Merkur, Nr. 427, Mai 1984

Die Unschuld an die Macht! Eine politische Typologie
2. Folge: Die Zombies

von Karl Heinz Bohrer

Der Name Zombie stammt aus der Voodoo-Sprache. Zu uns kam er weniger durch populär gewordene Gelehrsamkeit westindische Rituale betreffend, als vielmehr durch eine bestimmte Unterabteilung des Horrorfilms. Seitdem weiß man, was Zombies sind: »Untote«, aus dem Grab Zurückgekehrte, zu einem marionettenhaften Leben erweckte Leichen, die wie Roboter zu allen möglichen Arbeiten eingesetzt werden können. Experten beschreiben sie als »schwerfallig, apathisch«, mit einem »stark verminderten Schmerzempfinden«. Carlos Ciarens: »Neither good nor evil, the zombie is a neutral character, a mere instrument in some sinister hierarchical design.«

Das Auffallige am Zombie, trifft man ihn in unseren Breiten, ist seine Unauffalligkeit, seine extreme Mittelmäßigkeit. Kein Zufall scheint es daher zu sein, daß er, obwohl in allen Lebensbereichen und Parteien anzutreffen, dort am häufigsten zu finden ist, am besten zu gedeihen scheint, wo das Mittlere, das Mittelmäßige und Mittelständische zum Thema erhoben wurde: in der derzeitigen FDP. Vampire kann man bekanntlich daran erkennen, daß sie vor Kreuzen und Knoblauch zurückschrecken, sich in Spiegeln nicht abbilden. Beim Aufspüren von Zombies gibt es kein vergleichbar eindeutiges Verfahren, wohl aber Faustregeln. So hat es sich als nützlich erwiesen, Zombie-Verdächtigen Fragen zu stellen. Etwa die Frage, wie sie ihre prominente Position erreicht haben. Wie ist der Außenminister, der unter Verdacht zu stellen ist, ein Zombie zu sein, wie ist dieser Vorsitzender seiner Partei geworden? Durch Intrigen? Hat er sich hochgedient? Oder war einfach kein anderer da? War es vielleicht der »Plenny«-Effekt, jene in diesem Fall schon archetypisch wirkende Physiognomie des aus den Kriegsgefangenenlagern halb verhungert zurückgekehrten, dann aber üppig gewordenen deutschen Menschen, der, noch einmal davongekommen, sich seitdem bekümmert von Erfolg zu Erfolg hochrangelt, immer darauf achtend, daß die erreichte Höhe nicht als Höhe, sondern als Mittellage definierbar bleibe?

Nun machte der FDP-Vorsitzende seine Sache ja gar nicht schlecht: kompetent, arbeitseffizient, in seinen Ämtern erfahren wie keiner. Dennoch bleibt, auf diese Karriere bezogen, der Eindruck des Geheimnisvollen, ja Unerklärlichen. Natürlich sind nicht alle, deren relative Prominenz in keiner Beziehung zur Erklärbarkeit zu stehen scheint, Zombies. Der Zombie-Verdacht läßt sich gemeinhin erhärten, wenn auf die Frage, was jemand, als Person, eigentlich wolle, keine rechte Antwort zu finden ist. Um beim Beispiel zu bleiben: Was wollte Genscher? Welche Ziele, Wünsche, Phantasien hatte er? Was war seine, d.h. seine persönliche Meinung? Hatte er überhaupt eine? Hatte er etwas, das man früher einmal eine liberale Utopie nannte? Das Absurde dieser Verbindung in seinem Falle ist ein starkes Indiz für die Richtigkeit des Verdachts, daß er ein getarnter Zombie ist.

