Merkur Nr. 635, März 2002

Deutschland einig Altenland

von Eberhard Moths

 

Der moderne Homo oeconomicus ist kinderlos und kurzsichtig. In der Bundesrepublik realisiert jedenfalls jeder durchschnittliche Einkommensbezieher mit dieser Merkmalskombination eine ansehnliche Verhütungsprämie. Mit einem Kind, auf das verzichtet wird, lassen sich allein an Erziehungskosten bis zum achtzehnten Lebensjahr gut 200000 Euro sparen. Nachzulesen ist das im neuen Zuwanderungsbericht von Rita Süßmuth.  Lottogewinne in dieser Größenordnung sind äußerst selten. Wo der allgemeine Kinderverzicht finanziell so versüßt wird, stehen Analysten mit demographischen Verlustwarnungen auf verlorenem Posten. Sich häufende Besorgnis über nationalen Kinderschwund bietet kein attraktives Gegenprogramm zur aktuellen Schonung von Konto und Nerven.

Traditionell stellen Statistiker Altersschichtungen der Bevölkerung graphisch mit Hilfe einer ebenmäßigen Pyramide oder einer unten mit Astwerk weit ausladenden Fichte dar. Im Deutschen Reich um 1900 traf der Sinn dieser Bildersprache noch zu. Wie heute in den Entwicklungsländern legitimierten hohe Geburtenzahlen am unteren Ende und kürzere Lebenserwartungen am oberen Ende die Pyramiden- oder Tannenform. Inzwischen ähnelt der deutsche Lebensbaum einer vom Sturm zerzausten Bergkiefer, bei der die unteren Äste abgebrochen oder nicht ausgetrieben sind. Die nationale Vereinigung 1990 brachte keine Verjüngungskur. Das passende Sinnbild für die aktuelle deutsche Bevölkerungsentwicklung ist jetzt die Keule.

Erstens: Der Seniorenwipfel ist bereits ein unumstößliches Faktum. Die Bevölkerung erreicht ein bisher ungekanntes Lebensalter. 2001 wurden Frauen durchschnittlich 81 Jahre alt, Männer 74 Jahre. Gegenüber 1900 bedeutet das für Frauen und Männer einen Zugewinn von 30 erlebten Jahren. 2001 lag der Anteil derjenigen über 60 an der Gesamtbevölkerung bei 22 Prozent, 2050 wird mit dem Doppelten gerechnet.

Zweitens: Der deutsche Kinderschwund ist irreversibel. Im neuen Jahrhundert werden wir nie mehr so viele Kinder um uns haben wie derzeit. Das heißt, alte beziehungsweise ältere Menschen werden zunehmend unter sich bleiben und sehen müssen, wie sie ohne eigene Nachkommen zurechtkommen. Wo exzessiv Verzicht praktiziert wird, bekommen Kinder Seltenheitswert. Ursache dieses Durcheinanders der Generationen ist die sogenannte Erneuerungsrate der Deutschen. Sie ist zu gering und wird es auf absehbare Zeit bleiben. Mit anderen Worten: Die jungen kräftigen Baumäste, auf die sich Alte und Kranke hierzulande einmal setzen wollten, wachsen nicht nach. Hinzu kommt, daß jede Bevölkerungsschrumpfung eine eigene Dynamik besitzt: Schwache Kinderzahlen bedeuten unweigerlich noch weniger Eltern. In diesem Jahrhundert ist daher von Müttern mit zusätzlichen Kindern für das deutsche Wirtschafts- und Sozialsystem keine Lebenshilfe zu erwarten.

