Heft 892, September 2023

How to Support a Revolution

»Frau, Leben, Freiheit – emanzipatorische Potenziale« von Nacim Ghanbari
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»Frau, Leben, Freiheit – emanzipatorische Potenziale«

Iran. War da was? Während sich die meisten Zeitungen längst wieder nur sporadisch für die üblichen Geschichten aus Iran interessieren – allen voran das Atomabkommen –, formieren sich seit Beginn der Proteste im Namen Jina Mahsa Aminis neue dezentrale Öffentlichkeiten. Die beiden Journalistinnen Niloufar Hamedi und Elaheh Mohammadi, die im vergangenen Herbst als erste über den Tod der zweiundzwanzigjährigen Studentin aus der kurdischen Stadt Saqqez berichteten, setzten Iranerinnen und Iraner weltweit in Bewegung. Sie alle versuchen seit dem 16. September 2022, ihren Beitrag zu leisten: durch Demonstrationen, Social Media, Mahnwachen, Lesungen, Filmfestivals, Ausstellungen, Informationsveranstaltungen, politische Patenschaften, Interviews, Podcasts, Artikel. Es werden neue an Iran interessierte Netzwerke geschaffen.

Das Ziel ist eine Diskursverschiebung in der europäischen Wahrnehmung des Landes: weg von einem Iran der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) und der Mullahs – ob nun »Hardliner« oder »Reformer« –, hin zu einem Land, in dem sich die Mehrheit der Bevölkerung ihrer Grundrechte bewusst ist und diese sowohl auf städtischer als auch internationaler Ebene einklagt. Bestes Sinnbild für diese Form transnationaler Kontaktaufnahme sind die Transparente, die seit einem Jahr jeden Freitag auf den großen Demonstrationen in Zahedan (Belutschistan) hochgehalten werden und in englischer Sprache verfasst sind. Nur durch mühevolle, zeitraubende Überwindung der unzähligen Hürden, die das Regime errichtet hat, um der Bevölkerung freie Internetnutzung zu verwehren, finden die Bilder aus Iran ihren Weg zu uns. Doch sind sie erst auf einem der etablierten Social-Media-Accounts gelandet, sind sie nicht mehr zu ignorieren. Die ganze Welt kann dann lesen, was Demonstrierende nach dem »Blutigen Freitag« in Zahedan zu sagen hatten: »Our silence is not the silence of slavery, our people are like fire under ashes«.1

Die neuen Iran-Initiativen schließen an Strukturen an, die schon vor dem 16. September und aus Anlass früherer Proteste aufgebaut wurden. So ist die österreichisch-iranische Diplomatin Shoura Hashemi seit 2009 – aus Anlass der Grünen Bewegung – auf Twitter aktiv. Gilda Sahebi und Mariam Claren, zwei der wichtigsten Stimmen in der aktuellen Bewegung, lernten sich bereits im Oktober 2020 kennen: Nach der gewaltsamen Inhaftierung Nahid Taghavis durch die Revolutionsgarde in Teheran war es die Journalistin Gilda Sahebi, die Taghavis Tochter, Mariam Claren, kontaktierte, um über den Fall zu berichten. Weitere Journalistinnen und Journalisten, die nun seit fast einem Jahr unermüdlich über die iranischen Proteste berichten, Interviews geben und Hintergrundinformationen aufbereiten (Natalie Amiri, Golineh Atai, Bamdad Esmaili, Mina Khani, Faranak Rafiei, Omid Rezaee, Isabel Schayani, Düzen Tekkal), waren ausnahmslos schon vor dem 16. September aktiv. Aus dieser journalistischen Vorgeschichte erwachsen die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen, das die Genannten sowohl in der deutschen Medienlandschaft als auch in der iranischen Diaspora genießen.

In den Zusammenhang neuer Öffentlichkeiten, die sich der langen Protestgeschichte des Landes bewusst sind, gehört die Ringvorlesung »Frau, Leben, Freiheit – emanzipatorische Potenziale«, die im Sommersemester 2023 an der Universität Köln stattfand und im Winter fortgesetzt wird. Mit sieben ganz verschiedenen Veranstaltungsorten wirkte sie über die Universität hinaus in die Stadt hinein. Geleitet wurde sie von Katajun Amirpur, Professorin für Islamwissenschaft am Institut für Sprachen und Kulturen der islamisch geprägten Welt.

Die Vielfalt in der Auswahl der Themen sowie wissenschaftlichen und künstlerischen Zugänge entsprach der Polyphonie und Diversität der revolutionären Bewegung in Iran. In einer Situation, in der immer mehr über die Lobbyisten der Islamischen Republik und deren Arbeit der gezielten Desinformation bekannt wird,2 setzte die Veranstaltung auf Aufklärung und kritische Bestandsaufnahme der bisherigen Iran-Forschung.

Resilienz

Zu den eindrücklichsten Vorträgen gehörte Die Bahai und andere religiöse Minderheiten in Iran. Armin Eshraghi bestimmte den Umgang mit den Bahai als »Lackmustest« einer künftigen demokratischen Gesellschaft. Dargelegt wurde die politische Geschichte des radikalen Ausschlusses der Bahai aus der »postulierten Einheit des iranischen Volkes«. Der Bahaismus ist eine unabhängige Offenbarungsreligion iranischen Ursprungs mit fünf bis sieben Millionen Anhängern weltweit. Innerhalb von Iran sind die Bahai die größte nichtmuslimische Minderheit. Die Islamische Republik bestimmt die Bahai als politische Vereinigung. Als religiöse Minderheiten werden ausschließlich Juden, Christen und Zoroastrier anerkannt.

