• Nach der Zäsur. Versuch eines vorausschauenden Rückblicks auf die documenta 15

    . [Dies ist die Vorabveröffentlichung eines Texts, der in der Märzausgabe des Merkur, # 898, erscheint.] Unter dem Eindruck des terroristischen Massakers in Südisrael und seiner Folgen hat die hinter der Kasseler „Weltkunstschau“ documenta stehende gGmbh am 17. und 18. November 2023 ein Symposium über deren fünfzehnte Ausgabe abgehalten.[1] Im Jahr 2022 sei diese, so der Ankündigungstext, zum „Brennpunkt einer Debatte über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus“ geworden. Die Konferenz, die lange vor dem 7. Oktober vom documenta-Institut unter der Leitung des Soziologen Heinz Bude konzipiert worden war, hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, von der documenta 15 aus auf ihre Nachwirkungen in Kunst, Politik und Öffentlichkeit zu schauen – man könnte also sagen: einen vorausschauenden Rückblick auf sie zu wagen. Der heute vielleicht gewagt klingende Titel der Veranstaltung: „Die documenta fifteen als Zäsur?“ (mehr …)
  • Verhasste, geliebte Technokratie

    Widerstand und Bürgerlichkeit im post-Flüchtlingskrisen-Deutschland: Die Aktion „Flüchtlinge fressen“ des Zentrums für Politische Schönheit Im frühsommerlichen Berlin-Mitte hat jüngst das Aktionskunst-Kollektiv „Zentrum für Politische Schönheit“ (ZPS) ein Gesellschaftsstück mit dem Titel „Flüchtlinge fressen“ zur Aufführung gebracht, das für viele Uneingeweihte eine Rolle vorgesehen hatte. Über knapp zwei Wochen hinweg trotteten vier Tiger in einer eigens am Maxim-Gorki-Theater errichteten Arena umher; Schaulustige kamen zusammen, vor allem auch, weil die syrische Schauspielerin May Skaf angekündigt hatte, sich von diesen Tigern fressen zu lassen, falls die Bundesregierung nicht einem vom ZPS gecharterten Flugzeug, das mehr als 100 asylberechtigte Kriegsflüchtlinge sicher von der Türkei nach Deutschland bringen sollte, die Einreise erlaubte. (mehr …)