Drittens: Der heutige Leistungsumfang der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung kann unter dem Zeichen der Keule nur in Bruchstücken aufrechterhalten werden. Geringere Kinderkosten lassen sich nur abstrakt mit höheren Alterslasten verrechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Demographie hat hierzu kürzlich atemberaubende Gedankenexperimente vorgestellt: Um beispielsweise den heutigen Generationenmix von Erwerbsfähigen zwischen 15 und 65 zu über 65jährigen aufrechterhalten zu können, müßten bis zum Jahr 2050 188 Millionen Menschen netto nach Deutschland einwandern. In den letzten 40 Jahren sind gerade einmal 9 Millionen Menschen dauerhaft zugezogen. 188 Millionen zusätzliche Mitbürger würde, von allem anderen abgesehen, den Kollaps von Umwelt und Infrastruktur bedeuten.

Viertens: Die demographische Keule legt den Wegfall der originären Grundlagen des klassischen Generationenvertrags offen. Er war bisher schon eine sehr einseitige Angelegenheit. In Zukunft bleiben die jüngeren Vertragspartner einfach weg.

 

Kein Brüderlein, kein Schwesterlein

Die demographische Entwicklung ist kein exklusives Problem der großen Sozialverbände. Die strukturelle Überalterung hat ebenso direkten Einfluß auf die Funktionsfähigkeit von kleinen Familien oder deren Ersatznetzwerke. Die heutigen Pflege- oder Bezugspersonen, also vor allem Frauen, Töchter, Schwiegertöchter oder Zivildienstleistende, werden im Jahr 2050 − dann soll nach Vorausschätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die Zahl der über 70 Jahre alten pflegebedürftigen Menschen mit 4,7 Millionen das Zweieinhalbfache des heutigen Niveaus erreicht haben − nicht mehr in der uns noch vertrauten Weise dasein. Sie werden physisch gar nicht mehr auf der Bildfläche des Pflegesektors erscheinen oder an anderen Funktionsstellen von Wirtschaft und Gesellschaft unabkömmlich sein. Das Leben vor dem Alter geht schließlich weiter. Längst vom Pflegemarkt verschwunden werden mit Sicherheit die vielen Spätaussiedlerinnen sein, die gegenwärtig von den Arbeitsämtern noch kostengünstig zum Dienst an deutschen Alten verpflichtet werden können. Bei solchen Überlegungen ist zu bedenken, daß heute bereits die Gesundheitsausgaben für einen über 60jährigen achtmal höher sind als für jüngere Altersgruppen. Auch Zuzügler altern.

Extreme Veränderungen der Struktur einer Bevölkerung sind historisch keine Ausnahmefälle. Die bekanntesten Gründe dafür sind Kriege, Ernährungskrisen und Seuchen. Sie haben zum Ausfall ganzer Geburtenjahrgänge oder zur Entvölkerung weiter Landstriche geführt. Solche Bevölkerungsverluste auszugleichen, war immer schwer, teuer und langwierig.

Aber nicht nur starke Bevölkerungsausfälle haben gravierende Auswirkungen. Gleiches gilt auch bei Bevölkerungsüberschüssen. 1976 hat das Battelle-Institut auf den deutschen Babyboom mit der noch immer bemerkenswerten Studie Vom Schülerberg zum Rentnerberg reagiert. Battelle interpretierte die Geburtenentwicklung zwischen 1950 und 1975 als Welle beziehungsweise wandernden Berg. Ausmaß und Höhe dieses statistischen Berges waren gewaltig: Die Zahl der Lebendgeborenen stieg zwischen 1954 und 1964 in der Bundesrepublik um 34 Prozent. Auf Gipfelhöhe (Nachkriegshöchststand) kamen im Jahr 1964 knapp 1,1 Millionen Kinder zur Welt. Danach ging es steil bergab. Ab Mitte der sechziger Jahre bis 1975 ging die Zahl der Lebendgeborenen um 44 Prozent zurück. Damit war fast wieder das Geburtenniveau des Jahres 1945 erreicht.

