Beherbergen
von David GugerliIn Technikmuseen werden kuriose Geräte und Apparaturen aufbewahrt, die kurz vor ihrem endgültigen Verschwinden gerade noch dingfest gemacht werden konnten. Hier eine nie gebrauchte Kastanienschälmaschine, dort die gut sedierte Spinning Jenny im wohlverdienten Ruhestand. Als tapfere Vertreter aller obsolet gewordenen, realweltlichen Exemplare hinterlassen die Exponate starke Bilder beim Publikum, verfestigen sich in den Erinnerungen und liefern hübsche Sujets auf Kaffeetassen und Schlüsselanhängern. Nichts aber fliegt so leicht über den Tresen wie Leonardos Helikopter auf Papierservietten.
Die großen Museen der Technik gehören zu den kulturellen Spätfolgen der Industrialisierung. Als imperiale Tempel der Moderne haben sie die Industrie-, Gewerbe- und Weltausstellungen des späten 19. Jahrhunderts auf Dauer gestellt. Mit sorgfältig ausgewählten Exponaten machen sie seither die Grundsätze des technischen Wandels einem breiten Publikum verständlich. Auch für Oskar von Miller, Spiritus rector des seit 1903 aufgebauten Deutschen Museums in München, musste das technische Museum der »Volksbelehrung« dienen und darum »von Anfang an in all seinen Teilen planmäßig entworfen und ausgeführt« werden.
Die Themenlandschaft seines Museums orientierte sich deshalb an bekannten Gebieten technischer Praxis. Im Verkehrswesen waren Straßen, Bahnen, Kanäle, Schiffe und Flugzeuge die Favoriten. Bei den Industrien entschied er sich für den Bergbau, das Hüttenwesen, die Kraftmaschinen, das Textilgewerbe und die Landwirtschaft. Nicht weniger als vierzig Themen aus Wissenschaft und Technik landeten im großen Plan. Um sie angemessen ausstellen zu können, mussten nun didaktisch günstige Objekte gesucht werden.
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