Florian Glück im Merkur

3 Artikel von Florian Glück

Wolfgang Herrndorfs Nachleben

Wer stirbt, erhält nicht ohne postume Unterstützung Eintritt ins Gedächtnis der Nachwelt. Gatekeeper, offizielle und anonyme, bestimmen nicht selten über die Auslegung des Ablebens. Nicht nur, aber in verstärktem Maß im Internet bedeutet dies, dass Rezeptionsgeschichten Versionsgeschichten vorausgehen. Als Wolfgang Herrndorf im August 2013 starb, konnte man die Verwaltung seines Sterbe-Narrativs parallel auf Wikipedia, Twitter und im Online-Feuilleton mitverfolgen: Nachdem der befreundete Sascha Lobo am

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Facebooks News Feed und die Folgen

Am 5. September 2006 kam es zu einer Welle der Empörung unter amerikanischen Studenten. Über Nacht hatte Facebook eine neue Funktion eingeführt, die sich den Usern in Form eines Buttons ankündigte, der die schlichte Aufschrift »awesome« trug, und nach dessen Bestätigung sich die gewohnte Startseite in eine Liste von sozialen News verwandelte, mit der sämtliche User-Aktivitäten – von Text- und Fotobeiträgen über bestätigte Freundschaftsanfragen bis hin zum geänderten Beziehungsstatus –

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Bin ich da schon drin? Zur Frühgeschichte der Netzliteratur

Der Tod ist seit jeher Anlass, sich zum Gedenken an die Verstorbenen zu versammeln. Welche Formen die Anteilnahme in Zeiten von Social Media findet, konnte man im Frühjahr 2021 auf dem Instagram-Profil der Autorin Elke Naters beobachten, deren Partner Sven Lager, eine ehemals prägende Figur der Popliteratur, am 19. April verstarb. »Gestern Mittag ist Sven von uns gegangen«, schrieb Naters in einem Post, den sie wenig später in der Welt zu einem persönlichen Nachruf aufbereitete und auf den eine Reihe von

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