Themenseite: Pandemie und Gesellschaft

Böckenfördes Frage. Zehn Kapitel zum „Staat in der Luft“ in Zeiten der Krise

von Uwe Volkmann | Merkur, Nr. 857, Oktober 2020

Als Ernst-Wolfgang Böckenförde den Satz formulierte, der ihn berühmt gemacht hat, verband er ihn mit einer Diagnose, die man ungefähr kennt, und einer Frage, von der damals und auch seither wenig Notiz genommen wurde.1 Der Satz ist der Satz von den Voraussetzungen, von denen der freiheitliche Staat lebt, ohne sie garantieren zu können; er ist dort ergänzt um die Bemerkung, dies sei das große Wagnis, das er um der Freiheit willen eingegangen sei. (…lesen)

Seuche der Menschen, Seuche des Staates

von Wolfgang Fach | Merkur, Nr. 856, September 2020

Präsident Washington, als furchtloser Feldherr in die Annalen eingegangen, hat das Weite gesucht, als 1796 das Gelbfieber in Philadelphia ausgebrochen ist: »Mein Wunsch war es«, erläutert er seinem Sekretär, »noch länger zu bleiben – da aber Mrs. Washington nicht bereit war, mich inmitten des heimtückischen Fiebers zurückzulassen, schien es mir unverantwortlich, sie und die Kinder damit zu belasten, dass ich noch weiter zugegen bin.«1 Und weg war er. (…lesen)

Homeschooling, Distant Learning und das selbstorganisierte Kind

von Roland Reichenbach | Merkur, Nr. 855, August 2020

Homeschooling ist eine tolle Sache, zumindest, wenn man Alexander oder Wilhelm von Humboldt heißt, im Schloss Tegel wohnt und von Hofmeistern wie Joachim Heinrich Campe oder Gottlob Johann Christian Knuth unterrichtet und betreut wird. Die idyllische Isolation hilft dem Geist, sich mannigfaltig und zugleich proportionierlich zu entfalten. (…lesen)

Mr. Monk, Columbo und die Pandemie

von Alexandru Bulucz | Blog, Juli 2020

ie Künstlerin Tina Minorová hat einen Einfall. Für die Gestaltung einiger ihrer Poster gilt es, Serienfiguren ausfindig zu machen, deren Habitus während der Covid-19-Pandemie nachahmenswert erscheint. „Be like Sheldon, follow the rules.“ „Be like House, keep social distance.“ „Be like Monk, wash your hands.“ (…lesen)

Das Zeitalter der Pandemien. Von der Cholera zu Covid-19

von Thomas Zimmer | Merkur, Nr. 854, Juli 2020

Am 23. Juli 1851 trafen sich Vertreter von zwölf europäischen Staaten in Paris zur ersten internationalen Gesundheitskonferenz. Das war der Beginn der modernen internationalen Gesundheitspolitik. Erstmals nämlich traten Mediziner neben Diplomaten als offizielle Repräsentanten ihrer Regierungen auf, und durch die von der Pariser Zusammenkunft begründete Tradition solcher Konferenzen wurde die öffentliche Gesundheitsfürsorge als Thema in den internationalen Beziehungen verankert. (…lesen)

Der Pflegekrieg

von Maximilian Hauer| Blog, Juni 2020

ls Emanuel Macron sich Mitte März in einer Fernsehansprache an die französische Nation wandte, erklärte er einem Virus den Krieg. Innerhalb weniger Minuten wiederholte der Präsident das Wort „Krieg“ sechs Mal[1] und etablierte damit die offizielle Rahmenerzählung für die unheimlichen Vorgänge der Covid-19-Pandemie. (…lesen)

Die Seuche, der Staat und die lieben Nachbarn

von Valentin Groebner | Merkur, Nr. 853, Juni 2020

Die Bestimmungen klingen vertraut. Die Grenzen werden geschlossen: Wer sie passieren will, muss eine offizielle Bescheinigung vorweisen, dass er oder sie frei ist von der tödlichen ansteckenden Krankheit. Alle Ausländer müssen gehen, sofort. Alle Versammlungen werden verboten, alle Ballspiele; alle Frisöre, Gastwirtschaften und Schulen werden geschlossen, nur Verkaufsstände für Lebensmittel bleiben geöffnet. (…lesen)