Die Bahai wurden auch schon unter der Pahlavi-Dynastie diskriminiert – so durften sie etwa keine öffentlichen Ämter bekleiden –, und doch ist es erst eine Fatwa Ali Khameneis, die diese als »rituell unrein« (nadjes) bestimmt. Damit gehen Formen des Ausschlusses einher, die selbst Iranerinnen und Iranern, wie dem ungläubigen Raunen im Publikum zu entnehmen war, vielfach nicht bekannt sind. Von der Geburt bis über den Tod hinaus sind Bahai in Iran Rechtlosigkeit und Diffamierung ausgesetzt: Es gibt keine rechtliche Grundlage für Eheschließungen von Bahai. Personalausweise und Reisepässe werden nur unter erschwerten Bedingungen ausgestellt. Bahai dürfen nicht studieren. Es gibt zahlreiche Arbeits- und Berufsverbote. Das Regime reagiert selbst auf die Bestattung ihrer Toten mit Gewalt.

In den Augen der Islamischen Republik stören die Bahai als »religiöse Andere« die Einheit aller Muslime, die Umma. Als »politische Andere« werden sie seit den 1930er Jahren zum Sündenbock gemacht – zuletzt etwa als vermeintliche Verursacher der Corona-Pandemie, die in Iran besonders tödlich verlief, da sich das Regime weigerte, europäische Impfstoffe zuzulassen.

Vor dem Horizont der aktuellen Protestbewegung sind insbesondere zwei Aspekte hervorzuheben: Zum einen steht zu befürchten, dass die Islamische Republik die im Umgang mit den Bahai erprobten Repressionsmaßnahmen auf die iranische Bevölkerung insgesamt ausweitet. So zeigt sich, dass das Regime als Reaktion auf die Weigerung der Iranerinnen, in der Öffentlichkeit den Hijab zu tragen, in der Tat auf Maßnahmen sozialer Isolierung setzt, wenn etwa Bankkonten protestierender Frauen gesperrt und ihre Reisepässe eingezogen oder Studentinnen exmatrikuliert werden. Die nackte Gewalt auf der Straße, die Jina Mahsa Amini zu spüren bekam, soll durch Maßnahmen ergänzt, teilweise ersetzt werden, die Schritt für Schritt in den sozialen Tod führen.

Zum anderen hat sich im Zuge der aktuellen Proteste ein Prozess beschleunigt, den Eshraghi als Hinwendung der Bahai zur Mehrheitsgesellschaft beschrieb. Mit Payam Akhavan, Omid Djalili, Mahvash Sabet und Erfan Sabeti wurden Akteure genannt, die in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren darauf gesetzt haben, in Iran neue säkulare Strukturen aufzubauen. Selten war die »konstruktive Resilienz« der Bahai so beispielgebend wie jetzt: Das Verbot zu studieren haben sie durch den Aufbau des Bahai Institute for Higher Education umgangen, und sie waren und sind maßgeblich daran beteiligt, der Zerstörung gesellschaftlicher Institutionen durch die Islamische Republik immer wieder aufs Neue eigene Infrastrukturen entgegenzusetzen.

Obwohl Eshraghi mit seinem Vortrag keine Einführung in die Religion der Bahai geben wollte, stand seine Einschätzung der aktuellen Proteste in einer Hinsicht in direkter Verbindung zu den Glaubenssätzen des Bahaismus: Die Bahai kennen weder den Zwang zum Hijab noch die für den Islam maßgebliche Geschlechtertrennung. Der Bahaismus ist vielmehr eine Religion, die sich mit einer modernen, säkularen Lebensweise gut vereinbaren lässt. Als am 18. Juni der vierzigste Jahrestag der zehn durch die Hand der Islamischen Republik hingerichteten Bahai-Anhängerinnen begangen wurde (#OurStoryIsOne), erfuhr die breite Öffentlichkeit von iranischen Lebensläufen um 1980 herum, in denen beruflichem Engagement, Bildung und sozialer Arbeit sehr viel Wert beigemessen wurde. Zwar hat die Bahai-Community selbst diese Hinrichtungen nie vergessen – in das kollektive Gedächtnis der Iranerinnen und Iraner weltweit wurden die Namen und Geschichten der Hingerichteten jedoch erst im Zuge der aktuellen Proteste aufgenommen.

