Geschichten aus der Kammer
Über Fotoautomaten und ihre Wiederholungen von Florian SprengerÜber Fotoautomaten und ihre Wiederholungen
Die Anordnung unterscheidet sich fundamental vom Selfie: Der Automat ist zwei Meter hoch, zwei Meter lang und einen Meter tief, fest verankert und mit mehreren hundert Kilogramm Gewicht keineswegs mobil oder handheld. Man kann ihn an keine mehr oder weniger aufregenden Orte mitnehmen, die Gefahr tödlicher Unfälle ist dementsprechend gering. Der Hintergrund der Aufnahmen – ob in nostalgischem Schwarzweiß oder in Farbe – bleibt meist das fahle Weiß der Rückwand, manchmal verziert von einem Vorhang, einer bedruckten Tapete, etwa für Olympische Spiele und Weltausstellungen, oder einer nachträglichen digitalen Projektion.
Die Verkettung von üblicherweise vier Bildern, die ein Fotoautomat auf einem Streifen nacheinander aufnimmt, eröffnet ein Spiel mit der Zeit: Er fragmentiert, fokussiert und belichtet vier Momente jener Dauer, die wir in seinen Kammern verbringen. Das Revival, das der Fotoautomat in den letzten Jahren erlebt, hängt nicht nur mit der gegenwärtigen Nostalgie für das Analoge zusammen, sondern auch mit der streng gerahmten Freiheit der Inszenierung, die zwischen den Fotos liegt.