Hannah Arendt (1906-1975) war eine deutsch-amerikanische Philosophin und Publizistin. 1941 emigrierte sie in die USA, später nahm sie die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ab 1963 lehrte sie Politische Theorie an der University of Chicago, 1967 wechselte sie an die New School for Social Research nach New York.
Von Hannah Arendt sind insgesamt 17 Beiträge zu sehr unterschiedlichen Themen im Merkur erschienen. Jeder einzelne lohnt noch heute die Lektüre. Die größte öffentliche Resonanz hatte im August 1963 der umfangreiche Essay über den Eichmann-Prozess in Jerusalem. Er basierte auf einer Reihe von Reportagen, die Arendt für den „New Yorker“ geschrieben hatte und die in den USA bereits für Aufsehen gesorgt hatten.
Der Merkur-Essay präsentierte im Untertitel die These „Von der Banalität des Bösen“, die bis heute kontrovers interpretiert und diskutiert wird (instruktiv dazu Christoph Menke, „Auf der Grenze des Rechts. Hannah Arendts Revision des Eichmann-Prozesses“, Heft 770, Juli 2013). Unbedingt lesenswert ist auch Arendts dreiteiliger Essay zu Walter Benjamin: „Der Bucklige“ (Heft 238, Januar 1968), „Die finsteren Zeiten“ (Heft 240, März 1968) und „Der Perlentaucher“ (Heft 241, April 1968), eine liebevolle, wenngleich einseitige Deutung von dessen Werk und Persönlichkeit, mit der sie unter anderem Benjamins Freunde Gershom Scholem und Theodor W. Adorno gegen sich aufbrachte.
Zweite Lesung
Eva Geulen, Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin, empfiehlt zur Zweiten Lesung das von Hannah Arendt verfasste Portrait über Walter Benjamin. Ein Gespräch mit den Merkur-Herausgebern Ekkehard Knörer und Christian Demand.