Geschichtskolumne
Afrika von Andreas EckertDer langjährige Afrika-Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, Georg Brunold, veröffentlichte vor einem Vierteljahrhundert eine Reportagensammlung mit dem schönen Titel Afrika gibt es nicht. Damit wollte er etwa auf die Tatsache verweisen, dass kein Kontinent linguistisch und kulturell so vielfältig ist wie dieser. Als Landmasse reicht Afrika vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Delta des Nil, umfasst Marokko ebenso wie Mosambik. Die meisten Bewohner dieses kontinentalen Raums, aber auch die Mehrheit der Amerikaner und Europäer machen jedoch eine klare Trennung zwischen »Nordafrika« und dem »subsaharischen Afrika« beziehungsweise »Schwarzafrika«.
Diese Unterscheidung trägt eindeutig »rassische«, ja rassistische Konnotationen: Afrika ist dort, von wo schwarze Menschen stammen. Wenn man jedoch die Validität der Klassifizierung der Weltbevölkerung in rassische Gruppen anzweifelt – und damit der einschlägigen naturwissenschaftlichen Forschung folgt, die das Konzept der »Rasse« für Schmu hält –, wird man nicht umhinkommen festzustellen, dass Afrikaner sich untereinander ebenso unterscheiden wie von anderen und dass aus stammesgeschichtlicher Sicht alle Menschen Afrikaner sind.1