Heinz Schlaffer (1939-2023) war seit 1975 und bis zu seiner Emeritierung Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Stuttgart. Der Stadt und der Region, sehr prominent auch dem Literaturarchiv in Marbach ist er immer eng verbunden geblieben. Das wichtigste, jedenfalls in der breiteren Öffentlichkeit meistbeachtete seiner stets eher schmalen Bücher ist Die kurze Geschichte der deutschen Literatur von 2002 - dessen These im bestimmten Artikel des Titels schon steckt.
Von Heinz Schlaffer sind zwischen 1986 und 2011 acht Texte im Merkur erschienen. Sie sind, wie seine Bücher, jargonfrei geschrieben, der Horizont ist über die mit Distanz betrachteten engen Fachgrenzen hinaus weit. Im ersten der Texte, Die Gelehrten auf dem Markt, geht es um den geschwundenen Glanz des Professorendaseins, im letzten, Betreutes Sehen, kritisiert Schlaffer einen Begriff der Kunstvermittlung, der im Gegensatz zur eigenständigen Geschmacksbildung steht.