Philosophiekolumne
Zum ewigen Frieden von Gunnar HindrichsI
Vor dreihundert Jahren wurde Immanuel Kant geboren. Sein Werk ist mit Grundbegriffen der Moderne verbunden: Kritik, Autonomie, freies Spiel der Einbildungskraft. Bis heute fordert es zur Selbstverständigung heraus.
Aus Anlass des Geburtstages sollte der internationale Kongress der Kant-Gesellschaft in Königsberg stattfinden – in der Stadt, in der Kant sein ganzes Leben verbrachte. Seit 1945, nach einem Zweiten Weltkrieg, heißt sie Kaliningrad und gehört zu Russland. Auch zu Kants Lebzeiten befand sich Königsberg für mehrere Jahre unter russischer Regierung.1 Die Beamten legten den Eid auf die Zarin Elisabeth ab und versahen dann denselben Dienst für dasselbe Gehalt weiter. Der Umgangston aber änderte sich: Kants Freund Johann Georg Scheffner sprach von einer »Humanisierung« der städtischen Gesellschaft. Und offenbar waren die russischen Offiziere nicht zuletzt der Universität wohlgesonnen.