Mai 04, 2017 - 3 Kommentare
Birte Förster (@BirteFoerster):
Ich wache am Sonntagmorgen auf und lese wieder einmal, das Land brauche eine „Leitkultur“. Der Text des Innenministers zielt auf Ähnlichkeit, er entwirft einen homogenen kulturellen Handlungs- und Haltungskatalog, in dem ich – das protestantische Kind zweier deutscher Bildungsaufsteiger – mich kaum wiederfinde, nicht als Demokratin, nicht als Frau, und als Historikerin erst recht nicht.
Wir haben doch längst eine Grundlegung unseres Zusammenlebens – dass wir uns alle ähnlich sein müssten, steht ausdrücklich nicht im Grundgesetz. Es schützt vielmehr kulturelle, politische und religiöse Vielfalt, es schützt vor dem Zwang zur Ähnlichkeit, zur Homogenität, wie ihn der NS-Staat vorschrieb. Ein Mensch, so formulierte es Carolin Emcke in einer ihrer SZ-Kolumnen, muss mir eben nicht ähnlich sein, um die gleichen Rechte wie ich zu haben. Der eigene Lebensentwurf ist immer nur einer von vielen, zugleich besteht kein Recht darauf, in den eigenen Haltungen nicht auch einmal irritiert und herausgefordert zu werden, nur weil man sich als Teil eines kollektiven „Wir“ wähnt. (mehr …)
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