Die Welt verändern
Welt und Welten von Andreas DorschelEtwas ändern heißt, ein Ding von einem ersten Zustand in einen zweiten bringen, der sich vom ersten unterscheidet. Das rohe Fleisch wird gekocht, der schmutzige Fußboden gesäubert, das zerzauste Haar gekämmt. Ist der Sinn von Ändern bei Fleisch, Fußböden, Haaren trivial, so gilt dies entschieden nicht für ein Ding, von dem kaum auch nur feststeht, dass es ein Ding ist: die Welt. Dass Weltveränderung einer weitverbreiteten Intuition entspricht, ist offenkundig; derartige Eingebungen systematisch in Zweifel zu verwandeln heißt philosophieren.
Die Zweifel rühren in diesem Fall daher, dass einem in Wirklichkeit ja nie die Welt begegnet, sondern Dinge, Menschen, Ereignisse. Wollte man unter »Welt« bloß die unbestimmte Summe all dessen verstehen, das irgendjemandem über den Weg läuft, dann nähme sich die Sache harmlos aus. Doch in der Rede davon, die Welt zu verändern, steckt, wie es scheint, ein anderer, weitergehender Anspruch. Trifft dies zu, dann ergeben sich drei naive Fragen, die indes nur drei Aspekte einer einzigen darstellen: Worum geht es, wenn jemand die Welt ändern will? Weiß so jemand, was er tut? Und falls dies nicht der Fall sein sollte: Lässt es sich herausfinden? Als sowohl philosophische als auch naive Fragen machen sie – und ihre nachfolgende Behandlung – sich dadurch unangenehm bemerkbar, dass alles wörtlich genommen wird. Allein ein derart begriffsstutziger Anfang erlaubt es, am Ende, bestenfalls, zu einem Begriff zu gelangen. Mag es auch zunächst so aussehen, als werde auf diese Weise nur über Worte geredet, so wird sich herausstellen, dass damit vielmehr durch die Worte hindurch etwas zur Sache gesagt ist.