Ein Zombie, so kann man für unsere allererste Verständigung zusammenfassen, ist jemand, von dem nicht erkennbar ist, wie er wurde, was er ist, und warum und zu welchem Ende er das macht, was er macht; eine Person also, die unabhängig von ihrer Funktion als lebendiger Mensch in entsprechenden Situationen nicht vorstellbar ist. Bei aller Ähnlichkeit unterscheidet sich der Zombie vom früher skizzierten Typus des »Unschuldigen«, der Schaden vom Volke wendet (Merkur, Nr. 425, April 1984): ruht dieser – unsere Beispiele waren Kohl und andere – im schieren Behagen seines schieren Daseins, so ist jener gezeichnet vom Nicht-Sein, vom Tod, was ihm, allem Grauen zum Trotz, einen Hauch von Würde gibt. Der Zombie ist, anders gesagt, eine tragische, aber keine lächerliche Figur wie die Unschuld vom Lande. Tragisch auch insofern, als sie für das, was ihren Aufstieg als Zombie ermöglichte, heute öffentlich gedemütigt wird: nämlich dafür, als Person, als Mensch nicht anwesend, nur Funktion und Funktionär zu sein. Wenn überhaupt, so ist nicht der ebenfalls Zombie-verdächtige Wolfgang Mischnick, sondern der Vorsitzende seit jeher getreuer Eckart seiner Partei gewesen. Es ist also auch von der FDP im Ganzen zu sprechen, wenn man von Zombies spricht. Sie vor allem wurde der Nährboden dieser neuen politischen Spezies.

Das Problem der westdeutschen Liberalen liegt auf der Hand: sie hatten kein Programm, sondern nur eine mehrheitlich wirtschaftlich organisierte Klientel. Anläßlich der letzten Wende hat der einstige FDP-Vorsitzende und nachmalige Bundespräsident Scheel dies auch in dankenswerter Deutlichkeit ausgesprochen: die Frage ist nicht, ob man die Koalition wechselt, sondern daß man es geschickt macht – und in diesem Punkt war Genscher nicht moralisch, sondern politisch-pragmatisch zu kritisieren. Der Unterschied zwischen Genscher und Scheel hätte dann darin gelegen, daß dieser als Liebhaber trockener Weine und in der Maske der großbürgerlich-rheinischen Frohnatur Epoche machte, während jener, fast sympathisch-unverhüllt ein Mann ohne Eigenschaften, in seinem Haus eine Kellerbierbar besitzt. Zombies kann man nicht lieben, aber auch nicht hassen. In pessimistischer Perspektive erscheinen sie als fast erträgliches Übel.

 

 

Unerträglich nämlich war die Art, in der dominierende Parteigrößen dem melancholischen Zombie in Gestalt des Vorsitzenden gerade das zum Vorwurf machten, was sie in den letzten Jahren von ihm gefordert hatten, wozu er da war, weshalb er ihnen seine Nicht-Existenz lieh: Meinungslosigkeit, Opportunismus, eben Zombietum. Es war diesem bekanntermaßen doch egal, ob seine Partei mit der SPD oder der CDU koaliert: es war doch nicht sein Wunsch, die Spendenaffäre durch eine Amnestie zu beenden. Das hatte er, wie alles, treu, brav bis zur Schmerzgrenze, für seine Partei, für deren Überleben getan! Und nun erleben zu müssen, daß Jung-Zombies wie Morlock, Möllemann, Brunner oder wie diese düsseldorferischen Menschen auch heißen mögen, wie diese ganze opportunistische Partei ihm ihren Opportunismus in die Schuhe schiebt – diese öffentliche Hinrichtung eines Zombie verrät die anderen Zombies! Lieben und hassen kann man Zombies nicht, aber Mitleid empfinden bei ihrem Fall. Was aber brachte ihren obersten eigentlich zu Fall? Zombies können bekanntlich wegen ihrer Programmierung eine einmal eingeschlagene Richtung nicht wechseln.

