Jan-Werner Müller im Merkur

11 Artikel von Jan-Werner Müller

Le Roi-Machine

Der ungewöhnliche Intellektuelle Pierre Rosanvallon »Unsere politischen Systeme können als demokratisch bezeichnet werden, doch demokratisch regiert werden wir nicht.« So beginnt Pierre Rosanvallons Buch Die gute Regierung.1 Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte, so dessen Grundthese, habe eine politische Verschiebung weg vom Modell der Demokratie parlamentarisch repräsentativen Zuschnitts, hin zu einem Primat der Exekutive stattgefunden. In mehr und mehr Ländern lasse sich eine »Tendenz zur Präsidialisierung«

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Demokratie für Verlierer

Donald Trump hat uns keine Wahl gelassen: Man muss die oft unterschätzte Rolle des fairen Verlierers in der Demokratie besser verstehen, begründen und verteidigen. Schon bei dem Rennen um die Präsidentschaft 2016 hatte der Reality-TV-Star angekündigt, einen Sieg seiner Gegnerin möglicherweise nicht anzuerkennen; 2020 machte er dann Ernst mit seinem Vorhaben, die Wahl zu stehlen, indem er seinen Konkurrenten beschuldigte, die Wahl gestohlen zu haben. Bis heute hat Trump seine Niederlage nicht eingestanden, und

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Rechtspopulismus als Bauherr

Einst, in der westdeutschen Nachkriegszeit, entspann sich eine intensive Debatte über »demokratische Architektur«. Politisch durfte Bonn nicht Weimar sein – ästhetisch aber durchaus: An Bauhaus und den International Style sollte angeknüpft werden, um demokratische Gesinnung zu signalisieren.1 Damit einher ging eine möglichst deutliche ästhetische Absetzung vom Nationalsozialismus: statt Speer’scher Germania-Gigantomanie bewusste, fast schon ostentative Bescheidenheit (man erinnere sich an das Bonmot

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