Männer!
von Marc DegensAUGENRAUSCHEN – WEISSES FLACKERN
Drei Männer stapfen durch den Schnee. In den Armen tragen sie schwere Bücherkisten.
ROBERTO BOLAÑO
(seufzend)
Die Heimat des wahren Schriftstellers ist seine Bibliothek, die aus Regalen oder aus seinem Gedächtnis besteht.
Die drei stellen ihre Kisten nacheinander ab.
GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG
(zieht ein Taschentuch aus der Tasche seines Gehrocks und wischt sich damit den Schweiß von der Stirn)
Bücher werden aus Büchern geschrieben. Unsere Dichter werden meistenteils Dichter durch Dichter-Lesen.
Koeppen hebt seine Kiste wieder hoch und geht voran.
WOLFGANG KOEPPEN
(trotzig)
Ein Mensch ohne Bücher ist blind.
Bolaño und Lichtenberg nehmen ebenfalls wieder ihre Kisten und folgen Koeppen. Alle drei verschwinden aus dem Bild. Zurück bleibt das weiße Flackern. Es wird vom Bildschirm eines Fernsehers ausgestrahlt, der sich im Inneren eines Imbisswagens befindet. Vor dem Wagen steht van der Heijden. Er betrachtet das weiße Flackern auf dem Bildschirm, dreht sich um und spießt die letzten Pommes auf.
ADRIANUS FRANCISCUS THEODORUS VAN DER HEIJDEN
(kauend)
Meine Belesenheit ist gering, zumal wenn ich sie mit der von Schriftstellerkollegen vergleiche. Allerdings muss ich immer über die Wälzer lachen, mit denen sie in der Regel ankommen. Wälzer, deren Umfang in keiner Relation zu den durchsichtigen, hauchdünnen Büchern stehen, die sie selbst produzieren. Und dann fallen Worte wie Einfluss.
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