Warten auf die Jäger
von Susanne NeufferDie Lage ist da. Die Wölfe sind da. Das ganze Gerede und Geraune der letzten Jahre und Monate – jetzt stimmt es.
Als der Rufbus mich abgesetzt hat, treten die Nachbarn aus ihren Häusern, ein Empfangskomitee. Alle paar Meter erzählt man mir dieselbe Geschichte in kleinen Variationen.
Eine Hirschkuh ist gerissen worden, ihr riesiger Kopf ist übrig geblieben. Das Pferd des Nachbarn lag blutig aufgeschlitzt auf der Weide.
Die Behörden schweigen.
Die Jäger dürfen nicht schießen.
Die Laborbefunde sind nicht eindeutig.
Ich gehe ins Haus, im Normalfall eine Leihgabe der Götter für ein paar Tage, mit Blick über Pferdeweiden und Wald in eine ziemlich endlose Ferne.
Die Fallen im Keller sind wieder voll, tote, halbierte, stinkende Mäuse. Die müssten entfernt werden, die Fallen gereinigt und wieder befüllt.
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