Gespräch mit einem Hänfling
von Günter HackDer Hitzesommer vor drei Jahren hat in der ganzen Siedlung die Hecken verbrannt. Die Hausbesitzer ersetzten ihre Thujenhecken durch Metallgitter mit eingeflochtenen Kunststoffbahnen, alles blickdicht, die ersten architektonischen Zeichen der Klimakatastrophe. Die zugeschnittenen Thujenwände mögen nicht viel schöner gewesen sein, aber sie waren wenigstens Pflanzen, und damit Lebensräume für Spinnen, Insekten und Vögel. Die Hecke an der Grundstücksgrenze meiner Eltern beherbergte jahrzehntelang zwei Amseldynastien – eine lebte vorn an der Straße, die andere genoss das mit vielen Würmern gesegnete Premiumrevier hinten beim Komposthaufen. Die ausgetrocknete Hecke bot den Amseln keinen Schutz mehr, also mussten wir neue Büsche pflanzen. Ein Nachbar schenkte uns seine letzten beiden überlebenden Thujen, wir pflanzten sie ein.