Danilo Scholz ist Ideenhistoriker, aber als solcher und daneben und darüber hinaus ein versatiler Autor, der von kurzen polemischen Interventionen (nicht zuletzt im Merkur-Blog) über die Feuilleton-Rezension (etwa hier in der taz zu Simon Strauß‘ Roman Sieben Nächte) und den Essay bis zur wissenschaftlichen Monografie viele Register beherrscht. Er ist auf Facebook ebenso zuhause wie auf akademischen Konferenzen. Seinen BA hat er an der Universität Cambridge erhalten, seine Master-Arbeit zu Alexandre Kojève an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris erhielt 2011 den Raymond-Aron-Preis und 2013 den Marc-Bloch-Preis. 2019 wurde er mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet.
In seiner Dissertation geht es darum, wie Einsichten der ethnologischen, psychoanalytischen und geografischen Forschung Konzepte und Kritiken des Staats im französischen Denken nach dem Zweiten Weltkrieg fundamental erneuert haben. Derzeit arbeitet Danilo Scholz als Max Weber Fellow in Florenz an seinem ersten Buch über Alexandre Kojève, das bei C.H. Beck erscheinen wird. Merkur-Autor ist Danilo Scholz im Blog seit 2015, im Heft seit 2017.
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Danilo Scholz im Merkur
Zweite Lesung: Danilo Scholz im Gespräch über Carl Schmitt
mit Christian Demand und Ekkehard Knörer | Mai 2018
Danilo Scholz empfiehlt zur Zweiten Lesung „Die Einheit der Welt“ von Carl Schmitt aus dem Jahr 1952. Wegen seines nationalsozialistischen Hintergrunds sorgte die Veröffentlichung des Textes bei Merkur-Autoren und -Lesern für Empörung. Eigentlich ist es ein nüchternes Essay. Doch bei genauer Lektüre wird das Problematische an Schmitts Denken erkennbar. (…ansehen)
Zug um Zug ins Paradies
von Danilo Scholz | Merkur, Nr. 827, April 2018
Der Straßenkampf lässt sich auch ganz unverfänglich propagieren. Bereits der Name der französischen Website Lundi matin weckt eher Assoziationen an gediegenes Frühstücksradio. Die Seite ist minimalistisch, aber mit einem nicht zu verkennenden Willen zur Eleganz gestaltet. Die Autoren orientieren sich an einem selbstverliebten Ethos journalistischer Gelassenheit, das im Moment seiner existentiellen Krise augenzwinkernd wiederbelebt wird. Inhaltlich aber geht es knallhart zur Sache: (…lesen)
Der Staat: Anmerkungen zum politischen Denken in Frankreich
von Danilo Scholz | Merkur, Nr. 921, Oktober 2017
»Der Staat gebiert seine Kinder in den Staat, das ist die Wahrheit … Der Staat macht und ermöglicht nur Staatsmenschen, das ist die Wahrheit … Wenn wir Menschen sehen, sehen wir nur Staatsmenschen, Staatsdiener, wie ganz richtig gesagt wird.« Thomas Bernhard, Alte Meister Ein Armutszeugnis für Frankreich: Dem Land will es nicht gelingen, sich von seinem Staatsglauben loszusagen, stellte die Zeit im Juli 2017 resigniert … (…lesen)
Für eine Politik der Geldpolitik: Habermas, Streeck und Draghi
von Danilo Scholz und Adam Tooze | Merkur, Nr. 816, Mai 2017
Europa eignete sich schon immer als Projektionsfläche. Die Europäische Union entstand zunächst ohne Revolution, aber in Folge zweier gewaltiger Kriege. Und sie veränderte sich nach dem Ende des Kalten Krieges noch einmal grundlegend, diesmal unter dem Eindruck einer Revolution. War es eine kontinentale Antwort auf die amerikanische Übermacht? (…lesen)
Gespräch mit Philipp Descola
von Danilo Scholz und Cord Riechelmann | Merkur, Nr. 799, Dezember 2015
Philippe Descola, 1949 in Paris geboren, ist Inhaber des Lehrstuhls für »Anthropologie de la nature« am Collège de France in Paris. Claude Lévi-Strauss, Descolas Lehrer und von 1959 bis 1982 sein Vorgänger am Collège, vertrat das Fach Ethnologie dort noch unter der Bezeichnung »Anthropologie sociale«. Die heutige Benennung markiert somit, bei aller Kontinuität, auch eine Differenz. Während Lévi-Strauss am Dualismus von Natur … (…lesen)
Zwei, drei, viele Houellebecqs
von Danilo Scholz | Merkur, Nr. 799, Dezember 2015
Zwei, drei, viele Houellebecqs Zu den Nach- und Nebenleben eines Autors Von Danilo Scholz Die Kunst, so schrieb der Ethnologe Claude Lévi-Strauss in Das wilde Denken, nimmt ihren Platz auf »halbem Wege zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und mythischem oder magischem Denken« ein. Sie versucht, historische Ereignisse aus ihrer unbehauenen und unerträglichen Kontingenz in eine sinnhafte Struktur zu überführen. Das gilt nicht nur für traditionelle Stammesgesellschaften, sondern auch für die (…lesen)