Schon am Wanderungsbeginn des Geburtenberges stellt Battelle fest, daß die zeitnahen Schwierigkeiten im Bildungs- und Beschäftigungssystem Resultate langfristiger Entwicklungen seien, gemessen an den daraus folgenden Problemen in anderen Bereichen, zum Beispiel dem Beschäftigungs- und dem Rentensystem, noch vergleichsweise harmlos. Schon damals wurde aufgeschrieben, daß bei steigender Zahl der Rentner ein abnehmendes Potential an Beitragszahlern − in ihrer Frühform handelt es sich dabei immer um Kinder − dazu zwingt, das Prinzip der dynamischen Rentenanpassung rechtzeitig auf seine Tragfähigkeit zu überprüfen.

 

Berg und Tal

Der Battelle-Berg ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Auf der Basis der 1976 verfügbaren Daten und Methoden sollte im Jahr 2035 der deutsche Rentner-Zenit überschritten sein. Auch aus heutiger Sicht steht das dicke Ende des Geburtenbooms in Deutschland erst noch bevor.

Inzwischen verkünden Fachleute, daß überhaupt kein probater Ausweg aus der deutschen Kinderkrise existiert. Weder mit üppiger Geburtenförderung noch mit massiver Zuwanderung ließe sich der alles entscheidende Altersquotient spürbar beeinflussen. Für diese These spricht das berüchtigte heimatliche Schuldengebirge. Woher also das erforderliche Geld für Kinder nehmen und nicht stehlen? Die ansonsten in Berg und Tal versteckten Altlasten und deren Kosten sind bei dieser Rechnung noch unberücksichtigt. Wirklich existentiell wird es aber erst jenseits von Finanzierungsfragen. Woher sollen zusätzliche Kinder in großer Zahl eigentlich kommen? Nicht nur Deutschland altert. Auch Rußland oder Italien gehen die Kinder aus. Zur Zeit wird ganz Europa steinalt. Mit anderen Worten, im europäischen Umfeld sind Transferkinder in den nächsten Jahrzehnten teure Mangelware. Auch China und Japan sitzen in einer ungemütlichen Altersfalle. Sie hat dort etwas später als in Europa zugeschnappt, dafür aber um so fester. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen in Europa und China sind prinzipiell vergleichbar, wenn bei Ein-Kind-Familien das Brüderlein oder Schwesterlein ausbleibt. Ob dies auf freiwilliger Basis geschieht oder gesetzlich erzwungen wird, kann bei dieser Bewertung vernachlässigt werden.

Solche Fakten relativieren alle vorschnellen Greencard-Hoffnungen oder einen erfolgversprechenden globalen Kinder- und Nachwuchshandel. Vergessen wir auch nicht, daß das deutsche Kinder- und Leistungsdefizit dadurch vergrößert wird, daß wir unsere Nachkommen bereitwillig und fein ausgestattet nach Amerika exportieren. Meistens sind wir darauf sogar mächtig stolz. Die Zeiten sind noch gar nicht so lange her, daß osteuropäische Staaten bei Ausreise ihrer Landeskinder deren Ausbildungskosten zurückverlangten. Der Kindernotstand entwickelter Länder könnte dazu führen, diese großzügige Form von Frischblutzufuhr der USA zu überdenken. Wer nichts mehr zu verschenken hat, wird zwangsläufig weniger freizügig. Es besteht keine Pflicht zu uneingeschränkter Subvention gegenüber einem Land, das schon unermeßlich reich ist. Die Uno geht jedenfalls davon aus, daß die USA auch noch 2050 einen hohen Jugendlichkeitsfaktor besitzen werden.

 

In der Altersfalle

Wer in der Altersfalle festsitzt, muß sich von vielem trennen, was bisher lieb und billig war. Illusionen oder Fehleinschätzungen aufzugeben, ist nicht gerade eine Haupteigenschaft älterer Menschen. Sie halten erfahrungsgemäß lieber an dem fest, woran sie in großer Unschuld wie Unkenntnis unverrückbar glauben wollen. Anpassungsfähigkeit hat Lernfähigkeit zur Voraussetzung. Dazu zählt Selbstkritik. In der Altersfalle kommt demographische Selbsterkenntnis allerdings zu spät.

