Carolin Amlinger im Merkur

3 Artikel von Carolin Amlinger

Männerkörper und Textfantasien

»Männerphantasien«, literaturwissenschaftlich gelesen Als Klaus Theweleits Männerphantasien vor vierzig Jahren bei Stroemfeld /Roter Stern erschien, artikulierte die Studie ein neues Bedürfnis von Männern, ihre eigenen Anteile an den postfaschistischen Herrschaftsverhältnissen zu reflektieren.1 Mit der Frauenbewegung der 1970er Jahre setzte ein neues Nachdenken über Kapitalismus und Geschlecht ein, das Private war politisch, die Sphäre der kapitalistischen Produktion mit jener der häuslichen Reproduktion

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Wozu Literatursoziologie?

Die erste Schwierigkeit, vor der die Literatursoziologie steht, ist die Definition ihres Gegenstands. Was in einer naiven Betrachtung womöglich als voraussetzungslos vorgestellt wird, das literarische Werk, erscheint im Blick der Literatursoziologie als ein Resultat gesellschaftlicher Prozesse. Statt rein auf den ästhetischen Gehalt eines literarischen Werks zu sehen, beobachtet die Literatursoziologie den Blick, der darüber entscheidet, ob und in welcher Weise ein Text als literarisch betrachtet wird. Was

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Lesekrisen

In einem meiner Seminare stellte ich Studierenden die Frage, ob sie denn in ihrer Kindheit gerne gelesen hätten. Ich ging selbstverständlich davon aus, dass sie sie positiv beantworten würden. Aber überraschenderweise sprach die Mehrheit gar nicht erst von den Gefühlen, die sie selbst mit Büchern verbanden, sondern von denen ihrer Eltern – und die schienen überwiegend negativ zu sein. Statt von beglückenden Erinnerungen an den ersten Leserausch berichteten sie von der nervösen Angst der Erwachsenen, das

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