• Macron und die politische Philosophie

    Während Angela Merkels vorsichtig-erbarmungsloser Pragmatismus theoretischen Annäherungsversuchen kaum Chancen lässt, lädt die Wahl Emmanuel Macrons zum französischen Staatspräsidenten zur philosophischen Ortsbegehung geradezu ein. Dass Macron dem Liberalismus zu einem unverhofften Sieg verholfen hat, bezweifeln in Frankreich nur wenige. Doch Uneinigkeit herrscht in der Frage, in welche liberale Ahnenreihe sich der ehemalige Philosophiestudent Macron einreiht. (mehr …)
  • Mehr Desorientierung: Wozu und worin die Geisteswissenschaften gut sind

    In den letzten Monaten stieß ich immer wieder auf Textpublikationen, in denen die Wichtigkeit der Geisteswissenschaften (humanities) angesichts von Trump, Populismus, Autoritarismus, fake news und alternative facts (vulgo: Lügen) betont wurde – nicht zuletzt, weil Trump die Geisteswissenschaften, da sie nicht in sein als Politik getarntes Geschäftsmodell passen, gerne auf den Müllhaufen der Geschichte befördern würde (und entsprechende Anstrengungen unternimmt). Vermutlich ist er an einem entsprechenden Entsorgungsunternehmen beteiligt. (mehr …)
  • Wir sind nicht Leitkultur

    Birte Förster (@BirteFoerster): Ich wache am Sonntagmorgen auf und lese wieder einmal, das Land brauche eine „Leitkultur“. Der Text des Innenministers zielt auf Ähnlichkeit, er entwirft einen homogenen kulturellen Handlungs- und Haltungskatalog, in dem ich – das protestantische Kind zweier deutscher Bildungsaufsteiger – mich kaum wiederfinde, nicht als Demokratin, nicht als Frau, und als Historikerin erst recht nicht. Wir haben doch längst eine Grundlegung unseres Zusammenlebens – dass wir uns alle ähnlich sein müssten, steht ausdrücklich nicht im Grundgesetz. Es schützt vielmehr kulturelle, politische und religiöse Vielfalt, es schützt vor dem Zwang zur Ähnlichkeit, zur Homogenität, wie ihn der NS-Staat vorschrieb. Ein Mensch, so formulierte es Carolin Emcke in einer ihrer SZ-Kolumnen, muss mir eben nicht ähnlich sein, um die gleichen Rechte wie ich zu haben. Der eigene Lebensentwurf ist immer nur einer von vielen, zugleich besteht kein Recht darauf, in den eigenen Haltungen nicht auch einmal irritiert und herausgefordert zu werden, nur weil man sich als Teil eines kollektiven „Wir“ wähnt. (mehr …)
  • Richtigstellung

    Polemische Auseinandersetzungen wollen und sollen mit aller Schärfe geführt werden. Doch Kritik muss sich gerade dann, wenn man die Positionen des Gegenübers ablehnt, an das Gesagte und Geschriebene halten. Das gilt umso mehr für politisch heikles Terrain. Im Essay Für eine Politik der Geldpolitik im aktuellen Heft, Merkur 816, schrieb Danilo Scholz dem Soziologen Wolfgang Streeck fälschlicherweise eine Aussage zu, die der Staatsrechtler Dietrich Murswiek getätigt hat. Streeck behauptete in seinem FAZ-Artikel vom 3. Mai 2016 nicht, dass durch Merkels Flüchtlingspolitik „aus der nach Sprache, Kultur und Geschichte deutschen Mehrheitsbevölkerung eine multikulturelle Gesellschaft ohne einheitliche Sprache und Tradition“ wird.