»Bloß des, was do isch«, hat die Schwäbisch Gmünder Fachverkäuferin /Textil zu Dilek
gesagt auf die Frage, ob’s die weinrote Bluse wohl noch in Größe 40 gäbe, hinten im
Lager oder wo auch immer, kurz mal herzuholen zur Anprobe und dann vielleicht käuflich
zu erwerben, aber nein. Also – nicht: »Nein«, sondern: »Bloß des, was do isch.«
Dilek sammelt so was für mich, wenn sie zu Besuch bei ihren Eltern ist.
In Zeiten des Mangels und der Überforderung findet automatisch ein Rückgriff auf alles
Mögliche statt – bei mir auf Aussprüche und Redeweisen. Ein ganzer Dialekt, der mich
einst das Fürchten gelehrt und zur Flucht veranlasst hat, scheint mir plötzlich trostversprechend
und hilfreich.
Bloß des, was do isch höre ich nicht mehr als bähmullige Absage einer Dienstleistung, als Aufforderung,
mir meine Sonderwünsche sonstwohin zu stecken, sondern als Kurzformel für die Weisheit
Bernhard von Clairvaux’, jenes Zisterzienserabts aus dem 12. Jahrhundert, der seinem Schüler Papst Eugen
dem Dritten gegenüber das schöne Bild einer Schale bemüht hat. Schale sollst du sein
als Helfender (Dienstleister, Papst, Fachverkäuferin), Schale, nicht Kanal. Erst muss
was drin sein, bevor du’s weitergeben kannst, am besten wartest du, bis du ganz voll
bist, gibst nur das, was quasi von selbst überfließt aus der Fülle; »Die Schale ahmt
die Quelle nach«, hat Bernhard gesagt und damit suggeriert, dass auch Gott es so gewollt,
weil so vorgemacht hat.