Heft 905, Oktober 2024

»Machen Sie, was Sie wollen, nur mit mir nicht«

Die Korrespondenz Rolf Dieter Brinkmanns mit dem Merkur von Michael Töteberg

Im seit kurzem im Deutschen Literaturarchiv Marbach liegenden Nachlass Rolf Dieter Brinkmanns findet man den Merkur vom Oktober 1969. Das Heft hatte Brinkmann an seinen Freund Ralf-Rainer Rygulla geschickt, dabei das Titelblatt mit Kommentaren verziert. Rygulla müsse unbedingt den Essay Surrealismus und Terror von Karl Heinz Bohrer lesen, außerdem stand hinten im Heft eine Rezension ihrer Acid-Anthologie. Doch darum ging es Brinkmann nicht. »Wir müssen unbedingt etwas gegen Undergroundfestlegung machen! Ich habe Klett & Paeschke Verfahren angedroht!« Er forderte 1000 Mark – für drei Gedichte, die er nicht geschrieben, sondern nur übersetzt hatte. Die Überschrift im Heft, und allein das schon erboste ihn, lautete »Dreimal Underground« (und nicht, wie von Brinkmann gewünscht, »Neue amerikanische Lyrik«).

Um zu demonstrieren, wie ernst es ihm war, informierte Brinkmann per Einschreiben auch den Ernst Klett Verlag. Die Auseinandersetzung eskalierte, an Verbalinjurien Brinkmanns fehlte es nicht, wobei der Merkur-Herausgeber Hans Paeschke durchaus zu parieren wusste: »Gottseidank, Herr Brinkmann, weiß ich von gemeinsamen Bekannten genug darüber, daß es zu Ihrem Wohlbefinden gehört, andere Leute zu beleidigen. Ich wünsche Ihnen nur, daß Sie dabei nicht einmal an jemand geraten, der keinen Humor versteht. Mit Ihren jungen New Yorker Lyrikern haben Sie in dieser Hinsicht Glück.« Das war keineswegs der erste Konflikt zwischen Autor und Herausgeber und auch nicht das Ende der Beziehung.

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