• Hohe und niedrige Metaphern (Hohe Kultur 2)

    Teil 2 der Serie von Merkur-Blog und pop-zeitschrift.de (Teil eins) ‚High‘ und ‚low‘ können in bestimmten Aussagen als orientational metaphors (George Lakoff/Mark Johnson) fungieren. Sie gehören zu den Metaphern, die selten als solche bemerkt werden und doch bzw. gerade deshalb oft gebraucht werden: ‚niedrige Beweggründe‘, ‚Hochstimmung‘. Die beiden orientational metaphors treten in vielen Varianten auf: ‚Jetzt ist er endgültig unten angekommen‘, ‚sie strebt nach oben‘, ‚ein erhebender Moment‘, ‚Niedergeschlagenheit‘. Sehr oft ist es im ‚höheren‘ Bereich gut, im ‚niedrigeren‘ schlecht (Ausnahme wäre etwa der ‚Hochmut‘, aber auch hier bleibt im Sprichwort unumstritten, dass er zu einem ‚Niedrigen‘ beiträgt, welches wie gewohnt negativ konnotiert ist: ‚Hochmut kommt vor dem Fall‘). Das Schlechte und Böse befindet sich unten, das Gute und Wahre oben, im ‚Ideenhimmel‘. Wenn es bei Eichendorff originell heißt: „In die schöne Welt hinunter / Lockt dich dieses Stromes Gruß“, ahnt man, dass die Fahrt kein gutes Ende nehmen wird, so schön die Versuchung auch sein mag. (mehr …)
  • Gegenstrebige Fügung. Zur Verleihung des Ludwig-Börne-Preises an Rüdiger Safranski

    , "-Herr Safranski, niemand hat das Wesen des Deutschen so genau analysiert wie Sie. Was ist in Deutschland los?

    Um es knapp auszudrücken: Es herrscht in der Politik eine moralistische Infantilisierung.

    - Und weniger knapp?

    Deutschland hat nach 1945 als besiegte Nation ihre Souveränität verloren. Bis zum Mauerfall 1989 hatte Westdeutschland außenpolitisch eine bequeme Existenz: Wir standen unter dem Schutzschild der Amerikaner und waren für nichts verantwortlich. Da wir nicht für uns sorgen mussten, wurden wir infantil. Wir wussten nicht mehr, was Außenpolitik bedeutet. Erst 1989 wurde Deutschland wieder souverän und bewegt sich bis heute sehr unsicher auf dem internationalen Parkett. Wir schwanken zwischen ökonomischem Selbstbewusstsein und einem weltfremden Humanitarismus. Unsere Außenpolitik wird zu einer moralischen Mission. (mehr …)

  • Vergangenheit, die vergeht. Der Greifswalder Streit um Ernst Moritz Arndt

    Die Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald ist Geschichte. Der akademische Senat der Universität hat sich mit Zweidrittelmehrheit entschieden, das Namenspatronat zu beenden. Damit wird eine Entscheidung revidiert, die 1933 im Dunstkreis der Nationalsozialisten gefällt, vom real existierenden Sozialismus bestätigt und im wiedervereinigten Deutschland geduldet wurde. Der Ablegung des Namens gingen jahrelange, erbittert geführte Debatten voraus.  (mehr …)
  • „Democracy as Data“? – Über Cambridge Analytica und die „moralische Phantasie“

    a

    „Oh my Good, it's a mirage I'm tellin’ y’all it’s a sabotage So listen up ‘cause you can’t say nothin‘ You’ll shut me down with a push of your button?“

    - Beastie Boys, Sabotage 

    „Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“

    - Theodor W. Adorno, Minima Moralia

      In einem diskursiv ausgeruhten Beitrag zu einem kurzzeitig viral hocherhitzten Artikel zur ‚Big-Data-Bombe’ beobachtet Jan Lietz vor einigen Wochen eine problematische Diskursverknappung: Blinde Annahme auf der einen und unausgewogene Kritik auf der anderen Seite hätten zum Ausbleiben eines produktiven Dissenses geführt. Mit dieser Diagnose hat Lietz sicherlich recht. Doch scheint sich in den Reaktionen auf den Artikel und ihrer Dynamik nicht allein eine ‚Verknappung’ des Diskurses abzuzeichnen; mehr noch handelt es sich um dessen ‚systematische’ Einebnung. Es wurde vor allem deutlich, dass im Milieu einer fragwürdigen Techno-logie die Möglichkeit zur Kritik selbst prekär wird. (mehr …)
  • Kooperation Pop und Merkur

    Anmerkungen und Leitfragen zum Kooperationsthema ‚hohe Kultur‘.

    Das Merkur-Blog – die Internetseite der Zeitschrift Merkur – und pop-zeitschrift.de – die Internetseite der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik – werden 2017 kooperieren. Als Thema der Artikelserie, die von Autor*innen der beiden Websites und Zeitschriften bestritten wird, haben wir ‚hohe Kultur‘ ausgesucht. Das Thema liegt insofern nahe, als es einerseits ein entscheidender Gegenbegriff zu ‚populärer Kultur‘ war (oder ist) und andererseits den Ort des Merkur, der im Untertitel „Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“ trägt (bzw. trug: seit Januar 2017 heißt es „Gegründet 1947 als…“), gut zu bezeichnen scheint. (mehr …)