Heft 866, Juli 2021

Wiederkehr als politisches Motiv

von Wolfgang Fach

Christian Dietrich Grabbe hat 1829 ein fünfaktiges Drama publiziert, betitelt Kaiser Friedrich Barbarossa. Als der Titelheld nach gewonnener Schlacht wieder heimkehrt, empfängt ihn seine treue Gattin Beatrice voller Überschwang: »Christi Auferstehung freut mich nicht wie deine!«

Von dem Stück oder diesem Passus weiß heute niemand mehr. Immerhin lernt man, dass das Motiv der Wiederkehr Grenzen überschreitet und Felder miteinander verbindet: Christus kehrt wieder, Friedrich tut es ihm nach. Beide Gestalten gleichen einander darin, dass sie Menschen aus tiefer Not »erlösen« (von Sünden oder Sorgen). Es geht um viel. Kommt einer spätnachts vom Wirtshaus zurück, wird man kaum von »Wiederkehr« sprechen.

Ein drittes Exempel, dieses Mal politischer Natur: Zig Millionen Amerikaner bauen darauf, dass Donald Trump sein Versprechen wahrmacht, sich nicht aufs Altenteil oder in den Schmollwinkel zurückzuziehen, sondern alles, was seine übermenschlichen Kräfte vermögen, unternimmt, um die (ihrer festen Meinung nach) manipulierte Wahlschlappe auszumerzen. Also wiederkehrt: »We will be back in some form.«1

Möchten Sie weiterlesen?

Mit dem Digital-Abo erhalten Sie freien Zugang zum gesamten MERKUR, mit allen Texten von 1947 bis heute. Testen Sie 3 Monate Digital-Abo zum Sonderpreis von nur 9,90 Euro.

Jetzt Probelesen

Weitere Artikel des Autors