Norbert Blüm kannte natürlich solche Zusammenhänge, als er 1996 vor dem Bundestag eine Vorstellung als großer Illusionist der Rentenpolitik gegeben hat. Seine Formulierungen haben es in sich: »Unsere Rentenversicherung verdient Vertrauen. Die Rente ist Teil der Lebensplanung und Lebenssicherheit der älteren Generation. Deshalb: Spielt nicht mit den Ängsten der Rentner! … Unsere Rentenerhöhung funktioniert automatisch.«

Ein kurzer Blick in den Altersbericht 2001 der Bundesregierung genügt, um sofort auf Absurditäten zu stoßen, die deutlich machen, wie solche ungetrübten Glaubens- oder Systemschwüre in die Irre führen: Die gesetzlichen Rentenkassen zahlten am Stichtag 1. Juli 1999 an Männer über 65 im Westen Deutschlands im Durchschnitt 1830 Mark Monatsrente, Rentnerinnen erhielten 784 Mark. Im Osten erhielten Männer im Durchschnitt eine Altersrente von 2084 Mark und Frauen 1131 Mark. Das sind keineswegs üppige Renten, trotzdem wird allein ihre Berechnungsweise Neid und Zwietracht verursachen. Kein halbwegs wacher Zeitgenosse wird darauf setzen können, daß Rentenanfängern aus der DDR nach obigem Strickmuster im Schnitt noch weitere 20 Jahre eine Art Vereinigungsdividende gezahlt bekommen. In der Altersfalle verliert das beliebte Selbstgerechtigkeitsprinzip »Das steht mir aber zu« schnell an praktischer Durchsetzbarkeit. Vor gesamtdeutsch verursachter Kinderarmut sind alle Rentner gleich. Das werden besonders Beamte und Gewerkschaftsfunktionäre lernen müssen.

 

 

Auch die neue Riesterrente, für die jetzt Versicherungsunternehmen große Werbeetats bereitstellen, ist keineswegs vor demographisch bedingter Entwertung sicher. Der allgemeine Alters- und Schrumpfungsprozeß der deutschen Bevölkerung beeinflußt selbstverständlich auch Aktien- und Rentenwerte. Abnehmende Nachfrage bedeutet sinkende Renditen. Solchen Tempowechseln werden in Zukunft ganzen Branchen zum Opfer fallen. Wo faktisch ein Viertel der natürlichen Nachfrager wegfällt und vom Rest die Hälfte die 50 längst überschritten hat, ist wirtschaftlicher Strukturwandel unumgänglich.

In der Altersfalle herrscht noch keineswegs allgemeiner Pessimismus. So schnell wird starker Glaube an Unternehmergeist, die Segnungen eines freien Kapitalmarktes, internationale Arbeitsmarktmobilität oder an die Wunderkraft ständiger Innovationen nicht aufgegeben.

Noch besteht auch kein Grund für durchgängige Tristesse, in der deutschen Altersfalle existiert immer noch beachtlicher Bewegungsspielraum: Wo wenig Kinder nachwachsen, muß man sie nicht unbedingt überlang auf weiterbildende Schulen schicken; um aus weniger mehr zu machen, lassen sich ebenso radikal die Studienzeiten kürzen: zwei Beispiele für Verjüngungschancen. Viele Männer und Frauen in unserem Land sind weder krank noch hinfällig. Sie müssen nicht vorzeitig demotiviert oder aus Mangel an praktischer und politischer Phantasie in Rente geschickt werden. Aus mehr als der Hälfte aller deutschen Betriebe sind Beschäftigte, die das fünfzigste Lebensjahr überschritten haben, völlig verschwunden. Auch schon mit einem kleinen Teil ihrer verfügbaren Kräfte läßt es sich wirtschaftlich noch gut haushalten. Unter modernisierten bildungs- oder arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen ginge konventionell qualifiziertes Funktionspersonal also nicht so schnell aus. Nicht zu vergessen: eine stark reduzierte Bevölkerung braucht auch weniger Bedienung.

