• Corona – die Unfähigkeit zu lernen?

    Alle Gesellschaften - reich oder arm werden mit dem Diktum 'lernen oder untergehen' konfrontiert, auch wenn vielleicht einzelne sich nicht unmittelbar bedroht fühlen. Innovatives Lernen ist für eine Gruppe ganz besonders unerläßlich geworden - für diejenigen, die über die Macht verfügen, die menschliche Rasse auszulöschen.“ Dieser martialische Satz steht in einem Buch aus dem Jahr 1979, herausgegeben von Aurelio Peccei, dem damaligen Präsidenten des Club of Rome. Es hatte den Titel „Club of Rome – Zukunftschance lernen – Bericht für die achtziger Jahre.“ Es ist leider weit weniger bekannt als der erste Bericht des Club of Rome vom Ehepaar Meadows, welcher „Grenzen des Wachstums“ hieß und heute sehr modern für ein Gleichgewicht von wirtschaftlichem Wachstum und ökologischen Bedingungen plädierte. Heute, genauso intensiv wie damals, zeigt dieser zweite Bericht des Club of Rome jedoch eine weitere Facette des Versagens politischen Denkens jenseits des ungebremsten Wachstumsdenkens auf. (mehr …)
  • Digitaler Unterricht ist eine Chance für gemeinsames Lernen

    Nun ist die Entscheidung gefallen: Es bleibt für die meisten erst einmal beim home schooling. Dieser Testfall für den digitalen Unterricht ist eine Chance für den normalen, physischen Schulbetrieb. Denn was im Digitalen scheinbar fehlt, weist auf ein Defizit aktueller Unterrichtsmethoden hin: die soziale Komponente. Gerade Unterricht aus der Ferne setzt schulische Beziehungsarbeit und kollaborative Arbeitsformen wieder auf die Agenda. Voraussetzung dafür ist, dass digitale Möglichkeiten – und diese sind eben nicht nur ‚technisch‘ – tatsächlich ausgeschöpft werden. Mit welchen Funktionen wollen wir Lernplattformen bestücken, mit welchen Inhalten und Methoden wollen wir digitale Endgeräte in Schülerhand bespielen? Wie verändert sich die Unterrichtssituation, die ‚Inszenierung‘, die Interaktion im digitalen Unterricht? Welche Übungstypen und Arbeitsformen sind kognitive Hemmschuhe, welche Siebenmeilenstiefel?      (mehr …)
  • Die Überwindung der Maskenphobie

    Im Blick auf die Ansteckungsraten mit Covid19 erlaubt der Vergleich zwischen Ländern, die wie selbstverständlich auf das Tragen von Masken setzten und solchen, die gar nicht oder erst viel später dazu verpflichteten, den ersteren eine größere Kompetenz bei der Infektionseindämmung zuzusprechen. Wenn es die Statistik auch nicht einfach erlaubt, das Tragen von Masken als Ursache der großen Unterschiede in der Ausbreitung des Virus namhaft zu machen, so wird man trotzdem auf den Vorteil von Verhaltensmustern schließen dürfen, die mit dem Tragen von Masken einhergehen. Was also, wenn der Erfolg Singapurs, Südkoreas, Japans oder, wenn man den Zahlen glaubt, Chinas, auf entsprechende Verhaltensweisen zurückgehen, noch vor dem Social Tracking – oder möglicherweise in Verbindung mit diesem? (mehr …)
  • 2 x Rudolph (Welt am Sonntag/FAZ)

    Nachdem in den letzten Jahren die Zeitschriftenschauen in den Zeitungen fast alle abgeschafft wurden (löbliche Ausnahme: der Tagesspiegel, mit einer sonntäglich erscheinenden Zeitschriftenkolumne von Gregor Dotzauer), gibt es in der Welt am Sonntag unter Leitung von Jacques Schuster jetzt eine neue Rubrik "Aufgeblättert". Das ist für Medien wie den Merkur natürlich ohnehin erfreulich. Noch erfreulicher: Am letzten Wochenende gab es einen freundlichen Hinweis auf Moritz Rudolphs im Aprilheft erschienenen Thüringen-Text. Kurzes Zitat: "Ob der Vergleich zwischen Sands Tat und der NSU-Mordserie allen Lesern einleuchten wird, sei dahingestellt. Dennoch gelingt es Rudolph auf originelle Weise, das Sperrige an Thüringen durch historische Beispiele zu belegen." Und auch auf der Geisteswissenschaften-Seite der FAZ gibt es immer wieder Hinweise auf Longreads, oft betrifft das aber akademische Fachliteratur. Diese Woche weist Thomas Thiel aber auf einen "lesenswerten Essay" hin, auch aus dem Merkur, auch von Moritz Rudolph, allerdings seinen Weltgeist als Lachs aus dem Februar (hier für 2 Euro erhältlich) - und notiert in seinem Kommentar, dass hier die Rückablösung Foucaults als Mikroanalytiker der Macht durch die eher auf den Staat fokussierte Kritische Theorie Gestalt annimmt.
  • Was Europa von Südkorea nicht lernen kann

    Das für mich persönlich Seltsamste in dieser Corona-Krise ist die Begeisterung des Westens über mein Heimatland Südkorea. Nicht nur Wirtschaftszeitungen wie die Financial Times oder liberale Medien wie New York Times und BBC, sondern auch linke Zeitungen wie die taz präsentierten die südkoreanischen Maßnahmen gegen die Covid-19-Ansteckungswelle als Vorbild für das Krisenmanagement auch im Westen. Die „Why don't we do it like the Koreans?“-Frage ist in den USA zum Klischee in Pressekonferenzen geworden. (mehr …)