Archive of Our Own

Die Frage nach der Dokumentation, Überlieferung und Archivierung von Geschichten, Kampagnen, Fotografien und Artefakten verband die Podiumsdiskussion Kunst, Exil, Iran mit Parastou Forouhar, Niloofar Beyzaie und Ali Samadi Ahadi, die im Rautenstrauch-Joest-Museum stattfand, mit Kijan Espahangizis Vortrag Decolonize love? Parastou Forouhar sprach als Künstlerin und Augenzeugin der Proteste: Sie war im November vergangenen Jahres wie jedes Jahr seit der Ermordung ihrer Eltern im Jahr 1998 nach Teheran gereist, um in deren Haus eine Gedenkveranstaltung abzuhalten. Wie im Zuge der Proteste die Städte zu Bühnen der Revolution umgestaltet wurden – rot gefärbte Brunnen, um an das vergossene Blut der Demonstrierenden zu erinnern – und wie sich der kollektive Widerstand in allen künstlerischen Bereichen Bahn brach, stand im Zentrum ihres Berichts. Vor dem Hintergrund der leidenschaftlichen Aktionen der Künstlerinnen und Künstler in Iran und der vielfältigen Formen der Unterbrechung des Alltags durch Kunst zeichneten Forouhar, Beyzaie und Samadi Ahadi ein eher düsteres Bild über die Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks im Exil. Um nicht der romantischen Illusion des Exils als einem Zustand gesteigerter Produktivität zu verfallen, zählte Samadi Ahadi eine Reihe von Regisseuren auf, die im Exil mehr oder minder verstummt seien. Alle drei hoben die Bedeutung eigener Archive hervor.

Das Familienalbum als eine Art Archiversatz war der Aufhänger von Kijan Espahangizis Vortrag, der anhand der Liebesgeschichte seiner Eltern Elemente einer verflochtenen Gesellschaftsgeschichte erarbeitete.3 Denn lange bevor sich Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi im Jahr 1971 in Köln kennenlernten, haben Bücher und Artefakte den Weg in die Haushalte ihrer Familien gefunden, die als Bestandteile einer materiellen Kultur der Globalisierung anzusehen sind: der Nachdruck einer vollständigen Ausgabe von Tausendundeiner Nacht in der Übersetzung von Gustav Weil (1865), aus der Ulrike Löttgen als Kind vorgelesen wurde, sowie Hassan Pirnias dreibändiges Werk über Iran in der Antike (ab 1920), das der Vater Kambiz Espahangizis wie so viele andere Angehörige der iranischen gebildeten Mittelschicht besaß. Pirnia verwendete für sein Werk Forschungsergebnisse europäischer Archäologen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert Iran bereist und in Persepolis Ausgrabungen durchgeführt hatten. Die Fotos der mehrheitlich französischen und deutschen Archäologen in Persepolis, die im Vortrag gezeigt wurden, kontrastierten mit den Aufnahmen der 2500-Jahr-Feier monarchischer Herrschaft, die Mohammad Reza Pahlavi 1971 am Grab von Kyros ausrichten ließ und die in den westlichen Medien, etwa in der Schweizer Illustrierten, als das »teuerste Fest der Weltgeschichte« bezeichnet wurde.

Iranischer Exzeptionalismus

Espahangizis Frage nach der »Dekolonisierung« der »Liebesgeschichten interethnischer Paare« hat große Tragweite, da die Geschichte Irans selten als Kolonialgeschichte erinnert wird. Iran war in rechtlicher Hinsicht keine Kolonie wie etwa Indien bis 1947 – und doch lassen die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Iran und Großbritannien (insbesondere nach der Unterzeichnung des ersten Ölvertrags mit William Knox D’Arcy 1901) den Schluss zu, dass Iran faktisch eine Kolonie, in den Worten Bahman Nirumands: eine »Quasi-Kolonie«, gewesen ist.4 An diesem Prozess der Quasi-Kolonisierung waren sehr viele verschiedene iranische Akteure auf unterschiedliche Weise beteiligt, so dass sich die Komplizenschaft der Kolonisierten mit den Kolonisatoren im Fall von Iran anders darstellt als im Fall klassischer Kolonien.

Als Kambiz Espahangizi 1967 Iran Richtung Österreich verließ und 1970 von dort ins Rheinland aufbrach, genügte der schöne Gedanke, außerhalb von Iran »den Kopf freizubekommen und durchzuatmen«. Zu diesem Zeitpunkt benötigten iranische Studenten kein Visum für Deutschland. Der iranische Rial war eine starke Währung. Das Goethe-Institut in Teheran versorgte seine Schülerinnen und Schüler, darunter auch Kambiz Espahangizi, sowohl mit Sprachkenntnissen als auch mit kulturellem Wissen über Deutschland. Rekonstruiert man die strukturellen Bedingungen dieser Reise, zeigt sich der immense Abstand zu unserer Gegenwart. Denn sieht man Freizügigkeit als ein Privileg an, das Staaten den Bürgern ebenbürtiger Länder zugestehen, so war Iran vor der Revolution in seinem Verhältnis zu Deutschland ein ebenbürtiger Partner. Die formale Mühelosigkeit, die europäische Grenze zu passieren, war ein wichtiger Bestandteil iranischen Selbstbewusstseins, weil sie erlaubte, über die Köpfe der asiatischen Nachbarn hinweg mit Europa zu kommunizieren.

Die Frage eines iranischen Exzeptionalismus ist in den aktuellen Protesten von Bedeutung, da sich sowohl die Protestierenden dort als auch die iranische Diaspora westlichen Zweifeln gegenübersehen, ob sich Iran zu einer Demokratie entwickeln könne. Die Zweifel, so sie denn politisch begründet werden und sich nicht aus kulturellen Vorurteilen speisen, werden in der Regel mit Verweis auf den Arabischen Frühling geäußert. Da nun in und außerhalb von Iran rassistische Vorstellungen persischer Überlegenheit gegenüber »den« Arabern bestehen, kann es vorkommen, dass in den öffentlichen Debatten eine Vision von Iran bemüht wird, die durch die Abgrenzung von den anderen Ländern in der Region attraktiv erscheint.

