Betriebshellsichtigkeit. Zur Souveränität des Theaters
Der Essay ist im Dezemberheft 2018, Merkur # 835, erschienen.Es hat Vorwürfe sexueller Belästigung gebraucht, damit am Theater wieder über Machtverhältnisse geredet wurde. Wieder – denn politisch motivierte Kritik am Machtgefüge der Theaterarbeit gab es schon früher, sogar welche mit Konsequenzen. Aber da der Anlass diesmal männliche Regisseure sind, die ihre souveräne Position missbrauchen, rückt auch die Souveränität dieser Position mit in den Fokus: Ruft die Macht des Regisseurs nicht geradezu nach ihrem Missbrauch? Ja, besteht sie nicht auch dort, wo jemand sie ganz im Sinne ihrer Einrichtung ausübt, stets ein Stück weit darin, die Grenze des Anstands zu überschreiten und mit den Körpern anderer Menschen Dinge zu tun, die deren Recht auf Selbstbestimmung zwischenzeitlich suspendieren? (mehr …)
The Trouble With Talking
Der Essay ist im Dezemberheft 2018, Merkur # 835, erschienen.2013 nahm ich in der Schweiz an einer Diskussionsveranstaltung teil, in deren Verlauf ein Herr aus dem Publikum sagte, das Internet tauge schon aus dem einfachen Grund nichts, weil es voll Zank und Streit sei. Der wiederum entstehe aus den Missverständnissen, die die schriftliche Kommunikation zwangsläufig mit sich bringe und die man nur im persönlichen Gespräch vermeiden oder ausräumen könne. Das Argument begegnete mir nicht zum ersten Mal, und ich sagte das, was ich immer sage, nämlich dass meine Erfahrungen andere sind. Ich unterhalte mich lieber schriftlich als mündlich, und der größere, oft auch der interessantere Teil meiner Kommunikation findet schriftlich statt. Ich arbeite seit zwanzig Jahren in räumlich verstreuten Teams und lebe seit fünfzehn Jahren in einer Fernbeziehung, in der nie telefoniert wird. (mehr …)