Philip Manow im Merkur

19 Artikel von Philip Manow

Nicht mein Buch

Eine Replik auf Matthias Goldmanns Kritik Matthias Goldmanns Rezension von Unter Beobachtung im Merkur vom Oktober handelt nicht von meinem Buch gleichen Titels, sondern von zwei anderen Büchern: von einem, von dem er lediglich behauptet, ich hätte es geschrieben (1), und von einem, von dem er offensichtlich meint, ich hätte es stattdessen schreiben sollen – was aber nie meine Absicht war (2).1 Ad 1: Goldmann behauptet, dass ich den enormen Konstitutionalisierungsschub insbesondere in Europa seit den

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Der Geist der Gesetze

Contested concepts 1956 veröffentlichte der Philosoph Walter B. Gallie den vieldiskutierten und bis heute immer wieder zitierten Aufsatz Essentially Contested Concepts.1 Die darin entwickelte Kernthese besagt, dass bestimmte notorisch umstrittene Großbegriffe – als Beispiele dienen »Kunst«, »Demokratie« und »soziale Gerechtigkeit« – zwangsläufig auf ewig umstritten bleiben werden. Nach Gallie ist das kein Zufall, sondern hat mit wesentlichen Eigenschaften dieser Begriffe zu tun, etwa mit hoher

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Mit Kanzlisten gegen Kanzlisten denken

1914 schrieb Franz Kafka die Erzählung Vor dem Gesetz, das einzige zu Lebzeiten (1915) veröffentlichte Fragment des Proceß-Romans. Die bekannte Legende, Teil der einleitenden Schriften in das Gesetz, wie uns Kafka versichert, handelt von dem »Mann vom Lande« und vom Türhüter, der ihm den Eintritt in das Gesetz verwehrt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch trotz meines Verbots hineinzugehen. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer

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Demokratisierung der Demokratie

Demokratische Repräsentation war ursprünglich die Lösung für ein Problem, das Pöbel oder Menge hieß. Mit ihr ließen sich zwei Unterscheidungen zur gleichen Zeit vollziehen: die zwischen Repräsentanten und Repräsentierten und die zwischen repräsentierbar und nicht repräsentierbar.1 Das aber etabliert zwei potentielle politische Bruchstellen. Einerseits den Verdacht, dass die Repräsentanten die Interessen der Repräsentierten vergessen oder vernachlässigen, oder

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