Die satirische Verhandlung solcher Überlegenheitsfantasien erfolgte durch die Lesung mit Behzad Karim Khani, der im Literaturhaus Köln seinen Debütroman Hund Wolf Schakal vorstellte. Der Roman erschien kurz vor Ausbruch der Proteste und wurde viel beachtet. Während in den ersten Besprechungen die Hauptfiguren, die beiden gleich-ungleichen Brüder Saam und Nima Ariapoor, im Zentrum standen, ist seit dem 16. September das Interesse für die Lebensgeschichten und die politische Physiognomie derer gewachsen, die im Roman nur als Nebenfiguren auftauchen: der iranische Geheimagent »Sarhang« (persisch für Oberst) aus dem zweiten Kapitel »Akropolis« etwa, der im Gespräch mit Karim Khani als eine gebrochene heroische Figur erschien. Als früherer Angehöriger der depravierten Masse erkennbar, die Ruhollah Khomeini durch die Revolution aus der sozialen und wirtschaftlichen Misere befreien wollte, gehörte »Sarhang« zu den zahlreichen Freiwilligen, die im Krieg gegen das Nachbarland Irak (1980 bis 1988) Iran verteidigten.

Der wehmütige Blick auf diese breite Schicht der »Barfüßigen« und »Erniedrigten« kennzeichnet eine weitere Nebenfigur, nämlich den Vater der beiden Brüder: »Jamshid war Marxist. Leninist.«5 Einer seiner letzten Spaziergänge vor der Auswanderung führt ihn durch den Teheraner Süden. Der Roman macht uns mit der Topografie einer Stadt bekannt, die im Jargon der bewaffneten Regimekräfte in »Pakestan« und »Nadjestan« unterteilt ist:6 »Die Wasserbäche entlang der Straßen kamen vom Alborz-Gebirge im Norden Teherans. Geschmolzener Bergschnee floss klar, kalt und voller Kraft den reichen Norden runter und verendete unten im Süden […] Ein paar Straßen weiter hatte ein alter, zahnloser Mann einen Stand aufgebaut und verkaufte Bücher kiloweise […] Jamshid hatte in den vergangenen Nächten große Teile seiner Büchersammlung verbrannt, und er würde in wenigen Wochen, vielleicht sogar Tagen, den Iran verlassen, und trotzdem schaute er jetzt nach seiner Tasche. Nichts beschrieb den Zustand seines Landes besser als dieses Bild, dachte er. Er zählte sein Geld, trat an den Stand und kaufte zwei Kilo Bücher. Der Mann stellte einen kleinen Stapel auf die Waage. Zwei Kilo und dreihundert Gramm. Er kassierte für zwei Kilo.«

»Ein Ereignis im Denken«

In Hund Wolf Schakal ist die Familie, die Teheran verlässt, um in Neukölln anzukommen, amputiert. Es fehlt die Mutter. Zu den wenigen Aussagen über sie gehört ihre Vergangenheit als Insassin des Evin-Gefängnisses, wo sie gefoltert und hingerichtet wurde. Dass es sich bei der Mutter, die im Roman namenlos bleibt, um eine politische Gefangene handelt, lässt sich allein aus dem Kontext und den Lebensläufen der übrigen Figuren schließen. Der Roman geht sehr sparsam mit sozialhistorischem Wissen über die Revolutionäre von 1979 um. Die Perspektive der Revolutionärinnen wiederum wird gänzlich ausgeblendet. Die Figuren halten sich insgesamt mehrheitlich in einer sozialen all male Welt auf: Ob nun der revolutionäre Straßenkampf und der Iran-Irak-Krieg oder das Milieu der Kleinkriminellen und eine JVA in Berlin.

Die Revolutionärinnen der aktuellen Proteste haben die Perspektive auf den politischen Kampf verändert. Wie bereichernd die Übernahme ihrer Perspektive für die politische Theorie sein kann, zeigte Roman Seidel in seinem Vortrag Die Revolution denken. Seidel begann seine Ausführungen mit Nasrin Ghaderi, einer fünfunddreißigjährigen Doktorandin der Philosophie an der Universität Teheran, die im November 2022 während einer Demonstration von bewaffneten Kräften des iranischen Regimes getötet wurde. In ihrer kurdischen Heimatstadt Mariwan kam es daraufhin zu Protesten, woraufhin Regimekräfte das Feuer auf die Demonstrierenden eröffneten.7

Ghaderi war eine der zahlreichen Studentinnen und Doktorandinnen in Iran, die sich für ein Studium der Philosophie entscheiden. Nicht selten gehen Philosophiestudium und politischer Aktivismus Hand in Hand. Auch Neda Agha-Soltan, die 2009 auf einer Demonstration der Grünen Bewegung erschossen wurde, studierte dieses Fach. Im Rückgriff auf seine Monografie Kant in Teheran entfaltete Seidel die Geschichte dieser spezifischen iranischen Philosophiebegeisterung und der Rezeption europäischer philosophischer Werke, die im 19. Jahrhundert begann und zuletzt im Jahr 1997 mit der Wahl Mohammad Khatamis zum iranischen Staatspräsidenten einen Höhepunkt erreichte.8 Ein boomender Markt für Übersetzungen machte daraufhin die Studierenden mit den Werken von Karl Popper, Hannah Arendt, Martin Heidegger und Jürgen Habermas bekannt. Die Aufklärungsphilosophie wiederum hatte aufgrund der ihr immanenten Religionskritik traditionell einen wichtigen Platz in Iran.