Die Zombies in unserer Mitte erkennt man deshalb an einer bestimmten Form des nicht mehr sprachlichen Reagierens. Diese buchstäbliche Un-Menschlichkeit eines Zombie läßt sich an seiner Sprache erkennen; manchmal, in die Enge getrieben, versteht er bloß noch formal ein Gespräch aufrechtzuerhalten, in Wahrheit aber, sofern der Formalismus durch eine Frage überfordert ist, rezipiert er nur noch mechanisch Eingespeichertes. Da gibt es zum Beispiel den Fall des als Führer der CDU-Fraktion getarnten Zombie. Auf öffentlich gestellte Fragen sind seine Antworten Un-Antworten. Wenn ihm die negative rechtliche Einschätzung jenes gescheiterten Amnestiecoups u.a. durch einen ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts vorgehalten wird, dann sagt der Zombie: »Ich kann diese Wertung nicht übernehmen. Hier ist Für und Wider abzuwägen. « Das ist nicht nur die Antwort des beruflichen Schwadroneurs (denn was ist ein ehemaliger oberster Richter anderes als ein im Abwägen Ausgewiesener?), sondern es ist eine Antwort, die inhaltlich leer ist: politisch leer, menschlich leer, psychisch leer.

Die ungeheure Provokation, die in jener Einschätzung des Regierungscoups durch einen einstigen obersten Richter liegt, müßte in jeder menschlichen Szenerie, die den Namen verdiente, sofort den Widerlegungsversuch auf sich ziehen. Der Zombie empfindet diese Provokation nicht. Und eben diese Leere ist vorprogrammiert. Der getarnte Zombie weist ganz mechanisch »Wertungen« zurück, nachdem längst erwiesen ist, daß es sich nicht um Wertungen, sondern um Tatbestände handelt. Er selbst ist indes zu Wertungen gar nicht imstande. Auf die Frage: »Ist es nicht unerträglich, wenn Abgeordnete sich selbst begünstigen und zur Straffreiheit verhelfen?« lautet die Zombie-Antwort: »Ich weiß nicht, worauf Sie anspielen.« Und als weitergefragt wird: »Uns interessiert nur, was Sie davon halten, daß Betroffene über die Einstellung ihres eigenen Verfahrens entscheiden sollen«, gibt der Zombie sich ganz zu erkennen: daß er nicht imstande ist, von irgend etwas etwas zu halten und daß er mit einer solchen Frage in seiner Programmierung gänzlich überfordert ist. Der also Untote rekapituliert in solchen Fällen dann nur noch: »Wissen Sie, ich müßte die Fälle kennen. Ich bin darüber nicht informiert.«

Der angebliche parlamentarische Führer der größten Regierungsfraktion gibt zu, nicht informiert zu sein über den seit Wochen diskutierten Fall, in den einige seiner eigenen Abgeordneten verwickelt sind. Aber er ist ja nicht der Koalitionsführer. Es ist ein Zombie, der bloß dessen Gestalt annahm und entlarvt wurde! Er hat für diesen Entlarvungsfall allerdings vorgesorgt. Er ist auf eben jenes Entrüstungspathos programmiert, das die »Unschuldigen« anstimmen, wenn sie vorgeben, Schaden vom deutschen Volke zu wenden. Und so lautet der vorprogrammierte Satz des Zombie aus dem Repertoire der »Unschuldigen«: »Ich weise diese Unterstellung – selbst in der Frageform – auf das schärfste zurück, auf das schärfste. Wir sind frei gewählte Abgeordnete des deutschen Volkes. Wir sind das höchste Organ der Republik« etc. etc. Da ein Zombie nur im Kontext des Vorgesehenen argumentieren kann, im Überraschungsfall aber hilflos wird, ist als letzte Sicherung deshalb dieser Drohton programmiert. Dieser Drohton, dieses stilistisch-mentale Sich-Übernehmen ist eine Redeweise, die wir nicht nur beim Typus des tumben »Unschuldigen« und des ihm nachsprechenden Zombie hören, sondern auch bei jenen gewaltig tuenden Politik- und Geschichtsprofessoren, die alle fünf Jahre jene dicken Bücher schreiben, in denen sie geschwollenspießig die Nation beim Puls nehmen, vor Symptomen des Verfalls warnen und dies für Kulturkritik halten.