Raumpraktiken in Zeiten der Pandemie. Architekturkolumne

von Philipp Oswalt | Merkur, Nr. 853, Juni 2020

Am Ende seines Lebens imaginierte der Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy einen Thinktank der besten Künstler und Wissenschaftler ihrer Zeit: Dieser sollte ihr Wissen zu einer »kohärente[n], zweckmäßige[n], an soziobiologischen Zielen ausgerichtete[n] Synthese« vereinen und damit den Weg zu »neuen, kollektiven Formen des kulturellen und sozialen Lebens« bereiten, welche wiederum die »Keimzelle einer Weltregierung« bilden sollten.1 (…lesen)

Seuchen am See. I Promessi Sposi

von Barbara Vinken | Merkur, Nr. 853, Juni 2020

Wir waren in einem kleinen Bergdorf, das wie ein Adlernest hoch über dem Comer See liegt, als Corona bei uns zu Hause ankam. Ein Freund aus Mailand, der als Architekt auch unser Haus gebaut hatte, erzählte beim Abendessen erschrocken von den ersten zwei Todesfällen in seiner Stadt. Mailand liegt im Süden, nicht weit in der Ebene, aber auch nicht zu nah; selbst bei gutem Wetter sieht man nicht so weit. (…lesen)

Der absolute Geist, die Cholera und die Himmelfahrt des Philosophen

von Karl Heinz Götze | Merkur, Nr. 853, Juni 2020  

Hegel starb am Montag, dem 14. November 1831, in seiner Wohnung am Berliner Kupfergraben. Der Tod kam überraschend. Am Freitag zuvor hatte er mit den Vorlesungen des Wintersemesters über Rechtsphilosophie und Geschichte der Philosophie begonnen, am Samstag Prüfungen abgehalten. Am Sonntag zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit, der er nach einer unruhigen Nacht am nächsten Tag gegen 17 Uhr erliegen sollte. (…lesen)

Massenerziehung zum solidarischen Handeln

von Arndt-Michael Nohl | Blog, Mai 2020

In vielen Ländern, die von der Corona-Pandemie stark betroffen sind, haben die Behörden Ausgangssperren verhängt: In Norditalien durfte vom 8.3.2020 bis zum 3.5.2020 niemand mehr seine Wohnung verlassen, der keinen triftigen Grund vorzuweisen hatte. In Spanien wurde am 13.3.2020 eine bis 2.5.2020 währende Ausgangssperre ausgerufen. (…lesen)

Corona die Unfähigkeit, zu lernen?

von Ewald Kiel | Blog, April 2020

Alle Gesellschaften – reich oder arm werden mit dem Diktum ‚lernen oder untergehen‘ konfrontiert, auch wenn vielleicht einzelne sich nicht unmittelbar bedroht fühlen. Innovatives Lernen ist für eine Gruppe ganz besonders unerläßlich geworden – für diejenigen, die über die Macht verfügen, die menschliche Rasse auszulöschen.“ (…lesen)

Digitaler Unterricht ist eine Chance fürs gemeinsame Lernen

von Jens Loescher | Blog, April 2020

Nun ist die Entscheidung gefallen: Es bleibt für die meisten erst einmal beim home schooling. Dieser Testfall für den digitalen Unterricht ist eine Chance für den normalen, physischen Schulbetrieb. Denn was im Digitalen scheinbar fehlt, weist auf ein Defizit aktueller Unterrichtsmethoden hin: die soziale Komponente. (…lesen)

Die Überwindung der Maskenphobie

von Erhard Schüttpelz und Ulrich van Loyen | Blog, April 2020

Im Blick auf die Ansteckungsraten mit Covid19 erlaubt der Vergleich zwischen Ländern, die wie selbstverständlich auf das Tragen von Masken setzten und solchen, die gar nicht oder erst viel später dazu verpflichteten, den ersteren eine größere Kompetenz bei der Infektionseindämmung zuzusprechen. Wenn es die Statistik auch nicht einfach erlaubt, das Tragen von Masken als Ursache der großen Unterschiede in der Ausbreitung des Virus namhaft zu machen, so wird man trotzdem auf den Vorteil von Verhaltensmustern schließen dürfen, die mit dem Tragen von Masken einhergehen. (…lesen)

Was Europa von Südkorea nicht lernen kann

von Kimyoung Kim | Blog, April 2020

Das für mich persönlich Seltsamste in dieser Corona-Krise ist die Begeisterung des Westens über mein Heimatland Südkorea. Nicht nur Wirtschaftszeitungen wie die Financial Times oder liberale Medien wie New York Times und BBC, sondern auch linke Zeitungen wie die taz präsentierten die südkoreanischen Maßnahmen gegen die Covid-19-Ansteckungswelle als Vorbild für das Krisenmanagement auch im Westen. (…lesen)