Seidel zeigte sich als aufmerksamer Beobachter der aktuellen Proteste und reflektierte den Ruf »Frau, Leben, Freiheit« (»jin, jiyan, azadi« auf Kurdisch, »zan, zendegi, azadi« auf Persisch) als »ein Ereignis im Denken«. Denn jeder einzelne Begriff lässt sich auf die tiefgreifende intellektuelle Auseinandersetzung der iranischen Zivilgesellschaft mit Fragen der »inneren Mündigkeit« (angesichts staatlicher Unmündigkeit), der unbedingten Verbundenheit von Freiheit mit der Selbstbestimmung von Frauen und schließlich der Absage der religiösen Jenseitszentriertheit zugunsten des Lebens zurückführen.9

Wie sehr das Einklagen des Lebens angesichts der zutiefst lebensfeindlichen Ideologie der Islamischen Republik von der Kraft des Augenblicks schöpft, zeigte Seidel anhand eines Textes der anonymen Autorin »L«, der zunächst auf Persisch auf der Plattform harasswatch.com erschien und daraufhin innerhalb kurzer Zeit ins Arabische, Türkische, Englische und Deutsche übersetzt wurde.10 Die Autorin beschreibt ihre erste Teilnahme an einer Demonstration in einer kurdischen Kleinstadt, nachdem in ihr der Wunsch entstanden ist, sich als »Figur« in den kollektiven feministischen Widerstand einzuschreiben. Als »Figur« versteht sie den Körper, der sich die zahlreichen Bilder protestierender Frauen zum Vorbild nimmt, die in den ersten Wochen der Revolte in den sozialen Netzwerken kursierten: Frauen, die ihre Kopftücher in der Luft schwenken, die ihre Kopftücher verbrennen, die mit erhobener Faust auf Autos und Müllcontainer steigen.

Der Wunsch, eine solche Figur zu werden, wird bei »L« mit einer Episode aus der jüngeren Geschichte des Widerstands gegen die Staatsgewalt verbunden: als Vida Movahed Ende Dezember 2017 in Teheran ohne Hijab auf einen Stromkasten stieg, mit nichts als einem Stock in der Hand, an dem ein weißes Kopftuch hing. »L« begreift diese Handlung als einen »Übergang von der Schilderung eines alltäglichen Umstands zur Schaffung einer historischen Situation«.

Fatalismus

Während Roman Seidel in seiner Reflexion über das Leben in »Frau, Leben, Freiheit« die sich darin ausdrückende entschiedene Abkehr von jener »Hochwertigkeit des Todes« hervorhob, die wiederum die Ideologie der Islamischen Republik bestimmt, richtete Walter Posch mit seinem Vortrag Wurzeln des radikalen Islamismus in Iran den Blick auf die Geschichte des sozialen Milieus, in dem sich genau diese Form der Todes- und Tötungsverherrlichung entwickeln konnte. Bemerkenswert an Poschs Ausführungen war zum einen, dass er für das Verständnis des gegenwärtigen Iran die institutionellen Kontinuitäten zwischen der Herrschaft der Pahlavis und der Islamischen Republik aufzeigte, und zum anderen darauf aufmerksam machte, dass die europäischen faschistischen Regime des 20. Jahrhunderts in der Zeit ihres Bestehens Machthaber im Nahen und Mittleren Osten faszinierten. Daraus ergab sich eine Perspektive auf die iranische Geschichte, die den Staatsterror ins Zentrum rückte – und nicht den Islam. Posch erklärte den Terror, der mit der Gründung der Islamischen Republik einherging und bis heute andauert, aus der zwischen »Orient und Okzident« verflochtenen Gewaltgeschichte der 1930er und 1940er Jahre, womit sich interessante Überschneidungen mit dem Vortrag von Kijan Espahangizi ergaben.

Am 28. April 1945 verübte Mojtaba Navvab Safavi (1924–1956) einen Anschlag auf den Philosophen und früheren islamischen Geistlichen Ahmad Kasravi, der sich in mehreren Schriften für einen aufgeklärten Islam und gegen Obskurantismus ausgesprochen hatte. Navvab Safavi gehörte zu jenen jungen Männern in Iran, die sich an den Kinos, den Bars, in denen Alkohol ausgeschenkt wurde, und der Anwesenheit von Frauen ohne Hijab in den Ämtern und der Öffentlichkeit störten. Nach einer zweimonatigen Haftstrafe gründete er die Vereinigung Fedajin-e Islam, was so viel bedeutet wie die Gruppe derer, die sich für den Islam opfern. Er schrieb Pamphlete und mobilisierte Anhänger aus den traditionsbewussten und ärmeren Stadtteilen von Teheran. Ziel der Fedajin-e Islam war eine Islamisierung der Gesellschaft – zur Not unter Anwendung von Gewalt: »Giving our lives away is a delight for us, but we will not give our lives before we get yours.«11

