Heft 855, August 2020

Geschichtskolumne

Arbeit von Andreas Eckert

Arbeit

Die in Genf ansässige International Labour Organization (ILO), gegründet 1919 im Kontext des durch den Ersten Weltkrieg und die Nachkriegsturbulenzen geprägten politischen und sozialen Umbruchs, ist heute eine der ältesten Organisationen im System der Vereinten Nationen. In ihrer Geschichte spiegeln sich wesentliche Aspekte der Geschichte der Arbeit sowie der Auseinandersetzungen und Kämpfe um soziale Gerechtigkeit seit dem frühen 20. Jahrhundert. Das beginnt schon auf organisatorischer Ebene: In der ILO wurden Entscheidungen von Vertretern von Regierungen, Arbeitgebern und Arbeitern von Anfang an gemeinsam getroffen. Motor für diese einzigartige dreigliedrige Struktur war ursprünglich die Angst vor dem Bolschewismus. Man hoffte, konzertierte Maßnahmen etwa zur Regulierung der Arbeitszeit und zur Festsetzung angemessener Löhne wären geeignet, revolutionäre Energien einzudämmen.

Eine Institution für schwierige Zeiten?

Nachdem die ILO von der historischen Forschung die längste Zeit über eher randständig behandelt wurde, erscheinen nun schon seit gut zehn Jahren regelmäßig Publikationen zu den verschiedensten Aspekten der Organisation. Zum hundertsten Jahrestag ihrer Gründung hat der in Oslo lehrende deutsche Historiker Daniel Maul nun eine Gesamtdarstellung vorgelegt. Maul, der vor einigen Jahren schon einmal durch eine profunde Studie zur Rolle der ILO im Prozess der Dekolonisation auf sich aufmerksam gemacht hat, stellt das Konzept der globalen Sozialpolitik ins Zentrum, das auch Entwicklungspolitik, Welthandel, internationale Migration und Menschenrechte umfasst.1

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