Heft 865, Juni 2021

Thomas Bernhard hat doch Recht

von Hanna Engelmeier

Im Sommer 2004 betrat ein Freund in dem Moment die Gleise einer Regionalbahnstrecke, als ein Zug kam. Es war sein zweiter Versuch, jetzt nichts mehr dem Zufall zu überlassen, und dieses Mal führte er ihn bis zum Ende aus.

In jenem Sommer erschien als Lizenzausgabe Thomas Bernhards Roman Der Untergeher, der von der Freundschaft zweier Männer handelt, die im Salzburger Mozarteum gemeinsam mit Glenn Gould studieren und ihr Leben lang ihre Beziehung und ihr Schaffen an ihrem jeweiligen Verhältnis zum unerreichbaren Pianisten Gould messen. »Lange vorausberechneter Selbstmord, dachte ich, kein spontaner Akt von Verzweiflung« ist dem Roman als Motto vorangestellt, dessen einprägsamer »Sagte er, dachte ich«-Drive mich damals so stark in Beschlag nahm, dass ich viel über Bernhard redete und kaum über meinen toten Freund.

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