Weitere Attentate und Attentatsversuche an hochrangigen Politikern durch Mitglieder der Fedajin-e Islam fanden die Zustimmung des Ayatollah Kashani. Posch zeichnete die Verquickung der Gruppe mit »Kashanis Moschee-Netzwerk« nach. Nach der Hinrichtung Navvab Safavis im Jahr 1956 fanden die Mitglieder seiner Vereinigung im Zuge der Anti-Schah-Proteste von 1963 – in diesem Jahr wurde in Iran das Frauenwahlrecht eingeführt – den Weg zu Ayatollah Khomeini.

Für die Analyse der aktuellen Bewegung ist die Geschichte der Fedajin-e Islam aus mindestens drei Gründen von Bedeutung: Sie legt die lange Dauer der als legitim erachteten Brutalität gegen Andersdenkende – insbesondere andersdenkende Frauen – in der iranischen Geschichte offen. Es gibt nachweisbare intellektuelle Genealogien zwischen Akteuren der Fedajin-e Islam und Machthabern der Islamischen Republik. Das Einspannen der Rackets für die eigenen politischen Zwecke wurde durch die Fedajin-e Islam eingeübt und durch Khomeini perfektioniert.12

Posch stellte zu Beginn seines Vortrags fest, dass in der Geschichte des modernen Iran radikale Islamisten immer präsent gewesen sind und nicht erst 1979 auftauchen. Weiter hieß es, dass sie auch in Zukunft eine – wie auch immer veränderte – Rolle spielen werden. Erst in der Diskussion nach dem Vortrag wurde deutlich, woher der Fatalismus rührt: Wenn sich der politische Erfolg radikaler Islamisten in Iran der Allianz mit jenen Menschen verdankt, deren Gewaltbereitschaft sich nicht ideologisch begründet, dann wird auch ein säkularer iranischer Staat radikale Gewaltbereitschaft zu bekämpfen haben. Wer aber sind die Gewaltbereiten?

Berichtslücken – Datenlücken – Auswege

Walter Posch verwendete für seinen Vortrag in erster Linie die ausufernde Memoirenliteratur der islamistischen Machthaber in Iran. Wer zu Iran forscht, kann sich seine Quellen nicht aussuchen. Und so zog sich das Thema der Forschungsverhinderung wie ein roter Faden durch die Vorträge und Veranstaltungen: Die Auftaktveranstaltung brachte (online) Tomas Avenarius von der Süddeutschen Zeitung, Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen und die ARD-Korrespondentin Karin Senz zusammen, um über Möglichkeiten der Iran-Berichterstattung zu diskutieren. In dieser Runde war es nur Karin Senz, die in den letzten Jahren vor Ort berichten konnte. Das Regime hat es geschafft, ausländische Medien aus dem Land zu vertreiben. Es stellt für Journalisten etwa keine Visa aus oder verfolgt sie auf Schritt und Tritt, sobald sie – was selten genug geschieht – in Iran zu arbeiten beginnen. Die wenigen aktuellen Fernsehaufnahmen von Katharina Willinger und ihrem Team (ARD) sind entsprechend unter erschwerten Bedingungen entstanden.

Und doch gab und gibt es Bilder aus Iran: Wir verdanken sie neben Social Media dem iranischen Kino. Dass insbesondere der Dokumentarfilm die Lücken zu schließen versucht, zeigten die Vorführung von Rakhshan Bani-Etemads We Are Half of Iran’s Population (2009) im Filmforum und die anschließende Diskussion mit Amin Farzanefar.13 Die Regisseurin begleitet im Film Frauen und Aktivistinnen, die im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2009 allen drei Kandidaten Fragen zum Thema Frauenrechte stellen möchten. Die Zusammenkünfte und die Gespräche über mögliche Fragen und Forderungen werden ebenso gezeigt wie die Antworten der beiden Kandidaten Mehdi Karroubi und Mir Hossein Mussawi. Mahmud Ahmadineschad hingegen entzieht sich den Fragen und taucht im Film gar nicht auf.

Karroubi und Mussawi beweisen wiewohl unfreiwillig die Unvereinbarkeit des politischen Systems der Islamischen Republik mit der Durchsetzung von Frauenrechten. Immer wieder kommen beide darauf zurück, dass mögliche Reformen, etwa im Familienrecht, den islamischen Gesetzen der Scharia nicht widersprechen dürften. Als eine Art diskursive Vorbotin der derzeitigen Proteste ist wiederum die Klarstellung von Zahra Rahnavard zu sehen: Die politisch engagierte Universitätsprofessorin und Ehefrau Mussawis sitzt beratend neben ihm, hört ihm zunächst zu – um dann seine abwägenden Ausführungen zu demontieren, indem sie sagt, dass im Grunde das Patriarchat als System zur Disposition stehe. Mussawis Schweigen spricht Bände und steht in der gegenwärtigen Situation für das Schweigen derjenigen, die lange Zeit an die Reform der Islamischen Republik glauben wollten.

