• Doch ein Strukturwandel? Eine Entgegnung auf Jan Wieles Polemik

    Literaturkritik steht im Feuer, keine Frage. Jan Wiele hat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 5. März 2025 seiner Frustration über diese Entwicklung Luft verschafft und dazu meinen Aufsatz zum Strukturwandel der literarischen Öffentlichkeit aus dem März-Heft dieser Zeitschrift ausgesucht. Damit hat er allerdings den falschen Gegner gewählt. Denn wie er bin auch ich in meinem Artikel der Meinung, dass es Experten wie Literaturkritiker geben sollte, Feuilletons eine wunderbare Einrichtung sind, die man erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe, und dass es schlechte Bücher gibt, die man auch so nennen sollte. Wir gehören derselben Stilgemeinschaft an. Dennoch hat Wiele eine Gattung gewählt, die das Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft als „aggressive, auf Bloßstellung und moralische oder intellektuelle Vernichtung abzielende, gleichwohl argumentierende Kritik am Gegner in einem Streit“ beschreibt, als Polemik. Das lohnt eine Entgegnung. (mehr …)
  • Vom Pferd Fallada – oder von der Schwierigkeit, Ingeborg Bachmanns Gedichte ins Englische zu übersetzen

    Während meines Freisemesters in den 1990ern verbrachte ich reichlich Zeit in Mexiko. Es wurden gute  Monate, denn die Kooperation mit den Kollegen  lief erfolgreich. Und das Flanieren in der Kapitale, damals noch weitgehend unberührt von der Drogen-violencia, brachte überraschende Einsichten in Mexikos Österreich-Dekade:  Wegweisend war Perez Gay, damals Mexikos Chef-Intellektueller und einflussreicher TV-Direktor. Sein Bestseller El imperio perdido (1991, fünf weitere Auflagen) feierte mit Exkursen über Karl Kraus, Joseph Roth und Elias Canetti das mitteleuropäische Wien um 1900. (Kein wankelmütiger Text, trotz manch örtlicher Verirrungen und Verwechseln von Cafés.)   (mehr …)