Nur so viel (Sechs Superlative)
von Anke StellingDas Heikle ist halt schon auch spannend.
Eine Freundin von mir – ich sag’ jetzt nicht, wer, nur so viel: Dilek ist es nicht – hat eine Szene über Oralsex geschrieben. Beziehungsweise fehlenden Oralsex, und jetzt ist die Frage: wohin damit und wie weiter.
Das ist alles so heikel.
Das erfordert höchste Anonymisierung und Verschwiegenheit, als Letztes erfordert das, dass ich mich seiner auch noch bemächtige und es an mich reiße, um hier was Reißerisches runterzureißen in meiner Kolumne, aber das Heikle ist halt schon auch spannend. Und es hat ja auch einen Grund, warum es heikel erscheint, und ich bin angefragt und angetreten, alles vom Grund an die Oberfläche zu zerren, anzuschauen, hin- und herzuwenden, Luft dranzulassen und dann mal zu sehen, was daraus wird. Was es macht mit uns, oder?
Extrem heikel, dieser Vorgang.
Dilek ist jedenfalls raus, das war auch viel zu heikel – eine reale Freundin als Sidekick zu benutzen –, Benutzen ist immer riskant, auch wenn Annie Lennox singt, dass »manche von denen ja von dir benutzt werden wollen«, und Annie selbst kanonisch geworden ist wie Goethe und Hesse, aber trotzdem. Gibt es immer noch Leute, die Sweet Dreams nicht kennen oder Annie Lennox als Instanz nicht anerkennen wollen. Deshalb zumindest jetzt mal wieder die anonymisierende Formel Ich sag’ jetzt nicht, wer, die am Ende aber auch nichts nützt, weil genug Leute wissen, um wen es sich handelt, vor allem die Person selbst. Der Mann meiner Freundin, zum Beispiel.