Bani-Etemads Film eignet sich als atmosphärische Begleitung und Hilfestellung für alle, die sich in der aktuellen Lage wissenschaftlich informieren möchten. Denn insbesondere in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Amtsinhabern der Islamischen Republik ist es wichtig, programmatische Äußerungen zu den Taten der Person ins Verhältnis zu setzen. So kam Mirjam Künkler in ihrem Vortrag Islamische Rechtsreform in Iran: Möglichkeiten und Grenzen auf Mahmud Haschemi Schahrudi zu sprechen, der in Iran von 1999 bis 2009 als Oberster Richter amtierte. Vorgestellt wurden von ihm initiierte Reformbestrebungen: das Verbot außergerichtlicher Haftanstalten oder die Abschaffung der Steinigung.

Wer den Namen Schahrudi zum ersten Mal hörte, musste angesichts der Aufzählung seiner Bemühungen den falschen Eindruck gewinnen, dass hier jemand ernsthaft um die Humanisierung der iranischen Justiz gekämpft habe. Die zwingende Korrektur dieses Bildes kam bei einer Lesung im Literaturhaus zur Sprache, die etwa drei Wochen nach Künklers Vortrag stattfand: Shole Pakravan und Steffi Niederzoll stellten ihr Buch Wie man ein Schmetterling wird vor.14 Als Mutter einer in Iran nach einem denkbar inhumanen Prozess hingerichteten Tochter rief Pakravan eine andere Geschichte über Schahrudi und dessen Dienstpflichten ins Gedächtnis. Die Geschichte eines Mannes nämlich, der sich 2018 in Deutschland medizinisch behandeln ließ und danach trotz der Strafanzeigen, die in Deutschland gegen ihn vorlagen, unbehelligt davonfliegen durfte. Wir erinnern uns: »Obwohl mehrere Strafanzeigen gegen Ajatollah Mahmud Haschemi Schahrudi vorliegen, ist der umstrittene frühere Chef der iranischen Justiz am Donnerstag von Hamburg mit einem Linienflug nach Teheran zurückgeflogen […] In seiner Amtszeit wurden in Iran etwa zweitausend Menschen hingerichtet, unter ihnen Minderjährige. Bekannt wurde beispielsweise der Fall des 13 Jahre alten Makwan Muludzadeh, dem ein Verhältnis zu einem gleichaltrigen Jungen vorgeworfen wurde. Er wurde im Jahr 2007 in Kermanschah hingerichtet.«15

Eine Grundannahme von Künkler bestand darin, dass man die islamischen Gesetze nicht ignorieren könne und auch eine künftige iranische Demokratie mit dem islamischen Recht zu kämpfen haben werde. Im Kontext aller weiteren Veranstaltungen und daran anschließenden Diskussionen der Ringvorlesung wurde jedoch deutlich, dass politische Einschätzungen, die in Deutschland zu den iranischen Zuständen abgegeben werden, nicht selten eine eigentümlich relativierende Sicht auf genderdiskriminierende Aspekte des islamischen Rechts offenbaren. Beispiele hierfür gab Behshid Najafi mit ihrem Vortrag Migrantischer Feminismus. Als Mitbegründerin und langjährige Mitarbeiterin der Kölner Informations- und Beratungsstelle agisra e.V. konnte sie von dem Widerstand berichten, der oft zu spüren ist, wenn es gilt, Gewalt an Frauen aus islamisch geprägten Ländern auch als solche zu benennen.16

Zum Abschluss war die Ringvorlesung in der Verlagsbuchhandlung Forough bei Anahita Rediusu zu Gast. Forough verlegt seit 1998 persische Bücher, die in Iran aufgrund der Zensur nicht veröffentlicht werden können. Und so gehörten die letzten Stunden der Veranstaltung dem Thema Literatur im Exil, ein Exil für die Literatur – und damit auch iranischen Autorinnen und Autoren, deren Werke in deutscher Übersetzung in dort – Lesereihe für persische Gegenwartsliteratur erscheinen. Die Anfangssätze der Kurzgeschichte Die Taufe, aus der der Herausgeber Arash Alborz vorlas, begleiteten uns in den Abend: »Mein Vater wirft sich jeden Tag aus dem Fenster unseres Wohnzimmers hinaus. Fliegt, leise und rasch, außen entlang die sechs unteren Etagen hinunter und stürzt auf das Straßenpflaster. Dann dröhnt es da draußen, als ob ein riesiger Balken gewaltig zu Boden knallt. Und gleich nach diesem Gedonner rinnt das dicke, glutrote Blut aus jeder Seite seines Leibes und färbt eine ziemlich große Fläche auf der Straße rot.«17

Anmerkungen

1

Twitter @ShouraHashemi vom 14. April 2023. Am 30. September 2022, nach dem Freitagsgebet, tötete das Regime nach Angaben von Amnesty International mindestens 66 Menschen, darunter auch Kinder. Dieses Massaker in Zahedan wird »Blutiger Freitag« genannt.

2

Vgl. Andreas Benl, Iranregimelobby zu Gast bei der »Feministischen Außenpolitik«. In: Jungle World (Blog Von Tunis nach Teheran) vom 6. März 2023 (jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2023/03/iranregimelobby-zu-gast-bei-der-feministischen-aussenpolitik).

