Merkur-Relaunch in den Medien

„Es wird ohnehin längst aus allen Rohren geschossen. Unter merkur-blog.de findet sich eine Chronik der laufenden Ereignisse rund um das Heft.“ Schreibt Gregor Dotzauer im Tagesspiegel (vom 18. Januar, nicht jetzt online), in dem er unter der Überschrift „Der Himmel über der Bleiwüste“ über unseren Relaunch berichtet. Recht hat er, und Selbstreferenzialität können wir auch. Ansonsten stellt Dotzauer fest: „Dennoch ist der Relaunch eher eine Retusche. Man hat … nicht den Eindruck, eine andere Zeitschrift in der Hand zu halten, wohl aber eine deutlich besser lesbare.“ Skeptischer ist er, ob das mit der im neuen Erklärtext geforderten „Distanz zum Feuilleton wie zu Fachzeitschriften“  gelingen kann, beziehungsweise ob es auch „zurück in eine Debattenkultur führt, die unter den agents provocateurs Bohrer und Scheel auch der bundesrepublikanischen Medienökologie vor der Netzdämmerung geschuldet war“. Wenn er hinzufügt, dass selbst die Redaktion das bezweifelt, hat er sicherlich recht. Die Frage ist allerdings auch, ob die Redaktion von dergleichen überhaupt träumt.

Gustav Seibt hält in der Süddeutschen (vom 14. Januar, leider auch nicht online) in Sachen Layoutreform fest: „Am wichtigsten für den Leser ist der etwas lichtere, freundlichere Satz der Texte. Die Anmutung ist insgesamt weniger bleiern.“ Eigentlich – und da sind wir natürlich völlig d’accord – komme es aber auf etwas anderes an: „Entscheidend ist, dass sich am Anspruch der Zeitschrift nichts geändert hat.“ Und damit zum Schwerpunkt „Die Gegenwart des Digitalen“: „Die sechs damit befassten Texte wechseln sich in gründlicher Information und spekulativer Erörterung ab, und wer sich ohne medienphilosophisches Tamtam auf den Stand der Dinge bringen möchte, wird ausgezeichnet versorgt.“ Wenn das also die Alternative wäre – „Stand der Dinge ohne medienphilosophisches Tamtam“ versus „zurück zur Debattenkultur vor der Netzdämmerung“ –  dann hat die Redaktion eine entschiedene Präferenz.

Auch die FR bzw. Berliner Zeitung hat berichtet, Autor ist Harry Nutt. In Sachen Layout wertet er nicht, hebt inhaltlich als „den interessantesten Beitrag“ den von Dirk Baecker heraus, der bei Seibt als „spekulativster, darum auch anfechtbarster“ Text des Januarhefts figuriert. In Bezug auf die im Essay von Carlos Spoerhase und Caspar Hirschi genannten Summen, die man für akademische Zeitschriften heute oft hinblättern muss, meint Seibt im übrigen: „Wer die dort üblichen fünfstelligen Summen wahrnimmt, kann die 120 Euro für ein Jahresabonnement des Merkur schwerlich übertrieben finden.“ Stimmt natürlich. Und für Studierende sind es ja jetzt schon nur 80. (Mehr dazu hier.) Darüber hinaus werden wir ab März aber den nicht so begüterten potenziellen LeserInnen ein Angebot unterbreiten, das man nicht so einfach ablehnen kann. Dazu dann zu gegebener Zeit aber mehr. shemales schweiz

P.S.: Hier Christian Demands Gespräch im Deutschlandradio zum aktuellen Heft.