Obsoletes
von David GugerliAusgestorbene Technologien überleben am elegantesten in der aufgeräumten Schönheit illustrierter Tablebooks. In Extinct – A Compendium of Obsolete Objects von Barbara Penner und ihren Kolleginnen zum Beispiel. Hier herrscht eine abstrakte editorische Ordnung, die ihre Gegenstände aus Geschichte und Chronologie gelöst hat und sie ganz enzyklopädisch in alphabetischer Reihenfolge präsentiert. Immer ein ganzseitiges Bild, dem drei Textseiten folgen.
Das ergibt ein knappes Inventar obsolet gewordener Dinge. Von den zahllosen verglühten Sternen der Technikgeschichte haben es gerade einmal hundert auf die Liste geschafft, darunter das Flugboot, die Floppydisk, das Minitel und die Polaroid-Kamera. Vorgeführt werden sie wie Jagdtrophäen. Sie sind illustrativ freigestellt, schweben ungerahmt und kontextfrei auf dem weißen Papier des Buches. Grafisch objektivierte Objekte, deren gleichförmige Anordnung die Ungleichförmigkeit ihrer Schicksale auf elegante Weise unsichtbar macht. Arsentapete, Blitzwürfel, Leukotom, Pianola oder Pyrophon.
Selbstverständlich kommt auch die Concorde vor, ausnahmsweise sogar mit etwas bildlichem Kontext: Gezeigt wird jenes Exemplar, mit dem am 10. April 1969 der britische Jungfernflug des Modells bestritten wurde. Die Maschine liegt in der Luft, ist eindeutig in Richtung Himmel unterwegs, hängt gerade noch über den Scharen ihrer herbeigeeilten Fans.
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