Patrick Bahners im Merkur

Patrick Bahners (geb. 1967) ist Historiker, Journalist und Autor. Feuilletonredakteur der FAZ seit 1989.
Patrick Bahners\' erster Merkur-Essay (Heft 519, Juni 1992) ist eine Rezension, und zwar von Hayden Whites schnell zum Klassiker avanciertem Buch „Metahistory“ – falschen Respekt kennt er damals schon nicht: „Die Form der Historie zu diskutieren galt den stolzen Disziplinen der deutschen Wissenschaft lange Zeit als unfein. Wo amerikanische ‚literary critics‘ im Wettlauf mit französischen Strukturalisten Grenzen überschritten, da wurden in Deutschland Reviere verteidigt.“ Prompt wird Bahners darauf zum Geschichtskolumnisten berufen, ein Amt, das er über die ganze Länge von sechs Folgen (von November 1994 bis Dezember 1997) bekleidet. In den einzelnen Kolumnen schreibt er unter anderem über Biografien zu Werner Sombart und Friedrich Meinecke („Wissenschaft als Beruf“, Heft 555, Juni 1995), den „Unbegriff“ des Historismus (Heft 585, Dezember 1997) und über Plinius und die Geschichtsschreibung via Arno Borst („Denkformen im Mittelalter“, Heft 554, Mai 1995). Dann kommt fast sieben Jahre nichts, darauf schreibt Bahners dann über etwas ganz anderes, nämlich Patricia Highsmith und (nicht nur) ihre Ripley-Romane (Heft 696, Juli 2004). Eine weitere große Pause gab es zwischen 2006 und 2016, da waren Autor und Zeitschrift über die Frage nach dem Islam weit auseinander geraten. Neu angeknüpft wird der Faden mit einem wie gewohnt entschiedenen Text zur kommentierten Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ (Heft 802, März 2016). Seitdem ist aus Anlass der Brexit-Entscheidung eine Verteidigung des britischen Parlamentarismus erschienen (Heft 808, September 2016), aber auch – die Vielseitigkeit von Patrick Bahners kennt wenige Grenzen – eine Auseinandersetzung mit Friedrich Hebbels Stück „Maria Magdalena“ (Heft 842, Juli 2019).
16 Artikel von Patrick Bahners

Durch die Blume

Im Juli 1933 hängte die Münchner Kunsthändlerin und Hitler-Unterstützerin Erna Hanfstaengl in der Wohnung ihres Bruders Ernst, des Auslands-Pressechefs der NSDAP, drei Werke von Emil Nolde auf, darunter das Ölgemälde Reife Sonnenblumen von 1932. Die Aktion war Teil einer Initiative von Unterstützern wie dem damaligen Direktor der Berliner Nationalgalerie Alois Schardt, die hofften, »Nolde als Apotheose der deutschen Kunstentwicklung erkennbar« zu machen.1

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Testfall Thüringen

Am 4. Februar 2020, dem Tag vor der Ministerpräsidentenwahl, fuhr Thomas Kemmerich nach Berlin. Sein Pressesprecher Thomas Philipp Reiter dokumentierte einen Höhepunkt des Besuchs: Zum Mittagessen war man im China Club Berlin verabredet. Das Etablissement in einem Anbau des Hotels Adlon macht Werbung damit, dass es der exklusivste Privatclub Deutschlands sei. »Der China Club Berlin ist ein diskreter Rückzugsort, weg von der Hektik der Stadt und gleichzeitig ein Ort der Begegnung und des Austausches. Er

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