Eine Nation, deren akademische Intelligenz so wenig Sinn für Sprache und Ironie besitzt, wird vom Zombietum natürlich besonders bedroht: Sie fällt lange auf die programmierte Sprache herein. Und noch eine Sehschärfe wäre nachzustellen: das im zitierten Frage- und Antwortspiel manifest gewordene Manko an inhaltlicher Substanz hat nichts zu tun mit der Kunst der Politik: nichts zu sagen. Hier zeigt sich nicht der bewußte Trick jedes Regierungskommuniques, sondern ein unbewußter mentaler Zustand legt sich bloß. Inzwischen aber hat der Citoyen (nicht der famose »Bürger«) gelernt. Und daran haben der oberste »Unschuldige«, immerhin von Fleisch und Blut, und sein getarnter schlauer erster Zombie allen Anteil. Der Zombie, der für alle sichtbar endlich enttarnt wurde, ist der westdeutsche Außenminister. Das erste, was ihn uns verdächtig machte und wovon wir am Anfang sprachen, war der Eindruck, daß er eigentlich nie sagen konnte, warum er etwas mache, sondern immer nur, daß er etwas mache. Dieses als Pragmatismus stilisierte Verhalten ist indes ein Alarmzeichen für die Lebendigen. Daß hier nämlich jemand seine politische Leere zudeckt mit einem eminent politischen Anspruch: dem der Lebensnähe, des Realitätsbezugs. Der Trug ist offenkundig.

Ein besonders sprechendes Dokument seiner bloß programmierten Reaktion nicht nur auf Fragen, sondern auf neue politische Situationen lieferte der als Außenminister getarnte Zombie in einem Dialog, den er kürzlich mit der Redaktion einer Schweizer Wochenzeitung über seine außen- und innenpolitischen Ansichten führte. Dabei zeigte sich abermals, daß der Zombie, in Verlegenheit gebracht, seine Worte immer wieder mit jenem Öle salbt, das die Sprache der »Unschuldigen« so triefend macht. Bei diesem Gespräch zwischen journalistischen Fachleuten von wohltuender Kompetenz und nichts als kritisch-analytischen Motiven war die Sprache des Zombie an einem speziellen Defekt zu erkennen: sie war nicht imstande, die analytische Frage analytisch zu beantworten; vielmehr reagierte sie mit synthetischen Reflexen von solcher Allgemeinheit, daß diese Sprache das soeben artikulierte Problem notwendigerweise verfehlte. Die jeweilige Zombie-Antwort blieb um diesen analytischen Rest immer hinter dem neu erreichten Standpunkt der Diskussion zurück. Statt dessen machte sich eine undifferenzierte Positivität breit, die nicht darauf geeicht war, jene Negativität, die jede forschende und fortschreitende Erkenntnis in sich enthält, zu reflektieren und aufzunehmen.

Solche Negativität ist ein dynamisch fortschreitendes, ein dialektisches Element, das der programmierten Sprache des Zombie – das ist die Sprache des Nicht-Denkens – fehlen muß. Programmiert werden kann nämlich nur eine generelle Ideologie – in diesem Falle eine außenpolitische Doktrin – und nur eine generelle Moral – in diesem Falle die Suada der verfolgten Unschuld. Gefragt: »Es gibt erhebliche Unterschiede in der politischen Kultur zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik. In London würde ein Minister, dem eine Anklage ins Haus flattert, ohne weiteres zurücktreten – freiwillig«, antwortete der als Parteivorsitzender getarnte Zombie ohne Scham: »Halten Sie es für einen Mangel an politischer Kultur, wenn ein Parteivorsitzender, der von der Unschuld eines Mannes seiner Partei überzeugt ist, zu ihm steht?« Er antwortete also überhaupt nicht, sondern rekapitulierte einen jener Standardsätze des geschwollenen Moralismus: Indiz für das Fehlen jeder politischen Kultur. Wie hätte er auch antworten können? Ein Zombie versteht das Wort politische Kultur nicht. Ein Zombie erkennt deshalb auch nicht die Gefahrenzone, in die er sich begibt, wenn er, mit der Forderung nach einer politischen Kultur konfrontiert, nicht antwortet bzw. falsch antwortet.