 

Sitzen auf dem abgesägten Ast

Optimismus dieser Art ändert nichts daran, daß Politik, Wirtschaft und Wissenschaft keine Blaupausen für die Bewältigung eines lang anhaltenden, demographisch determinierten Schrumpfungsprozesses von Bevölkerung und Volkswirtschaft besitzen. Seit Malthus’ Zeiten beherrschen Wachstumstheorien die Bühne. Ihre klassischen Themen waren Überbevölkerung oder Verelendung. Eine kluge Ökonomie hatte sie mit allen Mitteln zu verhindern. Was wir heute unter Massenwohlstand verstehen, ist erst viel jüngeren Datums. Die dogmatische Fixierung auf ewig währendes Wachstum ist kein wissenschaftliches oder politisches Entlastungszertifikat.

Das deutsche wie das europäische Altenland entsteht ja nicht in großer Heimlichkeit. Schon lange werden seine Defizite und Vorlaufzeiten erkennbar. Genutzt hat das wenig. Bei Globalisierung und Liberalisierung ist darauf zu achten, daß sie zu keiner einseitigen Veranstaltung werden.

Worauf es jetzt ankommt, ist das Management des Sachverhalts, daß selbst größte Konsumbeflissenheit nicht ausreicht, entwickelte Volkswirtschaften mit all ihren Satellitensystemen wie gewünscht funktionsfähig zu erhalten. Ohne ausreichende Kinderzahl geht das offensichtlich nicht. So etwas heißt in der Fachsprache limitationaler Faktor. Ihn auszuschalten ist im Regelfall unmöglich. Bleibt also die Antwort auf die zentrale Frage übrig, wie eine Gesellschaft ihr privates und öffentliches Leben umstellen oder grundlegend neu gestalten muß, wenn ihr auf lange Zeit ausreichender Nachwuchs fehlen wird.

Kollektive Umstellungen des Lebensstils sind alles andere als ein Privatvergnügen, die Versuche in bezug auf die Umwelt zeigen das: Sie sind bisher kläglich gescheitert. Zur Verteidigung des eigenen Lebensstils, von der jetzt auch im Zusammenhang mit der weltweiten Bekämpfung des Terrorismus so viel geredet wird, reicht eigene Kraft nicht aus. Bisher ist abseits stereotyper Rentendebatten öffentlich wenig darüber nachgedacht worden, wie sich das soziale und das wirtschaftliche Klima ändert, wenn sich die Keulenform der Bevölkerungsstatistik immer stärker ausprägt.

Braucht ein Altenland beispielsweise eine Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur? Es sind keineswegs vorrangig monetäre Fragen, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt. Welchen Autoritäts- und Hierarchieverlust hat es beispielsweise zur Folge, wenn das Altendrittel der Bevölkerung demütig bei seiner computerfesten Restjugend Nachhilfestunden nehmen muß? Entstehen hier neue soziale Kompetenz oder nur Abhängigkeitsverhältnisse unter geändertem Vorzeichen? Was bewirkt da im konkreten Fall das spezifische Mischungsverhältnis von Jugend und alter Technik? Bleibt es bei den bisherigen Normen von Vorsicht und Verantwortung? Wer kann das noch überprüfen?

Vor allem aber: Welche kulturellen und moralischen Hemmschwellen werden bei demographischen Überlastquoten überschritten, und welche einschneidenden Konsequenzen wären damit verbunden? Eines ist jetzt schon sicher: Im Altenland gelten neue Spielregeln zwischen den Generationen. Ob Alte bei erdrückender Überzahl über ihren eigenen Schatten springen werden, ist höchst zweifelhaft. Bisher geht kein Experte davon aus, daß alte und sehr alte Menschen grundsätzlich dazu noch in der Lage sind. Unter solchen Bedingungen wird das Sitzen auf dem abgesägten Ast für sie wohl recht ungemütlich. Neue Generationenkonflikte werden nicht lange auf sich warten lassen.