Ehrlichkeit, Glauben, Vertrauen – und die Medien
Zeitung aus dem 17. Jahrhundert von Christian WiebeZeitung aus dem 17. Jahrhundert
Die Dichterin Sibylla Schwarz, an deren 400. Geburtstag im Februar erinnert wurde, schrieb ein bemerkenswertes Trostgedicht für Christina Maria von Seebach, weil die Nachricht ankam, deren Mann sei in Kriegshandlungen gestorben.1 Die Überschrift des Gedichts verdeutlicht die Kommunikationssituation: »An || Christina Maria von Seebach || etc. Weiland || u. Herrn Alexanders von Forbusch || u. Obersten || u. Hertzgeliebte Gemahlin || als die traurige Zeitung kam: dieser ihr Liebster sey gestorben.« In diesem Gedicht versucht Schwarz, Trost zu spenden mit dem Hinweis darauf, dass die Nachricht vom Tod des Ehemanns falsch sein könnte. Im Gedicht verweist Schwarz auf die Unzuverlässigkeit solcher Nachrichten und setzt auf die Hoffnung, der geliebte Ehemann von Christina Maria von Seebach könnte bald zurückkehren.
Etwas später verfasst Schwarz dann ein Gedicht, das den Untertitel trägt: »Als die traurige Zeitung || leider! || allzuwahr war.« Die Hoffnung, den Mann lebend wiederzusehen, hat sich zerschlagen. Das erste Trostgedicht dagegen kennt diese Hoffnung noch, und es weiß um die Unzuverlässigkeit von Nachrichten.
Wer wil doch auff ein Wort so grossen Glauben legen,
Daß ihm dasselbe soll zur Traurigkeit bewegen?
Hier hört man offtmahls was,das kaum geschehen kan,
Vielweniger ist geschehn,drüm kehrt euch hier nicht an,
Denn das gemeine Volck macht todte von den krancken,
Von Frieden lauter Streit,wer darum wolte wancken,
Der würde nimmermehr auff was gewisses sehn,
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