Innerhalb der deutschen Medien ist der als Außenminister getarnte Zombie vor solchen Entlarvungen allerdings auch eher geschützt, weil unter den Berufsfragern der Bundeshauptstadt der als Verantwortungsjournalist getarnte Zombie offenbar ebenfalls häufiger geworden ist. Als ein solcher enttarnt ist inzwischen der Interviewer und Journalist, der den Namen Ernst Dieter Lueg trägt. Er ist daran erkennbar, daß er Fragen stellt, die weder ihn selbst noch irgend jemand – am wenigsten den Befragten – interessieren können. Ist dieser Befragte selbst ein getarnter Zombie, ein gar als Außenminister getarnter, dann ist die ideale Sprechsituation für die programmierte Sprache erreicht: denn dem befragten Zombie gelingt es, selbst an dieser Art von substantiell sinnlosen Fragen noch vorbeizuantworten. Ein sinnliches Detail des als Journalisten getarnten Zombie ist seine als Sachlichkeit ausgegebene Devotion, Unterwürfigkeit. Der grauenhafte Ernst – kein tierischer Ernst, sondern ein automatenhafter – schützt vor der drohenden Entlarvungssituation: daß nämlich ein intelligibler, ein psychologischer, d. h. ein menschlicher Zwischenfall eintrete. Dieser Ernst kann nicht lachen, sondern hat das Sonore tiefer Bekümmertheit.

Die viele Beobachter noch immer täuschende Erscheinung des als Journalist oder als Minister getarnten Zombie verrät sich am meisten in der besonderen Atemlosigkeit der Faktologie, die sich ausbreitet, die etwas von Trance hat. Der Zombie hört ja nicht auf die den Fragen bzw. Antworten möglicherweise innewohnenden intelligiblen Momente, sondern er wartet nur auf eine an seine eigene Programmierung gerichtete Appellstruktur. Ist der Appell der Frage stärker als ihre intelligible Struktur – so im Falle des als Zombie getarnten Journalisten -, dann ist der Widerspruch zwischen Frage und Antwort logischerweise gering. Die Entlarvung droht erst bei Diskrepanz von intelligibler Frage und auf letzte Appelle ausgerichteter Antwort, Entlarvung tritt also nur dann ein, wenn der Interviewer selbst kein Zombie ist. Wollte man das Dilemma der rechtsbürgerlichen Koalition auf diese Theorie hin formal entziffern, dann ergäbe sich eine einfache semantische Erklärung: die Diskrepanz zwischen intelligibler Frage und programmierter Frage ist zu groß geworden. Die so oft zitierten »Menschen draußen im Lande«, die »Bürger« haben in dieser Diskrepanz die Zombies an ihrer Sprache erkannt und beginnen, sich ihrer zu entledigen. Reihenweise angestoßen, verlieren die enttarnten Zombies nunmehr die Richtung, rekapitulieren taumelnd nur noch die ihnen buchstäblich eingetrichterten Sätze aus seifiger Entrüstung und Moral, von denen sie so lange geschützt worden sind.

Die Gefahr durch die Zombies scheint gebannt; eine neue Gefahr aber meldet sich: Da die Zombies sich durchweg als öffentliche Menschen tarnten, wird seit ihrer Enttarnung die öffentliche, die politische Sprache prinzipiell verdächtigt – dies ist das eigentlich politische Desaster, das die Zombies hinterlassen. Es könnte sein, daß die Zombies am Ende von wirklichen Menschen vertrieben werden, von Menschen aus Fleisch und Blut. Von Menschen aber, die – wie ein Teil der Grünen – aus Ekel vor politischer Sprache nach einer neuen Sprache suchen. Nach welcher aber? Einer Sprache bloßer Naivität, bloßer Aufrichtigkeit? Einer Sprache, die die verhängnisvolle deutsche Gleichung von politisch Lied und garstig Lied fortsetzt? – Womit wir schon fast bei der 3. Folge unserer politischen Typologie sind: der gute Hirte.


Karl Heinz Bohrer: Die Unschuld an die Macht!
1. Folge: Den Schaden vom Volke wenden
2. Folge: Die Zombies
3. Folge: Die guten Hirten


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