3

Kijan Malte Espahangizi, Decolonize Love? Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen »Orient und Okzident« seit dem 19. Jahrhundert. In: NZZ Geschichte, Nr. 45, April 2023 (2017.i-nes.ch/De/Blog/366/Familiengeschichte_Kijan_NZZ_Ulrike_und_Kambiz).

4

Bahman Nirumand, Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der Freien Welt. Reinbek: Rowohlt 1967.

5

Behzad Karim Khani, Hund Wolf Schakal. Berlin: Hanser 2022.

6

»Pakestan« (pak bedeutet »rein«) wird für den armen Süden von Teheran verwendet, »Nadjestan« (nadjes bedeutet »unrein«) für den reichen Norden. In den Augen der Regimekräfte ist der Süden »rein«, da hier – im Gegensatz zum »unreinen« widerständigen Norden der Stadt – die Bekleidungsvorschriften eher eingehalten werden. Die Macht dieser symbolischen Grenzziehung wurde schon vor den aktuellen Protesten infrage gestellt, waren es doch auch junge Frauen aus dem Süden von Teheran, die als »Frauen und Mädchen der Revolutionsstraße« ohne Hijab auf die Stromkästen stiegen.

7

Fazel Hawramy, Security forces attack Kurdish protesters, wounding dozens in western Iran: Rights watchdog. In: Rûdaw vom 6. November 2022 (www.rudaw.net/english/middleeast/iran/06112022). Bis zum heutigen Tag gehören die Menschen in Kurdistan und Belutschistan zu den stärksten Kräften und lautesten Stimmen der Revolution. Zugleich gehören sie zu den Gruppen, die in Iran aufgrund ihres sunnitischen Glaubens massiv diskriminiert werden. Mit seinem Vortrag Iranische Sunniten in der Islamischen Republik beleuchtete Hessam Habibi Doroh diesen Aspekt der aktuellen Proteste. Vgl. Hessam Habibi Doroh, Sunni Communities in the Islamic Republic of Iran, 2013–2021. Securitization, Secularization and Privatization. Leiden: Brill 2023.

8

Roman Seidel, Kant in Teheran. Anfänge, Ansätze und Kontexte der Kantrezeption in Iran. Berlin: de Gruyter 2014.

9

Vgl. Roman Seidel, Die Revolte als Möglichkeitsraum. Reflexionen zum aktuellen Freiheitskampf in Iran. In: Philosophy in the Modern Islamic World vom 3. November 2022 (philosophy-in-the-modern-islamic-world.net/die-revolte-als-moglichkeitsraum/).

10

Deutsche Übersetzung durch Mostafa Najafi und Roman Seidel (philosophy-in-the-modern-islamic-world.net/eine-figurative-feministische-revolution-in-iran/). Hinzugezogen wurde hier auch die englische Übersetzung durch Alireza Doostdar, L, Figuring a Women’s Revolution: Bodies Interacting with Their Images. In: TRAFO – Blog for Transregional Research vom 10. Oktober 2022 (trafo.hypotheses.org/41707).

11

Gründungsmanifest der Fedajin-e Islam zit. n. Sohrab Behdad, Islamic Utopia in Pre-Revolutionary Iran: Navvab Safavi and the Fada’ian-e Eslam. In: Middle Eastern Studies, Nr. 33/1, Januar 1997.

12

Vgl. Olmo Gölz, The Dangerous Classes and the 1953 Coup in Iran: On the Decline of »lutigari« Masculinities. In: Stephanie Cronin (Hrsg.), Crime, Poverty and Survival in the Middle East and North Africa. The »Dangerous Classes« since 1800. London: I. B. Tauris 2019.

13

Aktuelle Dokumentarfilme wurden auf dem Iranischen Filmfestival Köln Visions of Iran gezeigt, das von Amin Farzanefar mitorganisiert wurde und parallel zur Ringvorlesung vom 9. bis zum 11. Juni 2023 stattfand. Als ein weiteres filmisches Porträt einer frauenbewegten Kampagne wäre Mina Keshavarz’ The Art of Living in Danger (2020) anzugeben.

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Shole Pakravan /Steffi Niederzoll, Wie man ein Schmetterling wird. Das kurze, mutige Leben meiner Tochter Reyhaneh Jabbari. Berlin Verlag 2023. Die Lesung war Teil des Programms des Iranischen Filmfestivals Köln und wurde von der Kölner Iran-Initiative Free Human mitgetragen. Das Buch ist im Anschluss an Steffi Niederzolls Dokumentarfilm Sieben Winter in Teheran (2023) entstanden.

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Rainer Hermann, Einfach ausgereist. In: FAZ vom 11. Januar 2018.

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Ein vielfach diskutiertes Beispiel aus der Rechtspraxis ist der als »Ehrenmord« relativierte Mord. Vgl. Thomas Hauschild, Ehrenmord, Ethnologie und Recht. In: Özkan Ezli /Dorothee Kimmich /Annette Werberger (Hrsg.), Wider den Kulturenzwang. Migration, Kulturalisierung und Weltliteratur. Bielefeld: transcript 2009.

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Masoud Riahi, Die Taufe. In: dort, Nr. 2, Frühling 2022.

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