Konstantin Petry im Merkur

Konstantin Petry, geb. 1997, Student.
4 Artikel von Konstantin Petry

Neues vom edlen Wilden

Über Dirk Oschmanns »Osten« Der Ostdeutsche als Herero »Was ist das eigentlich bisher für ein Text?«, fragt sich Dirk Oschmann an einer Stelle seines Überraschungsbestsellers selbst: »Eine Schmähschrift, eine Tirade, eine Litanei, eine Polemik, ein undifferenzierter Redeschwall?«1 Natürlich ist die Ratlosigkeit des Autors gespielt. Doch die Frage lässt sich in der Tat nicht so einfach beantworten. Oschmann agiert in seinem Buch auf mindestens drei Ebenen, einer polemisch-diskursiven, einer narrativen und

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Ökologie und Radikalität

Anmerkungen zur »Letzten Generation« Parallelen Der historische Vergleich erfreut sich im politischen Diskurs großer Beliebtheit. In den seltensten Fällen bricht sich dabei eine besondere Geschichtsbegeisterung Bahn, in aller Regel geht es vielmehr um die Gegenwart. Sehr häufig dient der Verweis auf die Historie dazu, Traditionslinien zu konstruieren. Ein rezentes Beispiel für diese Strategie ist etwa die Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 8. März 2022 vor dem britischen

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Überlegungen zu Tschernobyl

Ausnahmezustand ohne Souverän Bei Christa Wolf fällt das Weltgeschehen insoweit mit dem Privaten zusammen, als sich das eine im anderen spiegelt. So heißt es in Störfall: »Da du nicht fragen kannst: Die Art Strahlen, lieber Bruder, von denen ich rede, sind gewiß nicht gefährlich. In einer mir unbekannten Weise durchqueren sie die verseuchten Luftschichten, ohne sich anzustecken. Das Fachwort ist: kontaminieren.«1 Die Parallelisierung von Strahlenbehandlung und Kernkraft als Formen ziviler Nutzung der

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Sokratismus

Philosophie als Engagement Praxis statt Wahrheit Im Frühjahr 1954 hielt Hannah Arendt an der University of Notre Dame eine Reihe von Vorträgen unter dem Titel Philosophie und Politik. Das Problem von Handeln und Denken nach der Französischen Revolution. Der Untertitel der Veranstaltung verhieß zwar eine Beschäftigung mit der Gegenwart, wurde jedoch von Arendt selbst nicht allzu ernst genommen, wie sich am dritten Vortrag zeigt. Sokrates – Apologie der Pluralität widmet sich dem historischen Moment, den

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