Walden Inc.
Die letzten Männer von Solvejg NitzkeDer »große Meister« Henry David Thoreau, Gründungsfigur des modernen Ein-Mann-allein-im-Wald-Mythos, hat, seitdem 1854 Walden, or: Life in the Woods erschien, eine nicht endenwollende Reihe von Nachahmern gefunden. Wildnis und (innere) Wildheit sind, darin besteht die Anziehungskraft dieses Mythos, nie tot gewesen – höchstens überdeckt, verformt, pervertiert. Tatsächlich gehört der Call of the Wild (Jack London) ebenso zum Sound der Moderne wie der von Eisenbahnen und Schnellstraßen.
Was die jüngste Ausprägung des Walden-Kults kennzeichnet, ist eine meta-naive Warenförmigkeit. Meta-naiv, weil sie von sich weiß, was sie ist, aber behauptet, dieses Wissen mindere nicht die Authentizität des Unternehmens. Im Gegenteil, gerade weil die beschriebenen Abenteuer in Zeitschriften wie dem seit 2015 existierenden Walden-Magazin schon Kalenderpassform haben, also räumlich und zeitlich ziemlich eng umgrenzt sind, werden sie als besonders begehrenswert beschrieben: »Selber schuld, wen es immer nur in die Ferne zieht«, steht auf dem Foto der sächsischen Elbsandsteinfelsen.