Versagen der Vorstellungskraft
Der Kampf gegen das iranische Regime von Ali AnsariDer Kampf gegen das iranische Regime
Als iranische Gerichte Mitte November vergangenen Jahres erstmals einen der Demonstranten zum Tode verurteilten, waren mutmaßlich bereits 326 Menschen bei der gewalttätigen Niederschlagung der Proteste getötet worden – ein weiterer Beleg für die Brutalität und den moralischen Bankrott der Islamischen Republik. Aber auch ein Indiz für die Ratlosigkeit eines Regimes, das zunehmend den Bezug zu den Wünschen seiner Bevölkerung verliert.
Der moderne Iran hat eine ganze Reihe von Revolutionen erlebt, soziale, ökonomische und politische. Er wird oft als so anfällig für Revolutionen wie politisch unbeweglich beschrieben. Das eine schließt das andere keineswegs vollkommen aus. Fehlende Veränderung kann zum Katalysator für revolutionäre Umtriebe werden, wenn der Druck auf einen reaktionären Staat wächst. Es ist aber auch wahr, dass lange Perioden der Erstarrung – das Klischee des »veränderungsunwilligen Ostens« verstärkend – zu politischer, aber auch analytischer Unbeweglichkeit führen: Regime werden selbstzufrieden, die Expertinnen beginnen sich zu langweilen. Genau in einer solchen Situation ist Argwohn angebracht.
Die Revolutionen von 1906 und 1979
Die beiden Revolutionen, die den Iran im 20. Jahrhundert umgewälzt haben, bieten dafür hervorragende, wenn auch sehr unterschiedliche Beispiele. Im Jahr 1906 hat die Konstitutionelle Revolution den Iran transformiert, in deren Zug, wie der Name schon sagt, eine Verfassung, die Begrenzung der Macht des Monarchen, ein Parlament, die Prinzipien des Rechtsstaats und der Gewaltenteilung etabliert worden sind. Die britischen Beamten, die über die Ereignisse berichteten, waren verblüfft und nicht wenig erfreut über die Veränderungen, die dabei verankert wurden.