Heft 862, März 2021

Geschichtskolumne

Sklaverei, Moral und Kapitalismus von Andreas Eckert

Sklaverei, Moral und Kapitalismus

Nach gängiger Lehrmeinung leitete das Verbot des Sklavenhandels zu Anfang des 19. Jahrhunderts – gesetzlich besiegelt zuerst in Dänemark, Großbritannien und den USA – das Ende einer prosperierenden Kolonialwirtschaft ein, die in den an dem Geschäft beteiligten Staaten in zunehmendem Maß politisch und moralisch als nicht mehr länger tragbar empfunden wurde. So prangerte die mehrheitlich von Evangelikalen getragene, auch international einflussreiche Abolitionsbewegung in Großbritannien Sklaverei als Sünde und Verbrechen gegen die göttliche Vorsehung an. Der Appell an das Mit-Leiden mit den Versklavten war dadurch mit der Verheißung eines reinen Gewissens verbunden. Der Erfolg der britischen Antisklavereibewegung stand überdies im Einklang mit einem nach dem Verlust der nordamerikanischen Kolonien neuformulierten nationalen Interesse. Abolitionismus wurde typischerweise als Emblem nationaler Tugend verstanden, als Ausdruck der scheinbar grenzenlosen Freiheitsliebe der Briten.1

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