebnisse eingestuft und aussortiert werden. Replikationsstudien sollen, wie Clayton schreibt, »die stichhaltige Wissenschaft aus dem Rauschen herausfiltern«.

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