Das Berufsbild des Schellenknechts ist mittlerweile landläufig eher unbekannt. Schellenknecht
konnte man beispielsweise in der Frühen Neuzeit werden, wenn man sich in den Dienst
eines städtischen Leprosiums stellte und für die dort internierten Aussätzigen allerhand
Aufgaben übernahm, beispielsweise Spenden sammeln oder die Arbeit eines Küsters verrichten
oder auch verstorbene Lepröse begraben. Ankündigen musste er sich mit Schellen, so
wie die Leprakranken vor ihrem Erscheinen mit einer hölzernen Klapper warnten.
Bei einem so breiten Aufgabenspektrum kann natürlich das eine oder andere schiefgehen.
Zwischen 1613 und 1617 kommt es beispielsweise in Koblenz zu Friktionen zwischen den
Leprösen und ihrem Schellenknecht, angeblich hat er erst Almosen veruntreut und dann
die Bewohner des Siechenbergs durch das anstößige Verhalten seiner Ehefrau verärgert:
»Wegen der überaus großen Unzucht und Schand mit Fressen und Saufen sollte nach Beschluß des Rates die Frau des Schellenknechts bestraft werden. Wie die
Sache weiterging, ist nicht bekannt.«