Heft 862, März 2021

Männer!

von Marc Degens

AUGENRAUSCHEN – WEISSES FLACKERN

ROBERTO BOLAÑO

(seufzend)

Die Heimat des wahren Schriftstellers ist seine Bibliothek, die aus Regalen oder aus seinem Gedächtnis besteht.

GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG

(zieht ein Taschentuch aus der Tasche seines Gehrocks und wischt sich damit den Schweiß von der Stirn)

Bücher werden aus Büchern geschrieben. Unsere Dichter werden meistenteils Dichter durch Dichter-Lesen.

WOLFGANG KOEPPEN

(trotzig)

Ein Mensch ohne Bücher ist blind.

ADRIANUS FRANCISCUS THEODORUS VAN DER HEIJDEN

(kauend)

Meine Belesenheit ist gering, zumal wenn ich sie mit der von Schriftstellerkollegen vergleiche. Allerdings muss ich immer über die Wälzer lachen, mit denen sie in der Regel ankommen. Wälzer, deren Umfang in keiner Relation zu den durchsichtigen, hauchdünnen Büchern stehen, die sie selbst produzieren. Und dann fallen Worte wie Einfluss.

DERWEIL IN NEW YORK CITY

GEORGE TABORI

Was ich immer erzählen muss, immer sagen muss. Dass ich keine Heimat habe, dass ich ein Fremder bin, und das meine ich nicht pathetisch, sondern als gute Sache. Weil ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muss ein Fremder sein.

MICHAEL CHABON

(erleichtert)

Natürlich ist die Lebensform eines Autors nicht entscheidend für die Art seines Werkes, und doch kann man fragen, ob nicht die reale Mobilität eine geistige miterzeugt.

FRANKFURTER BUCHMESSE – HALLE 4.1.

PETER HANDKE

(stolz)

Eigentlich seit ich angefangen habe zu denken, wollte ich immer Literatur machen. Oder besser: nicht Literatur machen, sondern als Schriftsteller leben.

RAINALD GOETZ

(begeistert in die Hände klatschend)

Ich glaube, dass jeder normale Mensch gerne so ein Leben führen würde wie ich. Einfach weil man als freier Schreiber total machen kann, was man will.

JOACHIM LOTTMANN

(im Vorbeihuschen gehetzt in die Kamera sprechend)

Denn schreiben heißt lesen, recherchieren, an die Wand starren, telefonieren, Farbfilme aus den fünfziger Jahren sehen oder noch unentdeckte italienische Neorealisten, ins Kaffeehaus gehen, Leute beobachten und auf jeden Fall ganz, ganz viel nachdenken.

THOMAS BERNHARD

(die Beine übereinander schlagend)

Am liebsten würde ich ja, wenn ich nicht schreiben müsste, dauernd herumfahren und überhaupt nichts tun.

PAUL NIZON

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