Heft 875, April 2022

Wie Fotos Politik machen (sollen)

von Lothar Machtan

Abb. 1 Der Fotograf Georg Pahl (links) und das Objekt seiner Begierde (SZ-Photo-h-00339444)

Fotografien können wichtige Quellen für die Vergegenwärtigung von Geschichte darstellen. Ihr dokumentarischer Wert beruht auf der Unterstellung, auf ihnen sei ein ganz bestimmter Ausschnitt der sichtbaren Wirklichkeit in einem ganz bestimmten Augenblick durch ein Objektiv »festgehalten«, der nun für alle Zukunft jedermann jederzeit noch einmal vor Augen geführt werden kann. Der Evidenzeffekt, der mit dieser vermeintlich geteilten, tatsächlich aber medial vermittelten Augenzeugenschaft einhergeht, ist allerdings in der Regel so stark, dass man eine wichtige Erkenntnis nicht oft genug wiederholen kann: Für fotografische Quellen gilt das Gleiche wie für schriftliche – man muss sie zum Sprechen bringen, um sie richtig lesen zu können. Dazu sollte man zunächst einmal ihren historischen Ort, insbesondere den jeweiligen Entstehungs- und Wirkungszusammenhang kennen. Der aber kann häufig nur durch forschungsintensive, analytische Arbeit rekonstruiert werden.

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