Heft 878, Juli 2022

Mythen der Entmythologisierung

Bilderstreit zum Tag von Potsdam von Philipp Oswalt

Bilderstreit zum Tag von Potsdam

Projekt Hohenzollern

Der Historiker Lothar Machtan versteht sich als Aufklärer – ob bei seinem Text Wie Fotos Politik machen (sollen) im Merkur oder in seinem 2021 erschienenen Buch Der Kronprinz und die Nazis.1 In der jahrelangen Hohenzollern-Debatte sieht er nur »zeitgeistlich-sarkastisches Geraune« und parteiische Gutachten mit dürftiger Empirie, die keinen fachwissenschaftlichen Standards standhalten, sondern wegen ihrer Konzessionen an die Auftraggeber eine Art Gesinnungsliteratur darstellen. Auch die übrige Literatur zu dieser Thematik sei »nicht besonderes erhellend«. Er hingegen habe die »Kärrnerarbeit einer gezielten archivalischen Recherche« auf sich genommen, um ergebnisoffen und fundiert den Sachverhalt aufzuklären.

So auch bei seinem Text zu jenem im Rahmen der Hohenzollern-Debatte oft gezeigten Bild vom »Tag von Potsdam«, das den ehemaligen Kronprinzen im Gespräch mit Adolf Hitler zeigt. In der Tat, Machtan kann durch seine Recherchen Neues über Entstehung und Verwendung des Fotos mitteilen. Die Präzision seiner Quellenrecherche verleiht der Argumentation einen aufklärerischen Gestus. Doch ist seine Darstellung und vor allem seine Bewertung des Sachverhalts wirklich stichhaltig?

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