• Verbiegung eines Lebenswegs. Zu Durs Grünbeins „Der Komet“

    Durs Grünbeins viel gelobtem Buch Der Komet etwas Abträgliches nachzurufen, könnte nach Missgunst aussehen. Dass man sich von dem Buch eingenommen und bereichert finden kann, ist auch überhaupt nicht zu bestreiten. Was jedoch, wenn das Lob seiner Wirklichkeitstreue auf einer Täuschung beruht, wenn es den Lebensweg der „einfachen Frau bis zum Untergang Dresdens“, von dem es handelt, Grünbeins Großmutter Dora Wachtel, in maßgeblichen Partien nicht gegeben haben kann, nicht gegeben hat? (mehr …)
  • Nach der Zäsur. Versuch eines vorausschauenden Rückblicks auf die documenta 15

    . [Dies ist die Vorabveröffentlichung eines Texts, der in der Märzausgabe des Merkur, # 898, erscheint.] Unter dem Eindruck des terroristischen Massakers in Südisrael und seiner Folgen hat die hinter der Kasseler „Weltkunstschau“ documenta stehende gGmbh am 17. und 18. November 2023 ein Symposium über deren fünfzehnte Ausgabe abgehalten.[1] Im Jahr 2022 sei diese, so der Ankündigungstext, zum „Brennpunkt einer Debatte über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus“ geworden. Die Konferenz, die lange vor dem 7. Oktober vom documenta-Institut unter der Leitung des Soziologen Heinz Bude konzipiert worden war, hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, von der documenta 15 aus auf ihre Nachwirkungen in Kunst, Politik und Öffentlichkeit zu schauen – man könnte also sagen: einen vorausschauenden Rückblick auf sie zu wagen. Der heute vielleicht gewagt klingende Titel der Veranstaltung: „Die documenta fifteen als Zäsur?“ (mehr …)