Jan von Brevern im Merkur

5 Artikel von Jan von Brevern

Gärtnern in Havanna

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Vom José-Martí-Denkmal an der Plaza de la Revolución überblickt man ganz Havanna. Ein Lift fährt auf die Aussichtsetage des 109 Meter hohen Betonturms. An diesem Mittwoch im Februar 2024 bin ich der einzige Besucher. Innen dröhnt die Klimaanlage und sorgt für Kühlschranktemperaturen, draußen kreisen schwarze Truthahngeier im Aufwind des Denkmals. Fast scheinen sie mit ihren gewaltigen Flügeln die dicken Glasscheiben zu berühren. Unten auf dem Platz hielt Fidel Castro früher zum 1. Mai seine

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Ästhetikkolumne

Museen und Opioide All the Beauty and the Bloodshed, der Dokumentarfilm der amerikanischen Regisseurin Laura Poitras über die Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin von 2022, erzählt zwei Geschichten über die Kunst. In der ersten Geschichte ist Kunst ein Instrument der Befreiung – der individuellen und der politischen Emanzipation. In der zweiten ist Kunst ein Instrument des »reputation laundering« und der Verschleierung von Verbrechen als Philanthropie. Es ist eine Schwäche des Films und zugleich seine

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Ästhetikkolumne

»Lumbung« – die Rückkehr der Scheune Die Mitglieder des indonesischen Künstlerkollektivs ruangrupa haben das Konzept für die von ihnen kuratierte documenta 15 (offizielle Schreibweise: documenta fifteen) vorgestellt. Die – zumindest nach Besucherzahlen – weltweit größte Ausstellung von Gegenwartskunst, die im Sommer 2022 in Kassel eröffnen soll, wird die Überschrift lumbung tragen. Was ist »lumbung«? Eine traditionelle indonesische Reisscheune, wie ruangrupa erläutert. Sie besteht aus Bambus,

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Ästhetikkolumne

Als Calder peinlich war Wer im grauen Berliner Winter 2021/2022 die Neue Nationalgalerie betrat – diese lichte, von Ludwig Mies van der Rohe entworfene und 1968 fertiggestellte Halle –, fand sich inmitten einer Ansammlung bunter Stahlskulpturen wieder. Nach jahrelanger Renovierung feierte das Museum seine Wiedereröffnung mit einer Ausstellung des amerikanischen Bildhauers Alexander Calder. Calder, ein Heros der künstlerischen, und Mies van der Rohe, ein Heros der architektonischen Nachkriegsmoderne,

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Ästhetikkolumne

Kunst ohne Gattung Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Genremalerei zur revolutionären Gattung. Die Genremalerei? Waren das nicht jene braven Bilder, die fröhliche Bauern, spielende Kinder oder Küchenmägde bei der Arbeit darstellten? Ja, schon. Doch es war auch diejenige Bildgattung, die – im Gegensatz zur Historienmalerei – die Gegenwart zum Thema hatte. Einige Bildbetrachter sahen in ihr sogar die Zukunft aufscheinen. Und kaum etwas schien damals politisch so brisant zu sein wie die Zukunft.

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